500 Fans feiern mit den Gießen 46ers den Derbysieg in Frankfurt

Mit 76:75 bezwangen die Gießen 46ers im Hessenderby der Basketball-Bundesliga die Frankfurt Skyliners. Dabei wackelten die Gäste aus der Lahnstadt einmal mehr massiv im Schlussviertel, behielten am Ende aber die Nerven.
Wir haben gekämpft, alles gegeben - Derbysiege sind immer schön, es ist auch mein erster.
Tim Uhlemann strahlte nach dem Sieg: »Wir haben gekämpft, alles gegeben - Derbysiege sind immer schön, es ist auch mein erster«, so der Forward, der immer wieder mit Sprechgesängen von den fünfhundert mitgereisten Fans bedacht wurde. Es war das erste Hessenderby in Frankfurt vor Fans seit über zwei Jahren. Der letzte Sieg in der Ballsporthalle datiert von 2018. Noch lange nach Spielende sangen sich die Fans der 46ers den Frust von der Seele.
Im Abstiegskampf nämlich sieht es für die Mittelhessen weiterhin düster aus. In den vier verbleibenden Spielen muss man eine Serie starten, um das Wunder zu vollbringen. Frankfurt indes stand bereits vor dem Duell als erster sportlicher Absteiger fest. »Falls es eine Wildcard gibt, würden wir uns bewerben«, stellte Skyliners-Markenbotschafter Marco Völler im Rahmen des Spiels aber klar. Dafür darf Trier es in der Pro A nicht ins Finale schaffen. Nicht alle Zweitligateams sind für einen Aufstieg in die Bundesliga bereit.
Für die 46ers kommt das nach der Wildcard im letzten Jahr nicht in Frage. Am Sonntagnachmittag war all das für einen Moment aber Nebenschau. Verzichten mussten die Mittelhessen bei ihrem großen Sieg auf Florian Koch (Probleme mit der Patella-Sehne) und Phil Fayne. Der Big Man hatte im Spiel gegen Braunschweig einen Ellbogen ins Gesicht kassiert und wurde im Hessenderby geschont.
Gießen 46ers: Viel Stückwerk in Viertel eins
Qualitativ entsprach die Partie im ersten Viertel dem, was die Tabelle aussagt: Beide Teams verzettelten sich immer wieder in Einzelaktionen und produzierten viel Stückwerk. Der zuletzt in der Kritik gestandene Nuni Omot, über dessen Abschied sich unter der Woche Gerüchte hielten, etablierte per Dreier und Dunk eine 9:5-Führung (3.). Diese Führung verteidigten die Gäste bis zur Viertelpause, wobei Omot neun der Gießener Punkte zum 17:14 beitrug.
Der US-Forward war es auch, der per Dreier das 22:16 zu Beginn des zweiten Quarters markierte. Kendale McCullum legte kurz darauf zum 24:16 ab, bevor er sein zweites Foul gepfiffen bekam. Der für ihn eingewechselte Bjarne Kraushaar wusste aber mit einem Dreipunktespiel zu begeistern, ebenso wie Center JD Miller, der einen Dreier durch die Frankfurter Reuse scheppern ließ. Beim 30:20 (15.) und 38:28 - Martins Laksa hatte die Fans mit einem weiteren Distanzwurf zum Jubeln gebracht - lag Gießen jeweils zweistellig in Führung. Mit einem Schluss-Run verkürzte Frankfurt aber, weshalb es mit 32:38 aus Sicht der Hausherren vom Main in die Kabine ging.
Gießen 46ers: Strobls Auszeit fruchtet
Trotz eines weiteren Omot Dreiers zum 41:34 geriet die knappe Führung der 46ers gehörig ins Wackeln. In einer von der Defensive geprägten Partie verkürzten die Skyliners auf 43:45 (27.) - die anschließende Auszeit von Gießens Headcoach Pete Strobl verfehlte ihre Wirkung aber nicht. Omot, McCullum mit Traute und Denis Nawrocki mit Punkten von Downtown stellten auf 52:43 und zwangen Frankfurt erneut zur Time-Out (29.).
Während die vielen mitgereisten mittelhessischen Fans in Dauerschleife »Ich habe meine Liebe an den MTV verloren« sangen«, legte Omot mit Dreipunktespiel und einem weiteren Distanztreffer nach. Nach 30 gespielten Minuten hieß es daher 57:49 für die Lahnstädter. Im Schlussabschnitt legte Frankfurts Jamal McLean dann aber richtig los. Der nachverpflichtete Leistungsträger verkürzte per Dreipunktespiel und Poster-Dunk, markierte Punkte wie am Fließband. Matt Haarms und Will Cherry per Distanztreffer erzielten die erste Frankfurter Führung seit dem Anfangsviertel (71:70, 39.).
Gießen 46ers wackeln in der Crunchtime
Gießen wackelte wie so häufig in dieser Saison in der Crunchtime. Dieses Mal aber vermied Omot per Tip-in erneute Frustzustände auf mittelhessischer Seite. McCulllum, der nur knapp an einem Triple-Double vorbeischrammte, erhöhte per Layup in der Schlussminute wieder auf 76:73. Hinten erzwang man einen Stop nach dem nächsten, wobei die Frankfurter-Legende Quantez Robertson eine gute Wurfchance vergab. Am Ende aber war das Glück endlich mal auf Gießener Seite, wie die Fans mit ihren Gesängen auch lange nach Spielende noch feststellten: »Derbysieger, Derbysieger!«
Sie haben uns das richtige Momentum gegeben, sie waren überall auf dem Feld zu hören.
»Sie haben uns das richtige Momentum gegeben, sie waren überall auf dem Feld zu hören«, freute sich McCullum. »Sie waren super und haben echt geholfen.« Für eine Trendwende im Kampf um den Klassenerhalt ist es unter normalen Umständen zwar zu spät. Im Gegensatz zum Main herrscht an der Lahn aber immerhin noch das Prinzip Hoffnung.
Statistik
Frankfurt: Lukas Wank (2 Punkte), Jamel McLean (11), Matt Haarms (14), Len Schoormann (6), Rasheed Moore (10), Lorenz Brenneke, Quantez Robertson (6), Will Cherry (16), Marcel Ponitka (10), Felix Hecker
Gießen: Kendale McCullum (21 Punkte, 10 Assists), Nuni Omot (25), Dennis Nawrocki (7), Bjarne Kraushaar (3), Martins Laksa (5), Maximilian Begue, Tim Uhlemann (2), Kilian Binapfl, JD Miller (13)
Viertelergebnisse: 14:17, 18:21, 17:19, 26:19 / Zuschauer: 4020