57 Minuten mitgehalten

Ein kleiner Lichtblick für Handball-Bundesligist HSG Wetzlar. Zwar verliert das Team von Trainer Hrvoje Horvat bei Ligaprimus Füchse Berlin mit 25:29, doch die Leistung im Vergleich zum Heimspiel-Debakel gegen die TSV Hannover-Burgdorf stimmt.
Die HSG Wetzlar hielt beim Tabellenführer der Handball-Bundesliga lange gut mit, verpasste jedoch die Überraschung, bei den Füchsen Berlin etwas Zählbares mitzunehmen. Rückblickend war die 25:29 (10:12)-Niederlage vor allem den vielen Zeitstrafen und der mangelnden Chancenverwertung der HSG geschuldet, die dem Favoriten über 60 Minuten die Stirn bot.
In einer torarmen Anfangsphase dominierten die Deckungsreihen, die die Angreifer zu technischen Fehlern verleiteten. Trotz der frühen Zeitstrafe gegen Stefan Cavor in der sechsten Minute ging Wetzlar durch Jovica Nikolic mit 5:3 in Führung. Zu diesem Zeitpunkt hatte Füchse-Torhüter Dejan Milosavljev bereits drei Paraden auf dem Konto. Zwei technische Fehler der Gastgeber und einen geblockten Wurf konnte die HSG nicht zu ihrem Vorteil nutzen und die Führung bereits zu diesem Zeitpunkt weiter ausbauen.
Berlin hatte vom Start weg Probleme, die 5:1-Abwehr der Gäste zu bespielen. Es wollte kein Spielfluss aufkommen und so verstrickten sich die Füchse in Einzelaktionen. Drei Paraden von HSG-Keeper Till Klimpke hielten die Hoffnungen der Wetzlarer hoch, sich weiter abzusetzen. Eine weitere vergebene Chance und ein Fehlpass an den Kreis quittierte HSG-Trainer Hrvoje Horvat mit seiner ersten Auszeit bereits nach 16 Minuten.
Adam Nyfjäll ersetzte am Kreis Erik Schmidt und Magnus Fredriksen kam für Jonas Schelker. Nyfjäll führte sich mit einem Lattenknaller und einem zu fest geworfenen Aufsetzer ein - und schon lagen die Füchse mit 6:5 vorn. Dennoch hielt Wetzlar gut mit und setzte vor allem in der Abwehr Akzente. Zum Verdruss für Horvat allerdings zu oft auf Kosten von Zeitstrafen. Nyfjäll und Nikolic traf es sogar kurz hintereinander, so dass die Grün-Weißen einige Zeit sogar nur zu viert auf dem Platz standen. Dennoch blieb die HSG dran, obschon Berlin in der 27. Minute durch einen Siebenmeter von Robert Weber auf 11:8 erhöhen konnte. »Das Spiel läuft in der ersten Halbzeit eigentlich nicht gut genug für uns«, meinte Berlins Coach Jaron Siewert. »Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns zur Pause schon mit drei oder vier Toren absetzen.«
Dem 10:12 zur Pause folgte eine starke Phase der Wetzlarer nach Wiederbeginn. Weiterhin gestützt auf eine aggressive, bewegliche Deckung erarbeitete sich die HSG das 17:17 durch Schmidt. In einem Spiel, das sich durch Kampf und Krampf anstatt hochklassigem Handball auszeichnete, hielten die Gäste jederzeit dagegen. Vor allem Nikolic war ein ständiger Unruheherd, dem man die hohen Spielanteile allerdings in der zweiten Halbzeit anmerkte.
Die vielen Zeitstrafen taten, je länger die Partie dauerte, nun erheblich mehr weh und zehrten an den Kräften. Horvat brachte in der 42. Minute erstmals Neuzugang Filip Kusmanovski im Angriff für Lenny Rubin, der, wie auch Cavor, keinen guten Tag erwischt hatte. Der Knackpunkt war jedoch wiederum eine doppelte Zeitstrafe in der 48. und 49. Minute. Erst erwischte es Fredriksen, dann Domen Novak. Per Doppelpack brachte Milos Vujovic die Berliner mit 22:18 in Führung.
»Die Mannschaft eine tolle Moral bewiesen und ist immer wieder rangekommen«, kommentierte Horvat den Kampfgeist seiner Spieler, die sich in der 54. Minute wieder bis auf 23:24 herangearbeitet hatten. Keeper Klimpke machte mit einer Doppelparade gegen Mathias Gidsel und Fabian Wiede den Weg zum Unentschieden frei, doch Rubin scheiterte an Milosavljev, der den Wetzlarern etliche freie Bälle wegnahm.
In den letzten Minuten waren es, wie im gesamten Spiel, die Fehler der HSG, die den Ausschlag gaben. Zeitstrafe Schmidt, Fangfehler Nikolic und schon lagen die Berliner wieder mit 26:23 vorn. Die Füchse spielten den Vorsprung sicher über die Ziellinie und waren nach dem Spiel sichtlich erleichtert über den doppelten Punktgewinn.
»Wetzlar hat intelligent und clever verteidigt und im Angriff lange Angriffe ausgespielt«, erklärte Sportchef Stefan Kretzschmar auf der Homepage der Berliner. »Dennoch haben wir gut dagegengehalten, Wetzlar hat das sehr gut gemacht. Wir sind sehr froh, dass wir diese zwei Punkte geholt haben. Das Spiel trotzdem zu gewinnen, zeigt dann auch unsere Qualität.«
»Die Mannschaft hat gezeigt, dass die Kritik angekommen ist. Wir haben über 57 Minuten einen großen Kampf geliefert. Aber am Ende hat uns die Cleverness und eine bessere Abschlussquote gefehlt, um hier etwas mitnehmen zu können«, erklärte Horvat. »Wenn wir so leidenschaftlich auch zu Hause vor unseren eigenen Fans spielen, dann werden wir auch wieder erfolgreich sein«, führte der HSG-Coach weiter aus.
Füchse Berlin: Kireev, Milosavljev; Wiede (2), Darj (1), Holm (1), Lichtlein, Gidsel (7), Freihöfer (2), Ende, Kopljar, Oberby, Vujovic (7/3), Weber (5/3), Marsenic (1), Drux (3).
HSG Wetzlar: Klimpke, Suljakovic; Nyfjäll (2), Kusmanovski (1), Schmidt (3), Nikolic (5), Becher, Weissgerber, Schelker (1), Fredriksen, Pliuto, Wagner (2), Mellegard (3), Rubin (3), Novak (4/1), Cavor (1).
Schiedsrichter: Kolb/Kauth (Taufkirchen/Augsburg). - Zuschauer 8473. - Zeitstrafen: 6:16 Minuten - Siebenmeter 7/6 - 1/1.
