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Der Teamplayer

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Von: Markus Röhrsheim

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Timm Schneider steht nach seiner Rückkehr zum TV 05/07 Hüttenberg endlich auch wieder auf dem Parkett. © Imago Sportfotodienst GmbH

Timm Schneider gehörte 2011 dem Sensationsteam des TV 05/07 Hüttenberg an, welches unter Trainer Jan Gorr den Erstliga- Aufstieg schaffte. Zehn Jahre und drei Erst- und Zweitliga-Stationen später ist der heute 34-Jährige als Spielmacher zu den Mittelhessen zurück- gekehrt.

Mit einem Paukenschlag ist Timm Schneider nach über zehn Jahren Abstinenz vor zwei Wochen im 29:29-Punktspiel beim ThSV Eisenach ins Zweitligateam des TV 05/07 Hüttenberg zurückgekehrt. Im Gespräch mit dieser Zeitung spricht der Routinier vor dem heutigen 19.30-Uhr-Heimspiel gegen die Eulen Ludwigshafen über die holprige Rückkehr in die Heimat, seine Rolle im Team und den Saisonverlauf.

Herr Schneider, wie fühlt es sich an zurück in Hüttenberg zu sein und nach über 10 Jahren wieder das TVH-Trikot zu tragen ?

Ich freue mich tierisch wieder zu Hause zu sein. Das gilt auch speziell für meine Familie. Als Handballprofi führt man ja schon so ein bisschen ein Zigeunerleben. Mal drei Jahre hier, dann fünf Jahre dort. Das wollten wir meinen zwei Söhnen, auch im Hinblick auf die Schule, ersparen. Das einzige Manko ist, dass wir noch ein Haus finden müssen.

War es, im Herbst der Karriere, ein logischer Schritt zurückzukommen ?

In Gummersbach ist es am Ende sehr deprimierend gelaufen. Als ich aus Melsungen kam war der Plan für drei Jahre zu unterschreiben. Das konnten sie mir nicht geben. Wollten dann aber frühzeitig verlängern und nach dem Karriereende sollte ich dann Teammanager und A-Jugend-Trainer werden, was ich mir gut vorstellen konnte. Dann sickerte durch, dass ich nur noch A-Jugend-Trainer werden sollte. So kam es, dass ich dann den Markt sondieren musste. Ich hatte auch zwei Angebote. Aber als Lothar Weber angerufen hat, haben Mona (Anm.: Schneiders Frau - die Red.) und ich sofort gesagt: das machen wir. Es war uns klar, dass wir für unsere Kinder in die Heimat zurückgehen, ihnen ein gutes Umfeld geben. Wo wir uns privat wohlfühlen, wo man weiß, was man hat.

Können Sie uns noch einmal kurz schildern, warum es bis zum achten Spieltag gedauert hat, bis Sie wieder auf dem Spielfeld stehen konnten.

Es war eine lange Leidenszeit. Ich habe mich am 1. Mai im Spiel gegen Nordhorn-Lingen am Knie verletzt. Ich war danach im MRT, aber es wurde eine Fehldiagnose gestellt. Es hieß, dass es etwas am Innenmeniskus ist, ich aber nach ein paar Tagen wieder mit minimalen Schmerzen spielen kann. Meine Hoffnung war, dass es durch die Sommerpause weggeht. Aber die Schmerzen wurden ohne Belastung schlimmer, sodass Peter Nagel (TVH-Reha-Trainer) ein erneutes MRT angeordnet hat. Da wurde dann festgestellt, dass zwei Risse im Außenmeniskus sind und auch eine Schleimbeutelfalte gerissen ist und entfernt werden musste. Ich hatte keine Erfahrungswerte wie es ist verletzt zu seinem neuen Verein zu kommen. Ich musste mich auf andere Personen verlassen. Es war eine schlimme Zeit, wo unklar war, was genau mit dem Knie ist und ob es überhaupt wieder etwas wird. Dann waren auch noch alle Spezialisten im Urlaub. Aber dadurch, dass ich vor der OP schon gut gearbeitet habe, bin ich dann doch schon früher wieder auf das Feld zurückgekommen. Ich konnte es nach der OP nicht abwarten, dass die Zeit rumgeht und ich habe auf den Tag hingefiebert, wo ich wieder spielen kann.

Wie war es nur neben den Bank sitzen und nicht helfen zu können ?

Das war natürlich sehr deprimierend, den Spaß auf dem Platz nicht zu haben und helfen zu können. Und neben der Bank wird man auch bekanntlich nicht so gehört. Ich habe mich tierisch gefreut, wie mit dem Spiel gegen Eisenach der Alltag zurückgekommen ist, den ich seit 15 Jahren kenne. Schade nur, dass es nach fünf Minuten (Anm.: Rote Karte - die Red.) schon wieder vorbei war. Und ich zwei Tage nach dem Spiel vermutlich was Falsches gegessen habe, sodass ich vor meinem Heim-Comeback wieder zwei Trainingstage verpasst habe. Als ich dann am Spieltagmorgen einen Spaziergang gemacht habe, war mir aber klar, dass es geht.

Nach so einer langen Pause: bei wie viel Prozent sind Sie mittlerweile ?

In Prozente ist das schwer zu fassen. Vor dem Spiel in Eisenach hatte ich nur vier Einheiten, die ich mitgemacht habe. Ausdauertechnisch habe ich natürlich noch viel aufzuholen. Schließlich habe ich vier Monate nicht trainieren können. Über Training und Spiele werde ich vieles aufholen. Das operierte linke Bein ist auch noch schmaler als das andere.

Sie sind der einzige Ü 30-Spieler im Kader und haben nach dem Weggang aus Hüttenberg viel Erstliga-Erfahrung gesammelt. Wie sehen Sie Ihre Rolle im jungen TVH-Team ?

Ich war schon immer ein Teamplayer, dem der eigene Erfolg nicht so wichtig ist. Ich will als Kapitän die Mannschaft führen. In jeder Situation Tipps geben und viel kommunizieren. Das sind alles tolle Jungs. Die wollen alle lernen. Wir müssen Konstanz in unsere Leistungen reinbringen. Sowohl in den einzelnen Spielen, aber auch über die gesamte Saison. Die Basics müssen greifen. Jeder muss immer wissen, was der andere in der jeweiligen Situation macht.

Wie bewerten Sie das erste Saisonviertel ? Wo sind die dringendsten Verbesserungspunkte ?

Wir hatten ein strammes Auftaktprogramm. Bis auf die Spiele gegen Nettelstedt, wo wir uns nicht so abschlachten lassen dürfen, und Konstanz sind wir meiner Meinung nach gut in die Saison gekommen. Wir müssen uns als Team noch besser abstimmen und unterstützen. Die Abwehr muss besser stehen, damit wir in unser Tempospiel und auch über die Außen zu Tempogegenstößen kommen. Damit wir uns im Angriff nicht so aufreiben. Da spielen wir zu viel quer, gehen zu wenig in die Tiefe. Da müssen wir zu viel Aufwand betreiben, um zum Erfolg zu kommen.

Nach einer so erfolgreichen Vorsaison waren viele Erwartungen von außen hoch. Sind die Verluste von Dominik Mappes, Stefan Kneer, Christian Rompf und Tobias Hahn doch schwerwiegender als vielleicht gedacht oder was sind die Gründe, dass die Punktebilanz bisher noch nicht so überragend ist ?

Das kann ich jetzt schlecht beurteilen, weil ich letzte Saison noch nicht hier war. Aber unser Team harmoniert auch jetzt super. Ein, zwei Spieler mit mehr Erfahrung wäre für viele vielleicht Gold wert. Ich versuche nun mit meiner Erfahrung im 16. Profijahr zu helfen, wo ich kann. Grundsätzlich muss aber jeder in seiner Rolle alles einbringen.

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