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Die Gießen 46ers und ihre Wolfszähmung

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Von: Sebastian Kilsbach

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Das Ende eines grandiosen Abends in der Osthalle: Das Team der Gießen 46ers feiert mit den Fans den 100:81-Sieg gegen den MBC aus Weißenfels. © Harald Friedrich

Den Gießen 46ers ist beim 100:81 (57:41) gegen den Syntainics MBC aus Weißenfels ein Glanzstück gelungen. Vorne wirbelte der Bundesligist teils nach Belieben durch die Reihen der Wölfe.

Die Gießen 46ers schossen sich den Frust der letzten Wochen von der Seele, als es reihenweise knappe Niederlagen zu quittieren galt: »Mit der Schlusssirene in Bayern haben wir angefangen, uns für dieses Spiel vorzubereiten. Die taktischen Dinge sind für uns wichtig, dass die Spieler die gleichen Fehler nicht wiederholen. Heute waren wir voll da von Anfang an. Und das war spielentscheidend«, berichtet Coach Strobl nach dem 100:81 gegen den Mitteldeutschen BC. In München hatte man sich erst nach Overtime geschlagen geben müssen.

Fans wie eine Wand hinter dem Team

Desto beeindruckender war, wie Gießen furchtlos gegen gut in die Saison gestartete Weißenfelser zu Werke ging. Sinnbildlich hierfür war eine Sequenz aus dem zweiten Viertel. Kilian Binapfl und Brayon Blake hatten gerade einen Team-Steal erbeutet und vorne im cleveren Zusammenspiel für Punkte gesorgt. Kurz darauf fegte Kendale McCullum, seines Zeichens der Dominanzfaktor der 46ers, durch die Zone der Ostdeutschen und legte zum 47:26 ab. Noch bevor der Ball richtig durch die Reuse geflutscht war, zog es den US-Guard mit Volldampf zurück in die Verteidigung. Dabei gab McCullum ohne Blick zurück taktische Anweisungen für die folgende Defensivsequenz.

Gießen war besser in die Partie gestartet. Ab dem 6:4 von McCullum lag man zu keinem Zeitpunkt mehr zurück. Der Wirbelwind spielte Weißenfels’ Nikola Rebic mit seinen Crossovern Knoten in die Beine. Die Osthalle - in der immerhin 1700 Zuschauerinnen und Zuschauer waren - stand hinter der Mannschaft wie eine Wand. Immer wieder erbeuteten die Gastgeber Bälle und kamen vorne zu leichten Punkten. Erst am Ende des Viertels konnte der MBC ein paar Zähler gutmachen, größtenteils konnten die Wölfe ihre Run-and-Gun-Philosophie aber nicht zur Geltung bringen.

Im zweiten Viertel wirkten die 46ers teils brechend dominant. Eine Auszeit von Gästecoach Igor Jovovic konnte nicht verhindern, dass Kyan Anderson einen weiteren Ball abfing, nach vorne marschierte und Bjarne Kraushaar mit einem Anspiel hinter dem Rücken zu leichten Punkten verhalf (41:21, 14.). Als Anderson ein weiteres Mal das Spielgerät klaute und frei zum Korb emporstieg, schien es, als würde der 1,80 Meter große Guard zum Dunk ansetzen. Das gesamte Team schien wie beflügelt

Erst vor der Pause konnte der MBC mit einem zwischenzeitlichen 11:5-Run wieder Boden gutmachen. Als Jamel Morris nach dem Seitenwechsel fünf Punkte in schneller Folge markierte, drohte das Spiel einen Sekundenbruchteil zu kippen (59:49, 23.). Nach einer Auszeit waren die 46ers aber wieder auf Kurs. Die Fans hinter dem Korb besangen in Dauerschleife ihre Liebe zum MTV. Florian Koch und John Bryant stellten auf 77:57.

Im Schlussabschnitt schwappte eine Laola durch die Osthalle, die Fans sangen einstimmig: »Hier regiert der MTV!«. Weißenfels war vor diesem Hintergrund längst abgemeldet: »Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es schwer ist, in Gießen zu spielen. Diese Zuschauer sind unglaublich, es ist atemberaubend, wie laut sie sind, wie sie singen und wie sie unsere Mannschaft unterstützen. Wir wollen ihnen auch weiterhin Gründe geben, zu feiern. Wir kämpfen nicht nur für uns, sondern für uns alle«, lobte Strobl nach dem Spiel im Presseraum. Der Übungsleiter selbst war mit »Strobl ist ein Gießener«-Gesängen von den Anhängern geadelt worden.

McCullum ist überall zu finden

Die Feierlichkeiten waren da gerade erst zu Ende gegangen. Kraushaar hatte die Humba angestimmt, in Richtung McCullum schallte es »MVP, MVP!«. Und das zurecht: Der 25-Jährige war an allen Ecken des Parketts zu finden gewesen und hatte Anderson an diesem Abend in seiner Funktion als Dirigent auf dem Feld würdig ersetzt. In 26 Minuten sammelte McCullum 19 Punkte (bei 80 Prozent aus dem Feld), sechs Rebounds, vier Assists und drei Steals. Er zog zudem acht Fouls, die mit dazu beitrugen, dass Weißenfels über weite Strecken der Partie mit Foulproblemen zu kämpfen hatte.

Mit dem zweiten Saisonsieg arbeiten sich die Hessen zurück ins Tabellenmittelfeld der BBL. Weiter geht es Sonntag bei s.Oliver Würzburg. Wie man Strobl kennt, laufen die Vorbereitungen vermutlich bereits seit Samstagabend.

Gießen: McCullum (19 Punkte, 6 Rebounds, 3 Steals), Omot (9), Nawrocki (2), Blake (10), Kraushaar (4), Anderson (10), Begue (2), Tate (7), Binapfl (4), Koch (7), Fayne II (15), Bryant (11).

MBC: Friederici, Kerusch (6), Richter (2), Caisin, Morris (20), Coffey (8), Huskic (12), Rapieque, Garbacz (13), Rebic (9), Yakhchali (11).

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