Ab 20 Uhr werden die Schotten dicht gemacht

Badesalz-Comedian hat sich im Gespräch mit Ronny Th. Herteux darüber geäußert, wie er das Spiel der Frankfurter Eintracht in der Champions League verfolgen möchte.
Hallo Herr Nachtsheim, konnten Sie zuletzt überhaupt noch ruhig schlafen? Haben Sie sich schon abgeschottet und ihr Umfeld darum gebeten, in den kommenden Stunden nicht mit Ihnen in Kontakt zu treten?
Nein, ich habe überhaupt nicht ruhig geschlafen, was allerdings weniger an innerer Unruhe als an meinem völlig überfülltem Magen lag. Ich habe nämlich in einem Buch über Fußball-Voodoo gelesen, dass man als Fan einer nichtitalienischen Mannschaft vor der Partie gegen eine italienische eine wagenradgroße Pizza mit doppelt Parmaschinken, ein Kilo Pasta Mista, sowie eine komplette Packung Amaretto-Mandelkekse verdrücken muss. Plus anschließenden acht doppelten Espressi. Was ganz bestimmt Glück bringen würde, und was ich angesichts der schweren Aufgabe auch gemacht habe. Bezüglich der Abschottung habe ich eine Security-Firma engagiert, die ab 20 Uhr niemanden mehr in die Nähe meines Hauses lässt, und auch eingehende Anrufe von Nichtfußballguckern wie zum Beispiel meinem Bruder abfängt!
Natürlich, das Achtelfinal-Hinspiel der Frankfurter Eintracht in der Champions League ist das Gesprächsthema am Main. Und nicht nur am Main oder in Hessen. Ganz Fußball-Deutschland drückt wohl fest die Daumen. Ist das nicht herzerwärmend?
Der Begriff erscheint mir zu sentimental. Es ist eher das Ergebnis der letzten Jahre, in denen sich die Eintracht diese große Anerkennung verdient hat. Sie glauben gar nicht, wie schön das ist, wenn ich Interviews außerhalb Hessens gebe und nicht mehr mit dieser Mischung aus Überheblichkeit und Mitleid auf die Eintracht angesprochen werde. Das war früher hart.
Stimmt! Früher als Diva vom Main nicht selten Gespött ausgesetzt, hat sich die Eintracht durch frischen, erfolgreichen Offensivfußball und seriöser Arbeit im Hintergrund schon zu einer Art Musterbeispiel entwickelt. Manchmal ist es wohl doch gut, dass sich Zeiten ändern.
Allerdings. Das ist ein bisschen so, wie wenn man vor der Pubertät immer auf dem Schulhof verkloppt worden ist, dann aber einen Riesenschub macht, und jetzt selber andere verkloppt.
Schauen wir auf heute Abend. Italienischer Fußball wird meistens mit AC und Inter Mailand sowie Juventus Turin, nicht mehr aber seit Diego Maradonas Zeiten mit SSC Neapel in Verbindung gebracht. Das ist diesmal etwas anders, oder?
Ja, das kann man sagen. In Neapel dürfte die Erwartungshaltung noch größer sein, als sie hier rund um die Eintracht schon ist. Und die ist ja bekanntermaßen auch nicht nur so mittel...
Vielleicht ist es aber nicht allen klar, mit SSC Neapel kommt der souveräne Tabellenführer an den Main. Und Hand aufs Herz, nicht der Eintracht gehört die Favoritenrolle. Aber vielleicht fühlen sich die Hessen genau in dieser Rolle wohler.
Das sehe ich auch so. Ich habe Neapel gegen Liverpool gesehen, wie sie die auseinandergenommen haben. Das war schon fies beeindruckend.
Apropos Favoritenrolle. Ist es wirklich denkbar, dass am Ende der Bundesliga-Saison der deutsche Meister nicht Bayern München, sondern Union Berlin heißt?
Es ist auf jeden Fall so, dass es gleich ein paar Teams im oberen Tabellen-Bereich gibt, die das mit etwas Glück schaffen können. Und ich finde, dass das auch mal fällig ist. Es gibt nichts Langweiligeres als Meisterfeiern der Bayern auf dem Marienplatz. Da ist bei jedem Bingo-Abend in Seniorenheimen mehr los!
Und ist es nicht auch allzumenschlich, dass auch mal ein Julian Nagelsmann verbal die Blutgrätsche auspackt. Immerhin hat er sich danach auch schnell in aller Form entschuldigt.
Doch. Ich bin zwar kein ausgewiesener Nagelsmann-Fan, aber dass manchmal die Nerven mit Trainern Achterbahn fahren, kann ich nachvollziehen. Abgesehen davon, dass es ja jetzt auch keine Hardcore-Schimpfwörter waren. Ich war ja lange Zeit Vorsitzender des Rodgauer Rockerclubs »Dirty Devils Dudenhofen«, und da ging es verbal deutlich rauer zu!
Irgendwie greift mir die »Correctness« momentan etwas zu wild um sich, sollen wir etwa bald alle nur noch roboterhaft miteinander umgehen?
Ein großes und ausgesprochen umfassendes Thema, das wir hier nicht angemessen besprechen können. Aber zu viel Pingeligkeit kann schon mal nerven.
Für heute Abend bleibt jedenfalls zu wünschen, dass die Emotionen hoch-, wenn auch nicht überkochen. Dürfen wir hoffen, dass auch Sie sich dann in der Gewalt haben werden?
Das geht Sie überhaupt nichts an! Ich glaub es hackt! Unverschämtheit. Sie ... ach ... ich leg auf ...