Desaster für die Spitzenbretter
(fjd). Von den beteiligten Vereinen gut aufgenommen wurde der Saisonauftakt in der Schach-Verbandsliga Nord. Alle vier ausgetragenen Begegnungen waren hart umkämpft und endeten mit dem knappest möglichen Resultat von 4,5:3,5, wobei insbesondere die Niederlage von Vizemeister SK Niederbrechen bei Schachfreunde Frankfurt überraschte. Zu dem Quartett der unglücklichen Verlierer gehören auch die Biebertaler Schachfreunde, die beim SV Oberursel II 3,5:
4,5 unterlagen. Verlegt auf den 27. Februar 2022 wurde das Nordhessen-Derby zwischen Aufsteiger Caissa Kassel und dem SK Vellmar.
SV Oberursel II - Sfr. Biebertal 4,5:3,5: Trotz des knappen Resultats mochte keine rechte Spannung aufkommen, da die Gäste bereits nach der vierten Stunde aussichtslos mit 1:4 ins Hintertreffen geraten waren.
Zu viel in der Eröffnung experimentiert hatte Philipp Risius am Spitzenbrett. Als Anziehender im Damenbauernspiel verzichtete Risius auf die stellungsübliche kurze Rochade zugunsten des Turmmanövers Th1-h3-g3. Widerpart Marc Nichols ließ sich nicht zweimal bitten, opferte einen Bauern für starkes Figurenspiel, wonach das instabile weiße Gebäude wie ein Kartenhaus zusammenbrach. Jeweils um einen Offizier erleichtert wurden Neuzugang Tobias Blaschke (Brett 3) und Brettnachbar Christopher Ottway.
Erstgenannter überschätzte gegen Krychevskiys Französische Verteidigung seine strukturellen Vorteile, da der Russe in Oberurseler Diensten die sich aus den eigenen Doppelbauern ergebenden Turmlinien samt Läuferpaar dazu verwendete, unangemeldet in die königlichen Gemächer des Anziehenden einzudringen. Mit gedrückter, aber durchaus resistenter Position schien Ottway die Eröffnungsprobleme der »Modernen Verteidigung« (1. e4 g6 2. d4 Lg7) gelöst zu haben. Im Bemühen, seinerseits am Damenflügel initiativ zu werden, übersah der Biebertaler einen pointierten Zwischenzug des spielstarken Oberurseler Nachwuchsspielers Ioannis Papadopoulos (DWZ 2038).
Bereits zuvor hatte Andreas Barth die einzige Punkteteilung in der aus Gästesicht verhängnisvollen oberen Bretthälfte erstritten. Gegen den ultrasoliden Katalanischen Aufbau des Oberurseler Seniors Thomas Falk ergaben sich für den favorisierten Biebertaler Mannschaftsführer kaum Möglichkeiten der Stellungsverschärfung, sodass im Turm-Läufer-Endspiel der Friedensschluss erfolgte (3,5:0,5).
Ein weiteres Unentschieden mit den schwarzen Steinen steuerte der seit einigen Jahren in Hamburg ansässige Stephan Michel bei, der - auf Heimaturlaub befindlich - kurzfristig am achten Brett aushalf und gegen Andreas Webers Reti-Aufbau nichts anbrennen ließ.
Beinahe aussichtslos ins Hintertreffen geraten, gingen die Gäste an den Brettern fünf und sechs ins Risiko und hatten mit der Stellungsverschärfung Erfolg. Alexander Lähnwitz investierte gegen Bernigs »Franzosen« einen Zentralbauern, um im Gegenzug seinen Schimmel dauerhaft auf e5 zu parken. Die Dominanz des Springers hielt bis ins Endspiel, wo Lähnwitz seelenruhig den hilflos am Brettrand gefesselten gegnerischen Läufer einkassierte (Weiß: Kg3, Td6, Se5, a3,b2,d4,f3,g6 - Schwarz: Kg8, Tf8, Lh5, a5,b5,d5,g7).
Nils Damm hatte sich in seinem Dd6-Skandinavier aus anfänglicher Umklammerung befreit und begann im späten Mittelspiel erste kleine Nadelstiche zu setzen. Sein übernervöser Kontrahent Varma verlor dadurch vollends den Faden, sodass der frühere hessische Jugendmeister nacheinander Bauer und Läufer eroberte.
Eine couragierte Vorstellung bot Florian Reichelt (DWZ 1902), der gegen die Pirc-Verteidigung des 150 DWZ-Punkte schwereren früheren Hessenliga-Erstbrettspielers CM Volker Gries lang rochierte und die Angriffsbemühungen des Oberurselers am Damenflügel gekonnt abfederte. Die von beiden Akteuren nahezu fehlerfrei absolvierte Partie endete erst nach knapp 70 Zügen im finalen Turmendspiel mit einem leistungsgerechten Unentschieden.
Auf einen Blick / Oberursel - Biebertal 4,5:3,5: Brett 1: Nichols - Risius 1:0; 2: Papadopoulos - Ottway 1:0; 3: Krychevskiy - T. Blaschke 1:0; 4: Falk - Barth remis; 5: Bernig - Lähnwitz 0:1; 6: Varma - Damm 0:1; 7: CM Gries - Reichelt remis; 8: Weber - Michel remis.