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Alle sollten liefern

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Von: Ralf Waldschmidt

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Am 2. Mai 2019 durfte Till Klimpke im Tor der HSG Wetzlar über das Bundesliga-30:23 gegen den VfL Gummersbach in der Wetzlarer Arena jubeln. Das soll auch am Sonntag nach dem Heimspiel gegen den Erstliga-Rückkehrer so sein. Mit Lars Weissgerber und Lenny Rubbin ist der Nationaltorhüter auf dem Parkett (neben dem verletzten Stefan Cavor) der einzig noch verbliebene HSG-Spieler aus der Saison 2018/19. Damals stiegen die Oberbergischen in die 2. Bundesliga ab. © Oliver Vogler

HSG Wetzlar gegen den VfL Gummersbach. Eine Bundesliga-Partie, die elektrisiert. Spieler und Zuschauer. Schon immer. Es ist gefühlt das erste Mal seit langer, langer Zeit, dass es für die Mittelhessen richtig um etwas geht im Oberhaus. Den Anschluss an das Tabellenmittelfeld - die grün-weißen Anhänger sollen, müssen helfen.

Natürlich ist es erst die vierte von insgesamt 34 Bundesliga-Partien der Saison Natürlich versucht man im Lager der HSG Wetzlar die Bedeutung des Heimspiels am Sonntag gegen den VfL Gummersbach (16.05 Uhr) nicht zu sehr zu erhöhen. Natürlich!

Aber natürlich wissen die Till Klimpke und Co. nach 0:6 Punkten zum Saisonstart um den Blick auf die Tabelle. Aber natürlich weiß die neuformierte Mannschaft von Trainer Benjamin Matschke trotz aller Rücksichtnahmen und Erklärungen um den Handball als Ergebnissport. Aber natürlich!

Am Sonntag gilt es zu liefern für die Grün-Weißen, bei denen Linkshänder-Neuzugang Jovica Nikolic nach überstandener Verletzung vor seinem Punktspiel-Debüt steht. Am Sonntag gilt es zu liefern für das mittelhessische Handball-Publikum, die Buderus-Arena im 25. Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit der HSG Wetzlar wieder einmal in einen Hexenkessel zu verwandeln. 2500 Tickets sind bereits abgesetzt, 1000 weitere Kurzentschlossene wären ein starkes Zeichen an das Team und die Region.

Aus dem Wetzlarer Lager: Das Tempo und die zweite bzw. dritte Welle noch besser kontrollieren, die Uhr im Positionsangriff noch besser im Blick haben, die Zahl der Systemfehler weiter verringern. Die Trainingsarbeit von Coach Benjamin Matschke mit seiner jungen, aber dennoch physisch und mental geforderten Mannschaft war auch in dieser Woche wieder intensiv. »Vielleicht einmal von fünf auf zwei Optionen im Angriff runterschrauben, das Playbook vereinfachen«, nennt Matschke einen Ansatzpunkt. Die Erfolgsaussichten seiner im Training »griffigen und gängigen« Truppe stehen und fallen mit einer aggressiven, schlauen Abwehrarbeit. Aus dieser heraus sind Torhüterparaden und Steals notwendig, um über einen kontrollierteren Gegenstoß zu einfachen Toren zu gelangen.

Wer ist gefordert: Die HSG Wetzlar als Team, versteht sich. Im Abwehrzentrum muss Adam Nyfjäll an den Führungsaufgaben wachsen, im Angriffszentrum Magnus Fredriksen ebenfalls. Bundesliga ist eben Bundesliga. Jovica Nikolic wird Vladan Lipovina auf Halbrechts etwas entlasten können, Lenny Rubin muss davon profitieren, dass Hendrik Wagner nicht auf allen Rückraumpositionen gefordert wird. Und wenn Erik Schmidt seine Eifelturm-Vorteile ebenso nutzt wie Adam Nyfjäll die Boden-Vorteile, wird auch das Kreisläuferspiel variabler.

Aus dem Gummersbacher Lager: »Jedes Spiel und jeder Sieg ist wichtig für uns. Ich habe am Anfang schon gesagt, dass diese Mannschaft ein Riesenpotenzial hat. Wir werden unseren Weg gehen und deswegen ist es immer wichtig, alles zu geben«, verdeutlicht VfL-Neuzugang Nemanja Zelenovic den unbedingten Willen seines Teams. »Wir müssen unser Spiel konzentriert abrufen und die beste Leistung auf der Platte präsentieren., sagt der erfahrene Linkshänder, der vergangenen Saison noch für FA Göppingen auflief.

Anders als die HSG Wetzlar startete der VfL Gummersbach mit guten Resultaten in die neue Spielzeit und weist nach drei absolvierten Duellen 4:2 Punkte auf dem Konto auf. Den zweiten Sieg in der noch jungen Saison fuhren die Gummersbacher am vergangenen Sonntag zu Hause gegen den ASV Hamm-Westfalen ein. Im Duell der Erstligaaufsteiger zeigten die Hausherren eine starke erste Halbzeit, brachen in Durchgang zwei ein, erkämpften sich aber zum Schluss doch noch den wichtigen Last-Minute-Sieg. »Am Ende haben wir in einem schwierigen Moment Mut bewiesen und die zwei Punkte geholt«, blickt der 32-jährige Serbe erleichtert zurück.

Die Prognose: Der VfL Gummersbach trägt deutlich die strukturierte Handschrift von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson und ist weit mehr als die - aus mittelhessischer Sicht - Reduktion auf Dominik Mappes und Tibor Ivanisevic oder auf Shooting-Star Julian Köster. Die Oberbergischen sind als Altmeister kein gewöhnlicher Aufsteiger und vor allem ein Wetzlarer Erstliga-Erzrivale. Die 4:2-Start-Punkte-Euphorie spricht für den VfL Gummersbach.

Blickt man auf die Tabelle, hat es die HSG Wetzlar zum Saisonstart gleich mit drei Teams unter den Top 5 zu tun gehabt. Mit Gummersbach, Stuttgart und Hamm-Westfalen geht es ab sofort aber gegen Augenhöhe-Kontrahenten, gegen die man beweisen kann, aber auch muss, dass man unter Punkte-Druck und im Erstliga-Stress sich zu behaupten in der Lage ist. Ein zudem für die Anhänger identifikationsspendendes Erfolgserlebnis muss das oberste Ziel am morgigen reizvollen Handball-Sonntag sein.

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