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46ers-Aus: Personelle Handicaps am Ende einfach zu groß

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Von: Angelika Schepp

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Danke für die großartige Unterstützung - auch wenn bei den Basketballern der Gießen 46ers im ersten Moment die Enttäuschung über das 87:112 und damit das Halbfinal-Aus in der Pro A überwogen hat. © Angelika Schepp

Die Gießen 46ers müssen sich im vierten Spiel der Playoff-Halbfinalserie der 2. Basketball-Bundesliga Pro A Rasta Vechta geschlagen geben, die damit in die Bundesliga aufsteigen. Das 87:112 (40:56) am Freitag hat dennoch viele Gänsehautmomente zu bieten.

Aus der Traum vom Aufstieg für die Gießen 46ers: Mit 1:3 schieden die Mittelhessen nach dem 87:112 (40:56) am Freitagabend zu Hause gegen Rasta Vechta aus der Halbfinalserie der ProA aus. Die ersatzgeschwächten 46ers liefen dabei ab der dritten Minute einem Rückstand hinterher. Vechta dominierte vor rund 50 mitgereisten Fans das Geschehen. Das hinderte die 3289 Zuschauer in der Sporthalle-Ost aber nicht daran, eine riesige Party zum Saisonabschluss zu feiern. Eine Party, trotz dem beendeten Traum von der sofortigen Rückkehr in die BBL mit ganz vielen Gänsehautmomenten.

Zu Beginn des letzten Viertels - Gießen lag da schon aussichtslos mit 63:86 im Hintertreffen - stimmten die Fans an: »Ohne Frenkie wärn wir gar nicht hier.« Der angesprochene Headcoach Branislav »Frenkie« Ignjatovic blickte mit einem verschmitzten Lächeln lange in den Stehblock auf der Ostseite, auch leicht verlegen. Lange nach dem Spiel äußerte er sich emotional: »Dass ich sowas das dritte oder vierte Mal in meinem Leben als Trainer erlebe - womit habe ich das verdient?« Ignjatovic zählte seine erfolgreichen Stationen als Coach auf und schloss mit einem: »Und jetzt hier in Gießen. Das verpflichtet nur noch mehr. Wenn die Leute das so sehen, dann bin ich umso dankbarer.« Er richtete das Lob sogleich aber auch an das Office, vor allem Manager Jonathan Kollmar: »Das ist alles Teamarbeit.«

Gießen blieb bis zur Halbzeit zumindest in Schlagdistanz, verlor unmittelbar vor der Pause dann aber auch noch Center Igor Cvorovic. Der Montenegriner hatte einen Schlag auf den Hinterkopf abgekommen und blieb lange benommen auf dem Parkett liegen. In der Halbzeit wurde Cvorovic aus der Halle getragen, kehrte dann aber nach dem Seitenwechsel zumindest auf die Bank zurück, wo sein Kopf - Verdacht auf Gehirnerschütterung - gekühlt wurde. »Ich wollte es so, ich wollte das nochmal mitnehmen«, sagte Cvorovic, während die Feierlichkeiten in der Osthalle noch liefen.

Feierlichkeiten? Ja, das konnte man nach den Szenen der letzten Spielminuten und danach nicht anders sagen. Die noch vollständig anwesenden 3000 Fans in der Halle überstimmten die Vechtaer Siegeschöre, feierten ihr Team der Reihe nach ab, sangen »Ihr seid alles Gießener Jungs«. Am 18. Jahrestag des Viertelfinalsiegs über Köln in der Bundesliga durfte auch ein schmetterndes »Hier regiert der MTV« nicht fehlen, womit die Fans seit jeher den ehemaligen Stammverein des Clubs ehren. »Rot und weiß ein Leben lang«, tönte es aus dem Block. Die frustrierte Mannschaft konnte wieder lachen. Langsam schien sich zu setzen, was ihnen eigentlich gelungen war.

Coach Ignjatovic erinnerte an den schweren Saisonstart mit einer hohen Niederlage in Bremerhaven. Später die Wende. »Die Stimmung, die wir heute gesehen habe - das ist bei einem solchen Rückstand in Deutschland einmalig. Um das wieder zu erleben, dafür muss unsere Arbeit morgen starten.« Der Klassenunterschied zwischen Gießen und Vechta, die im Finale jetzt auf Tübingen treffen, sei jede Sekunde spürbar gewesen.

Innerhalb weniger Tage hatten die 46ers vor der Halbfinalserie viele Spieler verletzungsbedingt verloren. Center-Ass Stefan Fundic war wieder nur auf Krücken in der Halle. Luca Kahl konnte nach seiner Bänderverletzung erstmals wieder mitwirken, wirkte aber längst nicht fit. Enosch Wolf war aufgrund einer Vertragsklausel nicht spielberechtigt. Am Freitag dann noch Cvorovic: »Manches ist rational nicht erklärbar«, sagte Ignjatovic. »Mein Frust ist erstmal groß, da muss man kein Fachmann sein. Aber wir habe mein Ziel erreicht, in dieser Saison einmal vor einer vollen Halle zu spielen«, so der Serbe am Ende eines emotionalen Abends.

Gießen: Barnes (24), Heyne, Brauner (20), Döntgens (2), Figge (10), Kahl, Cvorovic (11), Martin (11), Strangmeyer (3), Nyama (5), Miksic (2).

Vechta: Bayram (4), Jones (11), Ferner (3), Culver (3), Lodders (5), Agee (16), Schwieger (15), Grünloh (2), Smit (5), Aminu (34), Flanigan (2), Bohannon (12).

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Übermacht: Jordan Barnes mühte sich vergeblich gegen die Vechtaer Erstliga-Rückkehrer Tajuan Agee und Joel Aminu. © Angelika Schepp

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