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Begeisterung beim Benefiz-Spiel

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Von: Daniela Pieth

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IMG_8088_2_270622_4c_2 © Harald Friedrich

(pie). Was war das am Samstag für ein grandioser Handballtag der HSG Pohlheim. 2o Jahre HSG, der Aufstieg in die 3. Liga und ein Spiel gegen die Allstars - Handballherz, was willst du mehr. Die Gießener Sporthalle Ost stand ganz im Zeichen der Kinder, die an diesem Tag und von diesem Benefiz-Spiel »HSG vor kids« profitieren sollten. Am Ende des Tages kamen 32 344 Euro zusammen, die an verschiedene Hilfsprojekte weitergeleitet werden.

Ab 12 Uhr bevölkerten etwa 100 Handball-Kinder und ihre Trainer der HSG für dreieinhalb Stunden die beiden Hallen der Ostschule und lauschten gebannt den Profis. Benjamin Matschke, Trainer der Bundesliga-Handballer der HSG Wetzlar, die Sportlehrer Jan Olaf Immel und Volker Michel, beide ehemalige Nationalspieler, trainierten die begeisterten Kids. Um 14 Uhr stieß auch noch Dominik Klein zum Trainerteam. Der Weltmeister von 2007 ist für den bayerischen Handball-Verband und als TV-Experte tätig.

»Die Verantwortlichen haben mich schon früh kontaktiert«, sagte Klein. »Daran sieht man auch, wie professionell das Ganze organisiert wurde.« »Ich habe gleich zugesagt«, ergänze Matschke, der zwei Kinder im gleichen Alter hat und mit viel Spaß bei der Sache war.

Mittendrin auch Johann, der bei der TG Friedberg in der D-Jugend aktiv ist. Er hatte beim Preisausschreiben der Wetterauer Zeitung das Training mit den Profis gewonnen. »Das war super, hat Spaß gemacht«, meinte er hinterher kurz und knapp, verschwitzt und mit leuchtenden Augen.

Um 18 Uhr kam es zum Showdown, dem Spiel der »Irscht« von Pohlheim gegen die Allstars. Weltmeisterliche Stimmung herrschte in der Halle, als ARD-Kommentator Florian Naß die Mannschaft der Gäste einzeln aufs Parkett bat. Markus Baur, Christian »Blacky« Schwarzer, Henning Fritz und Dominik »Mini« Klein, allesamt Weltmeister 2007, gaben sich die Ehre und liefen mit den Minis der HSG ein. Mit von der Partie waren außerdem die Ex-Nationalspieler Michael »Pumpe« Krieter, Oliver Köhrmann und Alexander Mierzwa. Andreas Rastner hat zwar nie ein offizielles Nationalspiel bestritten, aber mit dem spanischen Club Caja Cantabria Santander 1998 den Europapokal der Pokalsieger gegen die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen gewonnen. Jan Olaf Immel und Steffen Weber (beide Europameister 2004) unterstützten Trainer Michael Biegler auf der Bank. Komplettiert wurde das Team mit den mittelhessischen Handballstars und Ex-Nationalspielern Volker Michel, Thomas »Turbo« Schäfer und dem Pohlheimer Eigengewächs Timm Schneider. Zudem standen Tobias Hahn und überraschenderweise auch Andreas Lex (beide jahrelang bei der HSG Wetzlar und dem TV 05/07 Hüttenberg aktiv) mit den Allstars auf dem Feld. Lex hätte eigentlich sein Team, die HSG von der Seitenlinie betreuen wollen, wurde aber in der Pause mit »sanfter Gewalt« davon überzeugt, in der zweiten Halbzeit doch noch einmal das Trikot überzustreifen.

Die HSG Pohlheim ging mit folgender Aufstellung ins Spiel: Jannik Schlegel, Jan Wüst, Pascal Neul; Leon Friedl, Nikolas Happel, Dennis Weisel, Waldemar Sayler, Stefan Lex, Florian Niclas, Lukas Drommershausen, Lucas Kammer, Tom Gilbert, Christoph Träger, Johann Träger, Thimo Wagner, Daniel Schier, Sören Deimer (HSG Linden). Auf der Bank wirkten die Trainer Jens Dapper und Andreas Lex sowie Physiotherapeutin Maren Klarner und Betreuer Volker Schneider. Als Gast wurde Annalena Reichart aufgenommen, die bei dieser Zeitung die Teilnahme gewonnen hatte. Die 19-jährige Kreisläuferin ist bei der TSG Leihgestern in der 2. Mannschaft aktiv, die jüngst den Klassenerhalt in der Landesliga feiern konnte. »Ich habe mich total gefreut - und bin schon ein bisschen aufgeregt«, ließ sie uns vor der Partie wissen.

Das 1:0 für die Allstars fiel, da waren die Pohlheimer Jungs noch gar nicht richtig konzentriert auf der Platte. Mittelmann Baur nutze das schamlos aus und ballerte die Kugel, ohne lange zu fackeln, ansatzlos in die Maschen. Überhaupt waren die Allstars darauf aus, Handball zu »spielen« - und traten bereits nach fünf Minuten verbal auf die Pohlheimer Bremse. »Heute ohne Gegenstoß« lautete die Ansage, was auch daran gelegen haben kann, dass die Puste womöglich nicht bis zum Spielende gereicht hätte. Aber das sind nur unbestätigte Vermutungen, wie auch die, dass die grauen Trikots passend zur Haarfarbe vieler Akteure gewählt worden waren.

Die Zuschauer kamen jedenfalls auf ihre Kosten, bestaunten so manches »Zaubertor« der Alt-Internationalen. Die Pohlheimer ließen sich nicht lumpen und machten im Positionsangriff ordentlich Alarm. Nicht zu übersehen war allerdings die stellenweise eklatante Abschlussschwäche angesichts des Weltmeisters Henning Fritz im Kasten des Gegners.

Keinerlei Berührungsängste oder Respekt zeigte Gast-Spielerin Annalena Reichart. In der 13. Minute eingewechselt, zeigte sie zwei Minuten später ihre Qualitäten. Am Kreis ließ sie den Mittelblock Blacky Schwarzer/Timm Schneider ziemlich alt aussehen und knäuelte Fritz das Leder per Aufsetzer in die Kiste. Die Halle tobte - und Reichart, die etliche Autogramm- und Fotowünsche erfüllen durfte, sagte anschließend: »Genau so hatte ich das geplant. Es war mega geil, hat so einen Spaß gemacht.« Trainer Michael »Beagle« Biegler nahm prompt eine Auszeit, um sich seine Mannen zur Brust zu nehmen. Überhaupt hatten die Gäste an diesem Abend auffallend viele grüne Auszeitkarten (vier (!), mindestens, eine fünfte hatte Biegler noch in petto) zur Verfügung. Ob das an Alter und Fitnesszustand der Truppe lag, kann wiederum nur gemutmaßt werden.

Apropos Schneider. Der kam - wie so oft in den letzten Bundesliga-Jahren nur in der Abwehr zum Einsatz. Er wechselte sich mit Volker Michel ab, der im rechten Rückraum für Tore sorgen sollte. Darauf von Moderator Naß angesprochen, äußerte »Schaltschrank« Schneider, dass Michel einfach keine Abwehr spielen könne, was dieser als »Frechheit« ins Reich der Fabel verwies.

Zur Pause stand ein 17:12 der Gäste auf der Anzeigetafel. Es klappte längst nicht alles bei den Allstars, es war für die Fans aber trotzdem eine Augenweide, ihnen zuzuschauen. Allein die Tatsache, dass sich über misslungene Aktionen und ausbleibende Pfiffe der Schiedsrichter Tobias Lambmann und Eike Bechthold ärgerten, zeigte, wie sehr sie ihren Sport lieben.

Zum Ausgleich sorgte Bechthold, der kurzerhand mit Klein die Rollen tauschte, in der 58. Minute per selbst herausgeholtem Siebenmeter für das so wichtige 34:27 für die Allstars. Pohlheim gab in den letzten Minuten noch mal Gas und läutete mit dem 28:34 von Annalena Reichart den Schlussspurt zum 30:34-Endstand ein. Etliche Kabinettstückchen auf beiden Seiten hatten für Stimmung auf den Rängen gesorgt.

»Für uns ist das immer großartig«, strahlte Baur nach dem Spiel. Fritz ergänzte: »Wir hatten das Glück, dass wir unseren Traum leben durften, und es macht uns sehr stolz, mit solchen Events helfen zu können.« »Das war überragend«, freute sich Blacky und fügte an: »In dieser langen, beschissenen Zeit konnten wir lange nichts Gutes tun. Deshalb war es toll, mal wieder zu spielen, mit so vielen Leuten in der Halle und begeisterten Kindern. Sie sind unsere Zukunft. Deshalb kann man kaum in Worte fassen, wie schön das ist, heute wieder Handball zu spielen.«

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IMG_8322_2_Autogramme_Ki_4c © Harald Friedrich
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Als Erinnerung an eine tolle Benefiz-Veranstaltung mit dem Scheck von 32 344 Euro: die Handabller der HSG Pohlheim (weiß) und die der Allstar-Auswahl (grau). © Harald Friedrich

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