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Der Bundesliga-Traum des Tom W.

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Der Homberger Tom Wolf fühlt sich bei der MT Melsungen bestens aufgehoben. © Red

Den schwierigen Spagat zwischen Schule, leistungsorientiertem Handball und familiären Bindungen zu meistern, ist schwierig. Der aus Homberg/Ohm stammende Tom Wolf scheint auf einem guten Weg - der 16-Jährige ist eines der großen Talente im Nachwuchsbereich des Handball-Bundesligisten MT Melsungen.

Mit acht Jahren begann Tom Wolf das Handballspielen beim heimischen TV Homberg. Und dass in dem inzwischen 16-Jährigen großes Talent schlummert, offenbarte sich nicht erst durch seinen Wechsel in den Juniorenbereich der HSG Wetzlar. Nein, seit Ende 2020 ist Wolf nun für den zweiten hessischen Bundesliga-Vertreter, die MT Melsungen aktiv und konnte kürzlich sogar sein Debüt im deutschen Nationaltrikot feiern. Ein Grund mehr, um sich den Werdegang des Nachwuchstalentes mal näher anzuschauen.

Denn auf den ersten Blick scheint es zu verwundern, dass der 1,98 Meter große Rückraumspieler vom Nachwuchs des einen Bundesligisten zum anderen wechselte. Doch der damals 13-Jährige musste einen immensen Zeitaufwand betreiben, um direkt nach der Schule aus seiner Heimat Homberg/Ohm via Zug nach Dutenhofen zu den Trainingseinheiten zu gelangen und um wieder nach Hause zu kommen. Und das mehrmals in der Woche. Und so kamen bei seinen Eltern Holger und Sandra und bei Tom schnell Gedanken auf, zu den MT Talents und in die dortige Jugend-Wohngemeinschaft der MT Melsungen zu wechseln. Zumal der Rückraumspieler auch in direkten Duellen mit den Nordhessen in der Jugendhandball-Oberliga Eindruck hinterlassen hatte.

Und so ging dann irgendwann alles ganz schnell, seit dem 19. Oktober 2020 läuft der 2006 geborene Rechtshänder nun schon für die Melsunger Turngemeinde auf. Gegen etwaiges aufkommendes Heimweh half Wolf in der Frühphase vor allem eines: der Handball und die neuen Mannschaftskameraden. »Es war glücklicherweise gar nicht so schwer, mich hier bestens einzuleben. Der Sport hilft dabei ungemein, zumal Handball ein Teamsport ist. Ich bin hier von Anfang an sehr gut aufgenommen worden, hatte meine Mannschaftskameraden um mich herum, habe viele neue Leute kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen. Und glücklicherweise bestehen heutzutage ja auch eine ganze Menge Möglichkeiten, den Kontakt zur Familie oder zu den Freunden zu Hause zu halten«, berichtet Wolf von seiner ersten Zeit.

Mit der A-Jugend der mJSG Melsungen/Körle/Guxhagen geht Wolf derzeit in der Jugend-Bundesliga auf Torejagd und liegt in der Meisterstaffel 2 hinter dem SC Magdeburg und vor weiteren großen Namen wie den Rhein-Neckar-Löwen, dem THW Kiel oder dem HSV Hamburg auf Platz zwei. Zugleich ist der Homberger auch in seinem dem Alter entsprechenden B-Jugend-Jahrgang aktiv und hat mit seinem Team den Sprung ins Viertelfinale der Hessenmeisterschaften geschafft. Sehr zum Leidwesen der Mittelhessen Youngsters, gegen die Wolf am 21. Januar zum 28:24-Sieg im entscheidenden Spiel um Quali-Platz zwei satte elf Tore beisteuerte. Das Pensum derzeit ist dementsprechend hoch, doch davon ist dem 16-Jährigen nichts anzumerken. »Es ist natürlich intensiv, ganz klar, aber es macht unheimlich Spaß. Und von der Belastung abgesehen, ist es ja auch mein Ziel, weiterhin A-Jugend-Bundesliga und später irgendwann auch mal für die MT in der Männer-Bundesliga zu spielen«, lässt Wolf keine Zweifel daran aufkommen, dass der Traum von der Beletage des deutschen Handballs in ihm lebt. Und der Kontakt zu den MT-Profis ist nicht nur vorhanden, der Homberger ist mitunter schon »mittendrin, statt nur dabei«. »Nach der Schule kann ich immer bei den Profis mittrainieren. Da gibt es dann auch Videostudium, das ist schon eine ganz besondere Sache für mich!«

Doch obwohl sich der heutige Jugendhandball bereits durch unheimliches Tempo und Dynamik auszeichnet, sind ihm die Unterschiede zum Männerhandball schnell bewusst geworden. »Man denkt ja selbst, dass man schon in seiner Mannschaft mit hohem Tempo agiert, die Geschwindigkeit ist hier aber noch um ein Vielfaches höher. Und natürlich ist vor allen Dingen der körperliche Unterschied enorm, denn trotz meiner Größe stehen da richtige Schränke neben einem, die einem bei der Körperlichkeit noch bei weitem überlegen sind«, so Wolf.

Eine Entwicklung hat der Rückraumspieler aber in seiner nun schon über zwei Jahre währenden Zeit aber schon klar ausgemacht. »Hier wird unheimlich viel im athletischen Bereich gearbeitet, hier habe ich auch schon große Fortschritte gemacht. Aber natürlich werde ich noch deutlich zulegen und weiter an mir arbeiten müssen«, fügt Wolf noch ein weiteres Plus bei seinem nach über zwei Jahren schon gar nicht mehr ganz so neuen Verein an. »Ich hatte ja leider auch schon mit Verletzungen zu tun, aber die medizinische Versorgung ist hier wirklich top. Es wird sich erstklassig um die Spieler gekümmert, und auch die Arzttermine im Nu organisiert!«

Länderspiel-Debüt im Januar

Die Entwicklung Wolfs schritt soweit voran, dass auch Einladungen zu Lehrgängen der U17-Nationalmannschaften ins Haus flatterten. Spiele waren zu Beginn aber noch nicht dabei, was sich im Januar 2023 ändern sollte. Im Zuge eines weiteren Lehrganges standen auch zwei Freundschaftsspiele gegen Polen an, bei dem Wolf - unter den Augen seiner Eltern - sein Debüt im Nationaltrikot feiern konnte. Ein Ereignis, von dem er auch Wochen später schwärmt. »Auch wenn ich bei Lehrgängen schon bei der Nationalmannschaft war, war das erste Spiel etwas ganz Besonderes. Es gab eine Lightshow, Einlaufkinder, und natürlich wurden die Hymnen gespielt. Das war ein absoluter Gänsehaut-Moment«, so Wolf.

Ein weiterer wichtiger Schritt also, den Tom Wolf kürzlich auf dem Weg zu einer Profihandballer-Karriere gegangen ist. Doch obwohl der 16-Jährige keinerlei Eingewöhnungsprobleme hatte und schnell neue Freundschaften geschlossen hat, fehlt ihm seine Familie im heimischen Homberg doch oftmals. Vor allen Dingen sein zwei Jahre jüngerer Bruder Max, der ebenfalls Handballer ist und für die C-Junioren der HSG Kirchhain/Neustadt auf Torejagd geht. Kontakt zu seinen Liebsten zu halten, ist Wolf daher trotz des intensiven Schul- und Handballprogramms unheimlich wichtig. »Der Kontakt ist auf jeden Fall da, den versuche ich auch immer zu halten. Meine Eltern sind ja sehr oft in der Halle, ob bei Heim- oder auch oftmals bei Auswärtsspielen, dabei und unterstützen mich. Während der Saison ist es aufgrund des vielen Trainingseinheiten und der Spiele natürlich schwer, nach Hause zu kommen, aber eine Nacht ist ab und an schon mal drin«, so der 16-Jährige.

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