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Der unerwartete Höhenflug

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Von: Markus Röhrsheim

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Dieudonne Mubenzem weg, Merlin Fuss weg - aber Niklas Theiss (9) ist da, die neue Links- händer-Entdeckung des TV 05/07 Hüttenberg. JENNIVER-FOTOGRAFIE © Jenniver Röczey

Was hat der TV Hüttenberg in den vergangenen beiden Zweitliga-Spielzeiten an Personal verloren? Und dann spielen die Handballer eine echt sensationelle Vorrunde 2021/22.

Durchschnaufen in den Handball-Bundesligen. Bevor es Anfang Februar nach der EM wieder in der Liga weiter geht, haben die Zweitligisten bereits die Vorrunde abgeschlossen. Zeit für einen kurzen Rückblick auf 19 Spieltage, die in dreieinhalb Monaten absolviert wurden.

Die Corona-Pandemie : Im September startete die Liga bei niedrigen Inzidenzen hoffnungsvoll in die neue Saison. Endlich wieder vor Zuschauern bedeutete auch für den TV 05/07 Hüttenberg nach einem Jahr Rittal-Arena die Rückkehr ins heimische Sportzentrum. Trotz einiger Spielausfälle, die auch den TVH mit dem kurzfristig verlegten Spiel gegen Dessau-Roßlau betrafen, ist die Tabelle dennoch aussagekräftig. Die Eulen Ludwigshafen und der ThSV Eisenach sind zwar je drei Spiele im Rückstand. Fünf Teams konnten aber auch planmäßig alle Spiele bestreiten, acht Mannschaften haben bisher nur eine Partie nachzuholen.

Die stärkste 2. Liga: Diese Einschätzung trifft in dieser Saison sicherlich zu. Vier Erstliga-Absteiger, mit Gummersbach und Bietigheim weitere Ex-Erstligisten mit dem Drang nach oben, ein aufstrebender HC Elbflorenz Dresden und mit Hagen und Rostock bärenstarke Aufsteiger. Zudem immer wieder Überraschungssiege, die beweisen, dass in dieser Liga jeder jeden schlagen kann. Umso erstaunlicher ist die bisherige Punktausbeute des Originals aus Mittelhessen. 24:12 Punkte bedeuten Rang vier im dichten vorderen Tabellendrittel. Für eine Mannschaft, die mit dem Saisonziel angetreten ist, schnellstmöglich 30 Punkte für den damit wohl gesicherten Klassenerhalt zu sammeln, eine super Ausbeute, die wohl vor der Runde keiner so vorhergesagt hätte.

Der Saisonverlauf des TVH : Die im Sommer neu formierte Truppe, in der Vorsaison noch lange im Abstiegskampf, nahm die Herausforderung mit nur noch einem Linkshänder, dem gerade einmal 18-jährigen Niklas Theiß, im Rückraum bestens an. Erstaunlich schnell harmonierten die drei etatmäßigen Mittelmänner Hendrik Schreiber, Ian Weber und Rückkehrer Dominik Mappes in der Rechtshänder-Rückraum-Variante, setzten mit einem Sieg gegen den Erstligisten Bergischer HC beim Linden-Cup ein erstes Ausrufezeichen und überstanden auch die erste Pokalrunde vor dem Ligastart beim Drittligisten HC Oppenweiler/Backnang souverän.

Mit diesem Selbstvertrauen glückte auch der Start in die Saison mit einem Triumph bei Erstligaabsteiger Eulen Ludwigshafen sowie einem Kanter-Heimsieg gegen Ferndorf. Auch in der Folge ließ sich das junge TVH-Team nicht von Rückschlägen aus der Bahn werfen. Die Auswärtsniederlagen bei den Liga-Granden in Gummersbach oder Nordhorn wurden mit alles anders als selbstverständlichen Siegen gegen Elbflorenz, in Coburg oder gegen Eisenach gekontert. Der Niederlage in Bietigheim ließen die Blau-Weiß-Roten einen 9:1-Lauf folgen. Und wer nach den zwei klaren Pleiten in Emsdetten und zu Hause gegen Rostock, als die zweite Halbzeit mit zehn Toren verloren ging, befürchtete, dass die Kräfte zum Jahres- ende ausgehen, wurde eindrucksvoll eines Besseren belehrt. Der starke Erstliga-Absteiger TUSEM Essen wurde zwei Tage vor Weihnachten punktlos nach Hause geschickt und am zweiten Weihnachtstag trotzte man sogar dem Ausfall von Leitwolf und Topscorer Dominik Mappes, der sich im Abschlusstraining an seinem 27. Geburtstag eine Leistenverletzung zugezogen hatte.

Die Stärken des TVH: Heimkehrer Dominik Mappes zeigte ab dem ersten Spieltag, dass er das Hüttenberger Spiel auf eine andere Ebene heben kann. Der zweitbeste Assistgeber und auch Torschütze (Tore pro Spiel) der Liga wurde auch mehrfach in der Mannschaft des Spieltags geführt. Doch der Star ist das Team. »Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen. Das war an Leidenschaft, Kampfbereitschaft und Einsatz nicht zu toppen. Es spielt keine Rolle, mit welcher Formation sie auflaufen, da sie immer als Mannschaft und geschlossene Einheit auflaufen«, zieht Trainer Johannes Wohlrab verständlicherweise ein sehr zufriedenes Zwischenfazit. Erstaunlich, wie jeder, auch die erst in ihrer ersten oder zweiten Zweitligasaison spielenden Youngster, sich einbringt und Verantwortung übernimmt. Da zudem immer wieder noch der eine oder andere dann einen absoluten Sahnetag erwischt, wie zum Beispiel Niklas Theiß in Hamm, Ian Weber zuvor gegen Essen, Hendrik Schreiber gegen Ferndorf oder auch Torwart Dominik Plaue mit konstanten Leistungen sich in den Topfünf der Liga etabliert hat, dann fügen sich die Puzzleteile für den bisherigen Erfolg der Hand-baller aus Hochelheim und Hörnsheim zusammen. Eine ganz starke Vorrunde.

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