Büchele holt sich den Heimsieg

Endlich am Ziel - endlich als Erster im Ziel. Erik Büchele vom Team delta-bike.de hat sich beim Dünsberg Mountainbike-Marathon den Sieg auf der kurzen Schleife gesichert.
Der Biebertaler Erik Büchele vom AMC Rodheim-Bieber hat den Heimsieg beim 16. Dünsberg Mountainbike-Marathon geholt. Der Fahrer vom Team delta-bike.de gewann nach 1:05 Stunden den Mini-Marathon über 28,9 Kilometer vor Tobias Willmes (+44 Sekunden, RCW Arzheim) und Bruno Kaul (+45, RSC Wiesbaden).
Dass Erik Büchele bei der Zieleinfahrt nicht jubelte, war kein Zeichen von Enttäuschung. Warum auch, denn er hatte nach zweiten und dritten Plätzen in den Vorjahren jetzt endlich sein Heimrennen gewonnen. »Ich war halt ein bisschen k. o. am Ende«, sagte Büchele. Er hatte »sein« Rennen von Beginn an im Blick und unter seiner Führung gehalten. Er führte die 135 Fahrerinnen und Fahrer den Vetzberg hinauf und zum Krofdorfer Forst. Am Fuße des Dünsbergs gab es dann eine ernstzunehmende Attacke von Maximilian Löhr. Der fährt für das Team Naunheim - ist aber auch Teamkollege von Büchele im delta-bike-Trikot.
Den Dünsberg Mountainbike-Marathon dürften vermutliche alle Teilnehmer aus Mittelhessen als ihr Heimrennen empfinden und so gab es für den Biebertaler Büchele keinen Sonderstatus, sondern viel Arbeit auf den folgenden Kilometern zum Ziel. Ein bis zu 19 Prozent steiler Wiesenhang war dabei die letzte große Hürde, die auf dem nassen Gras nicht zu unterschätzen war. Büchele behielt auch bei der Attacke am Dünsberg alles im Griff, konnte die Angriffe kontern und am Ende gewinnen - nur eben nicht mehr jubeln. Mit Platz vier im Gesamtergebnis war Maximilian Löhr nicht unzufrieden und es gab ja noch die Altersklassenwertungen, die ihn, wie viele andere, die noch folgten, auf dem Treppchen strahlen ließen. Schnellste Frau im Mini-Marathon war Vanessa Schmidt (www.training-mit- koepfchen.de) auf Platz zwölf in der Gesamtwertung.
Sein Ziel für den 16. Dünsberg Mountainbike-Marathon hatte Niclas Zimmer (RSG Gießen und Wieseck) von Vornherein nicht erreichen können: Nach dem Sieg im Mini-Marathon und auf der Kurzstrecke wollte er diesmal die 84,5 Kilometer Langstrecke gewinnen. Die wurde dann aber nicht befahren, denn bis zum Schluss der Online-Anmeldung waren die zur Durchführung aus organisatorischen Gründen erforderlichen 50 Teilnehmer nicht erreicht. Die Enttäuschung darüber lag schon ein paar Stunden zurück und so setzte sich Zimmer zum Ziel, die 55,9 Kilometer lange Kurzstrecke wie schon im Jahr 2019 jetzt noch einmal zu gewinnen. Auch wenn die Startliste 150 Namen lang war, wusste Niclas Zimmer, dass er seinen größten Konkurrenten in seinem eigenen Teamkollegen haben würde. Sascha Starker vom Stenger-Bike-Team stand nämlich schon so oft beim »Dünsberg« auf dem Treppchen, dass wohl auch er das Rennen als »sein« Rennen bezeichnen dürfte. Bis zum Dünsberg hatten Zimmer, Starker und Co. schon viel zu tun. Aaron Wilhelmi von der MT Melsungen schlug von Beginn an ein hohes Tempo an und hatte zeitweise einen Vorsprung, durch den sich rasch eine fünfköpfige Spitzengruppe entwickelte. Die dampfte sich dann auf Zimmer, Starker und Wilhelmi ein. Eine fahrtechnisch sehr anspruchsvolle Abfahrt nahm Wilhelmi dann etwas vorsichtiger als die Stenger-Bike-Teamkollegen auf »ihrer« Strecke. Damit lagen Zimmer und Starker in Führung und das Rennen ging in seine entscheidende Phase, die am steilen Wiesenhang kurz vor dem Ziel entschieden wurde. Starker kam in Sichtweite der Biebertaler Großsporthalle als erster aus dem Wald und gewann mit zehn Sekunden Vorsprung auf Niclas Zimmer und 2:43 Minuten auf Rick Steffen (MSV Steele) auf Platz drei. Wilhelmi wurde Fünfter.
Auch wenn sie das gleiche Trikot tragen, war die taktische Ausrichtung beiden klar: »Niclas hat natürlich ein paar Vorteile, weil er die Strecke gut kennt und das hat man auch gemerkt. Am Ende des Tages ist es halt ein Radrennen und das wird ausgefahren«, sagte Starker. Das sah auch der Biebertaler Zimmer so: »Oben am Dünsberg konnte ich mich von den beiden absetzen. In der Abfahrt, das wusste ich, bin ich auch schneller. Dann habe ich immer mal nach hinten geguckt und bin mein Tempo gefahren. Dann habe ich Sascha kommen sehen, wusste, dass er wieder rankommt. Von da an ist er nur noch von vorne gefahren, hat mich an den Bergen immer sehr leiden lassen und jetzt am letzten Wiesenberg konnte ich leider nicht mehr mitgehen«, schaute Zimmer zurück. Katharina Kurz (Radsport-Rhein-Neckar /Team Love Cyprus) war die schnellste Frau dieser Distanz auf Gesamtrang 42.
Auch wenn die Duelle um die Spitzenplätze hoch im Kurs stehen: Der Dünsberg Mountainbike-Marathon hat jedes Jahr eine große Anziehungskraft auf alle, die gerne über Stock und Stein fahren und sich ausprobieren möchten. Für eine kurze Rückkehr aufs Rad nutzte beispielsweise Silvio Welkner das Rennen. Der ehemalige Radrennfahrer hat seit Jahren im Laufsport seine neue sportliche Wirkungsstätte. Eine Verletzung setzt ihn momentan außer Gefecht - auf dem Rad kann er aber ungehindert unterwegs sein und ist seit einigen Wochen dort zurückgekehrt. Viele in der Szene freuten sich, ihn im Trikot der RV Gießen-Kleinlinden, seiner letzten radsportlichen Station und mit dem Material vergangener Tage wiederzusehen - am Ende sprang Platz 28 im Mini-Marathon heraus. Die Laufschuhe stehen ließ auch der Krofdorfer Simon Lindner. Mit Schwester Synthia Schmidt nahm er auf dem Gravelbike, vereinfacht gesagt einer Mischung aus Rennrad und Mountainbike, den Minimarathon unter die Räder. Platz elf für Simon Lindner und Platz 14 für Synthia Schmidt als zweitschnellste Frau waren die Ergebnisse ihrer Premiere.
Die Premiere des Gravelbike-Rennens bestimmten Manuel Kuypers (Team delta-bike.de) und Dana Wagner (Team.ggu-software.com), die weite Teile der Mini-Marathon-Distanz gemeinsam unterwegs waren und nach 1:21 Stunden im Ziel nur 46 Sekunden trennten. Kuypers hatte sich die Strecke im Vorfeld genau angesehen und sich Gedanken über Reifenwahl und Luftdruck gemacht, um keinen Defekt zu erleiden. Den bis zur Abfahrt am Dünsberg führenden Fahrer hatte er dort mit Defekt am Streckenrand stehen sehen. »Es ist eine Mountainbike-Strecke, man kann das mit dem Gravelrad fahren und wenn man hier aus Fellingshausen kommt, ist es kein Nachteil«, freute sich Kuypers über seine Streckenkenntnis und den Sieg. »Das war eine super coole Strecke mit ein paar technischen Passagen. Die haben auch super Spaß gemacht. Ich hoffe, das wird’s wieder geben und es wäre cool, wenn beim nächsten Mal noch ein paar mehr Frauen dabei wären, oder generell mehr Leute. War super«, freute sich Dana Wagner, die schnellste Frau auf dem Gravelbike. Tobias Buß (SoVelo) und Wolfgang Rinn (RV Gießen-Kleinlinden/Tour der Hoffnung) vervollständigten das Gravel-Podest.
Ein Sturz am Dünsberg, der Rettungsdienst und als Tragehilfe aus dem Wald die Feuerwehr erforderte, ging ersten Nachrichten zufolge mit einem Knochenbruch aus - und ein weiterer Teilnehmer brach sich offenbar das Schlüsselbein, hatte Organisationsleiter Thomas Gerlach noch zwei unerfreuliche Nachrichten zu vermelden.

