Außenseiter, aber kein chancenloser

Das letzte Saisonviertel bricht für die HSG Wetzlar in der Bundesliga an. Bei Titelverteidiger THW Kiel sind die grün-weißen Profihandballer wie gewohnt Außenseiter. In den letzten fünf Jahren haben die Mittelhessen aber fünfmal (!) gegen bzw. beim Rekordmeister triumphiert.
Nach 18 Tagen Pause geht es für Handball-Bundesligist HSG Wetzlar mit der Partie am Donnerstag bei Titelverteidiger THW Kiel (19.05 Uhr, live auf Sky) in das letzte Viertel der Saison 2021/22. Die Norddeutschen wittern nach ihren jüngsten Erfolgen in der Meisterschaft und im DHB-Pokal über den SC Magdeburg bei sechs Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter mitunter zwar noch etwas Morgenluft im Titelkampf, primär aber geht es für den Rekordmeister an den letzten acht Spieltagen im Zweikampf mit den Füchsen Berlin darum, die neuerlich direkte Qualifikation für die Champions League abzusichern. Vor diesem Hintergrund wird das Team von Trainer Filip Jicha die Pokal-Euphorie aufnehmen und die Wetzlarer klar in die Schranken weisen wollen und müssen. Die HSG Wetzlar indes will zurück in die Erfolgsspur der ersten Saisonhälfte. Nach zuletzt vier sieglosen Spielen muss zwar nicht ausgerechnet bei den »Zebras« der Bock umgestoßen werden, obwohl dies beim 26:25 in der Saison 2017/18 sowie beim 27:20 in der Spielzeit 2019/20 gelang, spätestens aber am Sonntag, wenn der Auswärtsspiel-Doppelpack bei der TSV Hannover-Burgdorf zugeschnürt wird, soll diese kleine Negativserie mit positivem Abschluss durchbrochen werden.
Die Vorbereitung: In den letzten zehn Tagen hat Coach Benjamin Matschke im Training mit seinem Team weitere taktischen Varianten erarbeitet und bestehende intensiviert. »Auch im letzten Drittel der Saison wollen wir uns natürlich weiterentwickeln«, klärt Matschke auf, der bereits gestern mit seinem Team gen Norden aufgebrochen ist, »wir haben in dieser Saison ja noch nicht so oft am Spielort übernachtet«. Die Tage hat man zudem genutzt, die letzten verlorenen Partien noch einmal ausführlich zu analysieren.
Das Personal: Es sind zwar noch nicht alle Wehwehchen ausgestanden, die zuletzt - neben den Langzeitverletzten Alexander Feld, Patrick Gempp und Anadin Suljakovic - gegen den SC Magdeburg fehlenden Lenny Rubin und Lars Weissgerber aber sind wieder einsatzfähig. »Nach zweieinhalb Wochen Bundesliga-Pause, nur Training und ohnehin nur drei Spielen in sieben Wochen merkt man allen an, wieder in den Wettkampf gehen zu wollen«, fiebert das HSG-Team laut Benjamin Matschke dem Anwurf in der ausverkauften Ostseehalle entgegen.
Das erwartet die HSG Wetzlar beim THW? Ein Kieler Innenblock mit Patrick Wiencek/Hendrik Pekeler, der sowohl in der 6:0- als auch 5:1-Formation (mit Domagoj Duvnjak auf der eins) weiter Weltklasse verkörpert. Ein Torhüter Niklas Landin als Zuverlässigkeit in Person. Ein Weltstar wie Sander Sagosen, der immer Verantwortung übernimmt, wenn es brenzlig wird. Dazu eine stimmgewaltige Halle nach dem Pokal-Triumph, eine seit Wochen nahezu perfekt funktionierende Siebter-Feldspieler-Idee, der torgefährlichste Angriff der Liga und eine zurückgekehrte Kompromisslosigkeit in der Abwehr, die im Pokal-Finale der SC Magdeburg zu spüren bekommen hat.
Die Wetzlarer Aussichten: »Wir haben in den vergangenen Jahren immer sehr gut gegen Kiel gespielt. Wenn wir das jetzt wieder auf die Platte bringen und die Partie bis zum Ende offen halten können, sehe ich erneut eine ganz gute Chance für uns. Kiel liegt uns einfach«, erläutert Wetzlars Nationaltorhüter Till Klimpke im Kieler Arena-Magazin ›ZEBRA‹, »wir können in solch einem Spiel komplett frei aufspielen. Wenn man einen überragenden Tag hat und der THW einen nicht so guten erwischt, kann man auch in Kiel gewinnen« und erinnert sich natürlich gerne an das Hinspiel in Wetzlar, als der THW kurz vor Weihnachten mit 29:27 bezwungen werden konnte. Einer von fünf Triumphen in den letzten fünf Jahren.