Gelingt den Gießen 46ers in Bonn der Coup?

Für die abstiegsbedrohten Gießen 46ers steht die nächste schwere Aufgabe in der BBL an: Sie gastieren heute beim Tabellenführer in Bonn. Für das Team von Trainer Pete Strobl zählen in der heißen Phase nur Siege. Maximal acht sind für sie möglich, vier benötigen sie zunächst, um erst einmal ans rettende Ufer zu gelangen. Der Gang in die Zweitklassigkeit rückt immer näher
Unterschiedlicher können die Voraussetzungen für das BBL-Spiel am heutigen Abend im Telekom-Dome (Sprungball 20.30 Uhr / live bei Magentasport) nicht sein: Die Gießen 46ers sind Tabellenvorletzter und kämpfen ums Überleben in der Basketball-Bundesliga. Der Mittwoch-Gastgeber Baskets Bonn dagegen sonnt sich auf Rang eins und ist bereits am vergangenen Spieltag in die Playoffs eingezogen.
Lage: Für die Gießen 46ers wird es immer enger im Abstiegskampf, immer wahrscheinlicher, dass es nach dieser Saison in die Pro A geht. Zwar hat die Mannschaft von Cheftrainer Pete Strobl noch acht Spiele bis zum Hauptrundenende zu absolvieren, der Rückstand zum rettenden Platz 16 beträgt aber schon acht Punkte. Das heißt: Die Lahnstädter müssen vier Spiele gewinnen, um mit dem Mitteldeutschen BC und den Löwen aus Braunschweig (beide zehn Siege) gleichzuziehen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer liegt darin, dass die Gießener erst 26 Partien bestritten haben, der MBC 29 und die Löwen 27. Beim zuletzt erzielten achtbaren 85:95 gegen den haushohen Favoriten FC Bayern Basketball bewies das Strobl-Team, dass es noch an sich glaubt - aber es zeigte auch deutlich die Schwächen beim Rebounden und an der Freiwurflinie.
Personelles: Vor allem Aufbauspieler Kendale McCullum lieferte - wie schon so oft zuvor - eine ganz starke Leistung ab und legte zum wiederholten Male ein Double-Double auf. Noch ein Spieler mehr mit seiner Klasse im Kader hätte die 46ers womöglich nie in die jetzige prekäre Situation gebracht. Die Nachverpflichtungen TJ Williams, JD Miller und Martins Laksa haben die Erwartungen bei Weitem nicht erfüllt. Gegen die Bayern trumpfte mit Nuni Omot ein weiterer 46ers-Akteur auf. Er und McCullum dürften in der nächsten Spielzeit bei anderen Teams zu sehen sein. Überhaupt würden beim Abstieg gravierende personelle Veränderungen folgen. Ob Strobl bleibt, ist fraglich. Nach Informationen dieser Zeitung hat der 44-Jährige nur Vertrag für Liga eins. Anders sieht es beim geschäftsführenden Sportdirektor Sebastian Schmidt aus: Sein Kontrakt ist auch für die Pro A gültig.
Gegner: Wer hätte das gedacht?! Die Bonner grüßen von der Tabellenspitze, wobei auch der Blick auf die Bayern und Berliner gerichtet werden muss, die aufgrund ihrer zu absolvierenden Nachholspiele punktemäßig noch gleichziehen können. Dennoch: In der Stadt am Rhein wird seit der Verpflichtung von Trainer Tuomas Iisalo ein attraktiver, schneller und erfolgreicher Basketball abgeliefert. Die Handschrift des Finnen ist deutlich zu erkennen. Er legt zwar sehr viel Wert auf Disziplin, aber lässt den Protagonisten genügend Freiraum für ihre Fähigkeiten. Zudem entwickelte sich das Team immer weiter - sieben Siege in Serie sprechen dabei eine eindeutige Sprache. Die Ausgeglichenheit seiner Mannschaft ist ein bedeutsamer Faktor: Mit Spielmacher Parker Jackson-Cartwright, der aufgrund familiärer Angelegenheiten aktuell in den USA weilt und nicht spielen wird, Shootingguard Jeremy Morgan, Forward Javontae Hawkins, dem Ex-Gießener Skyler Bowlin, Nationalcenter Michael Kessens und Powerforward Saulius Kulvietis hat Iisalo gleich sechs Spieler, die zweistellig scoren. Nicht umsonst sind die Bonner mit 89,6 Punkten im Schnitt pro Spiel die beste Offensivmannschaft der BBL. Ein Wiedersehen gibt es zudem noch mit Karsten Tadda, der wie Bowlin in früheren Zeiten das 46ers-Trikot trug.
Das sagt Strobl: »Unsere Chancen hängen von unserer Verteidigung und der Fähigkeit ab, ihre Angriffssequenzen zu verlangsamen.«
Das sagt Schmidt: »Auch wenn wir uns sehr teuer gegen FC Bayern Basketball verkauft haben, nützen im Abstiegskampf natürlich nur Punkte. Deswegen werden wir als Underdog wieder alles in die Waagschale werfen, was wir haben, um hoffentlich für eine Überraschung zu sorgen.«