Aus für Trainervereinigung Alsfeld

(bf). Das letzte »Spiel« der Trainervereinigung Alsfeld ging über 120 Minuten - in die Verlängerung. Trotzdem: Nach 45 Jahren ist Schluss. 13 der anwesenden oder zugeschalteten 18 Übungsleiter der Trainervereinigung Alsfeld stimmten für die Auslösung; es gab fünf Enthaltungen. Damit ist ein Stück heimischer Fußballgeschichte zu Ende. Und Reinhold Göllner, aktueller Vorsitzender der Trainervereinigung, merkte man Enttäuschung und Erleichterung gleichermaßen an.
Denn Göllner hatte nach der Funktionsübernahme des Vorsitzes 2018 immer wieder versucht, die Trainervereinigung Alsfeld zu mehr Aktivität zu bewegen, musste aber feststellen, dass sein Bemühen wenig Resonanz hatte. Und Göllner dazu: »Wenn keine Resonanz von den Mitgliedern mehr kommt, ist es Zeit aufzuhören«.
Und so wurde dem Antrag von Reinhold Göllner, der aus gesundheitlichen Gründen an der letzten Jahreshauptversammlung nicht teilnehmen, aber mittels Videokonferenz die Sitzungsleitung innehatte, auf Auflösung der Trainervereinigung Alsfeld - nach eingehenden Diskussionen, aber fehlenden personellen Alternativen - stattgegeben.
Für Reinhold Göllner, wie er sagte, doppelt schwer. Denn: Göllner war im Januar 1977 jüngstes Gründungsmitglied und »Taufpate« - nach 45 Jahren - wurde Reinhold Göllner mit zum »Bestatter« der Trainervereinigung Alsfeld. Das »schmerzt«, so Göllner nach der Abstimmung. Denn damit geht auch ein Stück Fußballgeschichte. Ein Trost bleibt: Man will sich trotzdem in einer »losen Verbindung«, die in den letzten Jahrzehnten durchaus im sportlichen Miteinander und sozialen zwischenmenschlichen Bereich gewachsen ist, treffen. Eine Art: »Fußball-Trainer-Stammtisch« .
Für Kreisfußballwart (KFA) Frank Heller ist die Auflösung schade. Auf die Erfahrungen der Trainervereinigung hätte der KFA gerne zurückgegriffen und die Zusammenarbeit - auch ohne Hessischer Fußball-Verband (HFV) - gesucht, so Frank Heller in der vorausgegangenen Diskussion. Von den Ausführungen des Vorsitzenden Göllner in Sachen Strukturänderungen beim HFV zeigte er sich »überrascht«. Heller: »Ich werde auf jeden Fall in Sachen Trainervereinigung beim HFV mal nachhaken«.
Kritisch hatte sich auch Michael Dörr mit Gegenwart und Zukunft der Aufgabenstellung für Trainervereinigungen im HFV und DFB auseinandergesetzt. Die Aus- und Weiterbildung vor Ort sind passé, die Verbände setzen auf eigene Verbandsausbildung. Dörr dazu: »Das hat ganz einfach nicht nur fachliche, sondern vor allem auch wirtschaftliche Hintergründe. Allein eine Ausbildung zum Erwerb der A-Lizenz kostet ab 12 000 Euro; C- und B-Lizenzen weniger. Das bringt Geld in die Verbandskassen. Dazu kommt: die Ausbildung erfolgt zentral und unter Inanspruchnahme der neuesten IT-Technik mit Videokonferenzen etc; Ausarbeitungen der Lehrgangsteilnehmer und Prüfungen ebenfalls. Fußball-Trainer der Gegenwart müssen heutzutage fast IT-Spezialisten sein.« Überdies führt Dörr aus: »Jede Trainer-Lizenzausbildung setzt voraus, dass der Lehrgangsteilnehmer ein Team (Mannschaft) präsentiert, das er betreut.« Die Nachwuchsleistungszentren (NLZ) tragen im Übrigen auch dazu bei, dass Traineraus- und fortbildungen in der »Fläche« kaum noch stattfinden. Dörr abschließend, »vielleicht gibt der DFB-Neustart dem Fußball in der Region und der Breite im Amateurbereich eine Chance. Ansonsten sieht es düster aus«, so das Resümee von Dörr, der als DFB-Lehrbeauftragter fungiert und beruflich als IT-Spezialist tätig ist.
Auch für den 2. Vorsitzenden Günter Stiebig stehen die Zeichen in Sachen Fort- und Weiterbildung außerhalb der Verbände schlecht. Das gehe kaum noch, und wenn - dann nur zentral über HFV und DFB. Für die Trainervereinigung Alsfeld sozusagen als »nicht vereinsmäßig organisierte Gruppe« seien keinerlei Maßnahmen mit dem HFV möglich. Stiebig weiter: »Das haben wir aber genau so gewollt und bereits im Jahre 2008 beschlossen«. Als dann in den letzten Jahren auch noch Fortbildungen beim DFB nicht als solche anerkannt wurden, war eine Auflösung sozusagen vorprogrammiert.
Stiebig und Göllner machten auch deutlich, dass man - falls man sich für einen Fortbestand entscheidet - keine Funktionen im Vorstand mehr übernehmen werde. Und als Vorsitzender Göllner die Frage nach personellen Alternativen für den Vorstand in den Raum stellte, blieb es still. Und Stille bedeutete - Abschied. Die Abstimmung war die logische Konsequenz aus den Berichten und der Diskussion.
Über 1000 Euro für Ukraine-Hilfe
Die beschlossene Auflösung der Trainervereinigung Alsfeld zog auch die Auflösung der »Kasse« nach sich. Einstimmig sprachen sich Mitglieder dafür aus, den Kassenbestand von über 1000 Euro als Spende der Ukraine-Hilfe zukommen zu lassen.
Zu Beginn der Hauptversammlung resümierte Vorsitzender Göllner nicht nur über die letzten vier Jahre; sondern teils sogar über vier Jahrzehnte. Göllner wies auf Fortbildungsveranstaltungen, Ausflüge in das DFB-Museum nach Dortmund oder in die Allianz-Arena anlässlich der 40-jährigen Jubiläums, den Neujahrs-Kick in der Sportschule Grünberg und vieles andere mehr hin.
Die letzten Handlungen der Trainervereinigung Alsfeld waren dann Ehrungen an langjährige Mitglieder. Geehrt wurden für 40 Jahre Mitgliedschaft: Klaus-Dieter Behlen, Hans-Jürgen Herbst, Norbert Hahn, Gerhard Krätschmer; für 25 Jahre: Hans-Georg Schlosser und Michael Dörr.
Aus der Schweiz am Auflösungsbeschluss per Video-Zuschaltung teilgenommen hatte auch Reinhard Stumpf. Seit fast 30 Jahren ist Stumpf Mitglied der Trainiervereinigung Alsfeld; seit 2009 wohnt der aus Berfa stammende Stumpf in Grenchen (Schweiz). In seiner Wahlheimat ist er im Fußball aktiv; Stumpf trainiert die C-Jugendlichen des FC Bettlach (bei Grenchen).
