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Abgeschenkt

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Von: Daniela Pieth

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Abstiegskampf geht sicher anders. Ganz sicher. In der Handball-Bundesliga hat die HSG Wetzlar die Partie beim VfL Gummersbach bereits beim 11:21 nach gerade einmal 32 Minuten abgeschenkt.

Nach einer völlig verkorksten ersten Halbzeit unterliegt die HSG Wetzlar in der Handball-Bundesliga beim VfL Gummersbach mit 30:37 (11:20). Von all den vor der Partie ausgegebenen Parolen blieb nichts übrig. Keine Brust raus, kein Vollgas, kein Mut und kein Glaube an die eigene Stärke. So geht Abstiegskampf - nicht!

Diese Attribute zeigte dafür der Aufsteiger, der einen Platz in der ersten Liga auch nächste Saison bereits sicher hat. Für die Wetzlarer hingegen wird es im Kampf um den Klassenerhalt immer enger und sie können von Glück sagen, dass GWD Minden beim HC Erlangen ebenfalls verloren hat. Dennoch hat Minden noch ein Spiel Rückstand und die HSG nur zwei Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz.

Es dauerte ein bisschen, ehe beide Mannschaften an diesem Tag in die Partie kamen. Gummersbach brauchte in der vierten Minute einen Siebenmeter von Dominik Mappes, um den ersten Treffer zu erzielen. Eine Minute später erlöste Filip Kuzmanovski auch die Gäste und glich nach starker Einzelaktion zum 1:1 aus.

Beide Abwehrreihen agierten mit einer 6:0-Formation, die der VfL allerdings um einiges offensiver interpretierte. Vor allem die Halbverteidiger störten den Wetzlarer Rückraum früh und provozierten so den einen oder anderen Ballverlust der HSG. Die Wetzlarer Angreifer rannten zu viel quer und kamen zu selten in die Tiefe, um zu Torabschlüssen zu kommen. Die Folge waren Ballverluste, nervöses Spiel, Abspielfehler und wiederholt Fehlwürfe.

Hinten spielte der Gummersbacher Angriff die HSG-Verteidigung teilweise schwindelig. Zu schnell, zu präzise und mit Spielwitz riss der VfL-Rückraum die HSG-Deckung auseinander und kam über den Kreis oder die Außenpositionen zu Toren. Bereits nach acht Minuten, Gummersbach hatte gerade auf 5:1 erhöht, hatte HSG-Trainer Jasmin Camdzic genug gesehen und nahm seine erste Auszeit.

Es war ein kapitaler Fehlstart, der mit einer Zeitstrafe gegen Domen Novak wegen Meckerns und dem 6:1 durch Gummersbachs Torhüter Tibor Ivanisevic negativ gekrönt wurde. Der für Kuzmanovski gekommene Rubin belebte das Spiel zwar, machte selbst das 2:6 und legte das 3:7 von Stefan Cavor. Magnus Fredriksen verkürzte sogar auf 4:7, doch der VfL hielt mit Tempo dagegen und blieb mit 9:4 vorn.

Wetzlar schien zumindest endlich im Spiel angekommen, erarbeitete sich Chancen - und auch die Siebenmeter waren in diesem Spiel keine Strafe für Wetzlar. Domen Novak verwandelte im Laufe der Partie alle vier, wenigstens ein Lichtblick aus Sicht der HSG.

Zwei gute Aktionen von Adam Nyfjäll bedeuteten das 11:14 und die grün-weiße Hoffnung, dem VfL weiter das Wasser abgraben zu können. Doch zwei unkonzentrierte Aktionen und Fehlwürfe machten alles wieder zunichte. Die Gummersbacher bestraften jeden Wetzlarer Fehler. Die HSG hatte wenig Ideen, die offensive VfL-Deckung spielerisch zu knacken. So blieben nur viele Eins-gegen-eins-Aktionen, die nur bedingt zum Erfolg führten.

In der Abwehr versuchte es Camdzic mit wechselnden Formationen, die Gummersbach jeweils schnell im Griff hatte. Von den Torhütern der HSG war (wieder einmal) wenig zu sehen. Und so knallte das Hüttenberger Eigengewächs Mappes den Ball aus neun Metern per Schlagwurf zum aus Wetzlarer Sicht demaskierenden 20:11-Pausenstand in die Maschen.

In der zweiten Hälfte klappte einiges besser, gab es im Angriff Erfolgserlebnisse. Dennoch waren die jungen Gummersbacher Angreifer wie Ole Pregler in der Regel zu flink für die Wetzlarer Abwehrspieler. Erst mit Cavors 17:24 in der 41. Minute schien Wetzlar gelang ein kleiner Zwischenspurt, der von Gummersbachs Coach Guðjón Valur Sigurðsson flott per Auszeit gestoppt wurde.

Die Gastgeber wackelten minimal, ließen Wetzlar gar bis auf 23:28 (47. Schmidt) heranrücken. Insgesamt spielte Gummersbach aber abgeklärter, ruhiger und cleverer. Die HSG schadete sich mit zu vielen technischen Fehlern selbst und war am Ende mit dem 30:37 noch gut bedient.

»Wir hatten uns heute viel vorgenommen«, erklärte Camdzic hinterher bei Sky. »Die ersten zehn Minuten aber gehen gar nicht. 20 Tore in der ersten Halbzeit sind zu viel, so kannst du nicht gegen den Abstieg spielen. Die zweite Halbzeit war besser, es war Körpersprache da. Die Abwehr war phasenweise besser und wir haben 19 Tore geworfen. Wenn die Mannschaft abruft, was sie kann, schaffen wir den Klassenerhalt.«

VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic (1); Vidarsson (7), Kodrin (7), Köster (2), Blohme (8/3), Schroven (1), Häseler (2), Mappes (3/1), Pregler (4), Styrmisson, Kiesler, Stüber, Jansen (1), Zeman (1).

HSG Wetzlar: T. Klimpke, Suljakovic; Nyfjäll (2), Kuzmanovski (5), Schmidt (3), O. Klimpke, Becher (1), Weissgerber, Schelker, Fredriksen (6), Pliuto, Wagner, Mellegard, Rubin (4), Novak (4/4), Cavor (5).

Im Stenogramm / Schiedsrichter: Standtke/Heine (Ronnenberg/Wendeburg). - Zuschauer: 4132. - Zeitstrafen: 10:6 Minuten. - Siebenmeter: 5/4:4/4.

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