2325 Zuschauer sehen ersten FC-Gießen-Sieg
Mit einer beachtlichen Kulisse und einem in der Entstehung glücklichen Sieg feiert der FC Gießen am Samstag eine gelungene Premiere in der Fußball-Hessenliga. Kurioser hätte der Nachmittag kaum verlaufen können.
Der Auftakt des neuen Fußballclubs Gießen in der Hessenliga ist gelungen. Vor 2325 Zuschauern siegte der Favorit im Gießener Waldstadion mit 1:0 (0:0) gegen den SC Waldgirmes - das erste Pflichtspiel von Gießens neuem Aushängeschild war gespickt mit Kuriositäten. "Der Gewitter-Einbruch, die lange Verletzungspause und dann diese Kulisse - Wahnsinn", meinte FCG-Geschäftsführer Jörg Fischer. Der Fußball-Auftakt hatte am Samstagnachmittag drei markante Aspekte zu bieten.
1. Die spielentscheidende strittige Szene: In der 62. Minute lieferten sich Gießens Stürmer Damjan Marceta und SCW-Verteidiger Dennis Lang nach einem langen Ball ein Laufduell, an dessen Ende Schiedsrichter Martin Kliebe Freistoß pfiff und dem Lahnauer Verteidiger die Rote Karte zeigte. Der Großteil des prall gefüllten Waldstadions rieb sich verwundert die Augen, hatte Lang schließlich den Ball gespielt. Im Anschluss traf Cem Kara per verwandeltem Freistoß zum 1:0 und erlöste den FC, der sich bis dahin schwer tat gegen gut verteidigende Gäste aus Waldgirmes.
Verteidiger Lang, der wutentbrannt und gegen die Auswechselbank tretend von dannen zog, erklärte später: "Wir sind beide in den Zweikampf gegangen, der Körperkontakt war da, aber ich spiele den Ball, den der Torhüter dann ja auch kurz danach aufnehmen kann." Der "gefoulte" Marceta sprach von einer "50:50-Entscheidung", Gießens Trainer Daniyel Cimen meinte: "Für mich sah es nicht nach einem Foul aus, ich weiß nicht genau, was er da gepfiffen hat."
Der Schiedsrichter erklärte Lang, dass er sich sicher gewesen sei, dass dieser nicht den Ball gespielt habe. Wie auch immer: Diese Szene brachte Gießen auf die (letztlich verdiente) Siegerstraße in einer Partie, die von Waldgirmeser Kompaktheit und engagiertem Gießener Anlaufen geprägt war.
SCW-Trainer Daniyel Bulut ärgerte sich verständlicherweise: "In so einer Partie vor so einer Kulisse durch so eine Entscheidung zu verlieren, ist schon bitter. Zumal uns Dennis Lang jetzt gesperrt fehlen wird. Wenn ich mir nicht 1000 Prozent sicher bin, darf ich so etwas als Schiedsrichter nicht pfeifen."
2. 20 bedrückende Minuten Unterbrechung: In der 20. Minute sprintete Gießens Stürmer Noah Michel einem Ball hinterher und stieß in vollem Tempo mit SCW-Keeper Fabian Grutza zusammen. Michel blieb danach liegen, sofort richtete sich ein Spielerkreis um ihn, die Sanitäter kamen. Der Stürmer zog sich eine tiefe Risswunde am Oberschenkel zu, weitere Beschädigungen der Sehne nicht ausgeschlossen. "Ich befürchte das Schlimmste", sagte Trainer Cimen später.
Die Partie wurde - weil es zudem blitzte - für 20 Minuten unterbrochen, ehe Michel vom Krankenwagen abgeholt wurde. Sein Spielerkollege Johannes Hofmann erinnert sich: "Es sah schlimm aus, er hat ein tiefes Loch im Oberschenkel, das Blut ist nur so geflossen. Die Pause danach war schwer für uns, aber letztlich haben wir für Noah gewonnen."
3. Gießen hat den neuen FC angenommen: 2325 Zuschauer sind ein Ausrufezeichen zum Start. Im Vorhinein hatte Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz noch von einer "Chance für die Stadt" gesprochen und betont, dass man dies dem "bodenständigen Visionär" Jörg Fischer zu verdanken habe. Das optisch ansprechend hergerichtete Waldstadion zog dann auch erstmals seit Jahren eine beträchtliche Besucherzahl in die Grünberger Straße.
"Vielleicht hat das Waldstadion ja eine gewisse Magie", meinte Kreisfußballwart Henry Mohr, der feststellen konnte: "Dieser Fußball wird angenommen." FC-Geschäftsführer Fischer meinte: "Ich habe vorher gesagt, dass ich bei einer Zuschauerzahl zwischen 1500 und 2000 glücklich bin. So bin ich begeistert. Das ist vor allen Dingen den Ehrenamtlichen zu verdanken." Schon am nächsten Samstag geht's im Waldstadion gegen Viktoria Griesheim (15 Uhr) am 2. Spieltag weiter.
Hier geht's zur Nachlese und neuen Informationen zu Noah Michel