Anders beweist Frühform

(die). Mit dem »Preis der RSG Buchenau« im Gewerbegebiet von Breidenbach bei Biedenkopf wurde die Radrennsaison in Hessen eröffnet. Gleich zu Beginn mussten die heimischen Fahrer aus dem Radsportbezirk Lahn ein feines Gespür beweisen, um auf der sehr selektiven Strecke den Mix aus richtiger Taktik und Kraftausdauer zu bestehen.
Den Auftakt in den ersten hessischen Renntag der neuen Saison machte das Rennen der Männer Amateure über 30 Runden auf dem zwei Kilometer langen Rundkurs, der über die Distanz von 60 Rennkilometern zermürbende 1200 Höhenmetern zu bieten hatte.
Schon in der zweiten Runde der Männer Amateure setzten sich zwei Fahrer ab, und man hätte diesen Vorstoß leicht falsch verstehen können. Es war weder Selbstüberschätzung noch der Versuch, bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt für zusätzliche Erwärmung zu sorgen, sondern vielmehr der Wunsch, sich auf dem winkligen und schnellen Rundkurs dem großen Pulk zu entziehen. »Das ist ein bisschen wie beim Motorradfahren im Frühjahr. Man muss sich erst wieder an das Fahren auf der Straße gewöhnen«, sagte Rennsport-Fachwart Andreas Schulz von der RSG Buchenau vor dem Rennen.
Den frühen Ausreißversuch des Duos erkannte Florian Anders von der RSG Gießen und Wieseck sofort als Gefahr und machte sich mit einigen Begleitern auf die Verfolgung. Es entwickelte sich eine Spitzengruppe, die ihren Vorsprung kontinuierlich ausbaute. Filipe Pereira Costa (Velo Solingen), Moritz Kaase (RSV Gütersloh), Patrick Alterfrohne (TV Friesen Telgte), Fynn Brestel (Kiel), Thorsten Piniek (RSV Düren), Martin Stahl (RSC Mayen) und eben Florian Anders hatten damit den Grundstein gelegt, den Sieg unter sich auszumachen. Mit 1:50 Minuten Vorsprung auf eine Verfolgergruppe gingen sie nach 29 Runden zum letzten Mal in den rund 200 Meter langen Anstieg bei Start und Ziel. Costa, der als einer der letzten den Sprung in die Spitzengruppe geschafft und damit vielleicht die größten Kraftreserven hatte, gewann vor Kaase und Alterfrohne. Anders kam auf Rang sieben und war mit seinem Saisondebüt nicht unzufrieden. Die harten Kilometer an der Spitze dürften eine gute Vorbereitung für seinen weiteren Saisonverlauf sein, der ihn am 24. April zum German-Cycling-Cup im Rahmen der Tour d’Energie nach Göttingen führt und am 15. Mai bei »Rund um das Stadttheater« sein Heimrennen bereithält.
Die Lizenzrennen der Nachwuchsklassen waren geprägt von weit angereisten Fahrerinnen und Fahrern, zwischen denen Jan Nissel von der RV Gießen-Kleinlinden in seinem ersten Rennen in der Schülerklasse U15 ein feines Gespür für die richtige Taktik bewies. Der spätere Sieger Friedrich Hess (Radsport Rhein-Neckar) war schon früh ausgerissen und Nissel behauptete über zehn Runden (20 km) seinen Platz in den Reihen der Verfolger und setzte auch selbst mal eine Attacke. Erst in der letzten Kurve fiel die Entscheidung über den Zieleinlauf, in dem er hinter Paula Jelinek (Jena) und Maya Ballhaus (SV Sömmerda) auf Platz vier fuhr.
Im Jedermannrennen über 15 Runden gewann Patrick Alterfrohne, der am Morgen bereits Platz zwei bei den Männer Amateuren geholt hatte. Zweiter wurde der Werdorfer Daniel Novak von der RSG Gießen und Wieseck. Martin Nissel von der RV Gießen-Kleinlinden stieg nach der Betreuung seines Sohnes Jan Nissel in der U15 dann selbst in den Rennsattel und eröffnete seine persönliche Rennsaison mit Rang 17 im Jedermannrennen.
Das gemeinsame Rennen der Junioren U19 mit den Seniorenklassen III und IV war fahrerisch stark besetzt und ein krönender Abschluss für den »Preis der RSG Buchenau«. Mit der Tempohärte und Erfahrung der Seniorenstarter entwickelte sich eine gemischte Spitzengruppe. Zu dieser hätte auch Alexander Koop von der RV Gießen-Kleinlinden gehören können, doch der Senioren-III-Fahrer war nicht in optimaler Verfassung zu dem sehr selektiven Rennen angetreten. Die Strecke liege ihm, doch er sei noch nicht topfit, gab Koop zu Protokoll. Bei »höllischem Tempo« habe er die Spitze ziehen lassen müssen. Mit Platz sieben zum hessischen Saisonauftakt war Koop nach 23 Runden (46 km) nicht unzufrieden. Drei Wochen zuvor hatte er als Zweiter beim Bellheimer Frühjahrskriterium in Rheinland-Pfalz bereits einen Platz auf dem Podium eingefahren.
An diesem Samstag hat er seinen nächsten Renneinsatz auf dem Sachsenring. Beim Westsachsenklassiker in Hohenstein-Ernstthal ist dann auch sein Sohn Arvid Koop mit von der Partie, der dann um die nächsten Punkte für die Rad-Bundesliga der Junioren fährt.