35 gute Minuten für die Gießen 46ers reichen nicht in Bonn

Beim Tabellenführer Bonn zeigten die abstiegsbedrohten Gießen 46ers am Mittwochabend lange eine couragierte Leistung. Erst in der Schlussphase kippte die Partie - und ging mit 72:78 verloren.
Bitter war die Niederlage deshalb, weil Bonn ohne Leistungsträger wie Tyson Ward, Jeremy Morgan und MVP-Kandidat Parker Jackson-Cartwright angetreten war und mächtig wackelte. »Es gab gute Individualleistungen bei Bonn«, erklärte 46ers-Spieler Florian Koch, ein gebürtiger Bonner, warum es am Ende nicht reichte. Unter den verbliebenen Bonnern war es Javonte Hawkins, der mit 35 Punkten klar hervorstach.
Die bessere Anfangsphase gehörte den Mittelhessen, die unter anderem durch Tim Uhlemann per Dreier zu Punkten kamen und mit 9:4 führten (5.). Das Fehlen von Bonns Aufbau-Ass Jackson-Cartwright (Trauerfall in der Familie) machte sich durch eine erhöhte Fehlerquote bemerkbar. Dann aber setzte der Tabellenführer zu einem 13:0-Lauf an, den nach vielen punktelosen Minuten erst Kendale McCullum per Doppelschlag beendete. So ging es mit 13:19 ins zweite Quarter.
Gießen 46ers: Omot mit Dunk
Gießen blieb in Schlagdistanz, lief bis zur Halbzeit aber stets einem einstelligen Rückstand hinterher. Martins Laksa verkürzte in der 16. Minute mit sehenswertem Mitteldistanzwurf aus der Bedrängnis auf 27:29, vergab danach aber zwei gut herausgespielte freie Dreieroptionen. Als sich Bonn kurz darauf bis auf 34:27 absetzte, ging 46ers-Coach Pete Strobl in die Auszeit. Angeführt von Nuni Omot, der es per Fastbreak-Dunk krachen ließ, sowie Offensivmotor McCullum, stellten die 46ers bis zur Pause dann auf 36:38.
Gleich im ersten Angriff nach dem Seitenwechsel eroberte Dennis Nawrocki die Gießener Führung per Dreier zurück. Es blieb bei keinem Strohfeuer. Bonn wirkte ohne Jackson-Cartwright kopfloser, produzierte Fehler wie am Fließband und wirkte im Angriff unstrukturiert. Die 46ers ergriffen diese Chance. Vor allem Omot zeigte eine starke Leistung, markierte das 46:40, 50:45, 54:52. Bonn hatte in dieser Phase Glück, Hawkins in den Reihen zu haben. Der Forward spielte bis zu diesem Zeitpunkt durch und war die offensive Lebensversicherung der Baskets. Dennoch ging Gießen mit 56:52 ins finale Viertel.
Hier war es Hawkins mit zwei Dreiern, der das Momentum auf Bonner Seite zog. Die Hessen hielten nach Kräften dagegen, etwa Phillip Fayne, der die Führung per Alley-oop-Dunk verteidigte. McCullum und Koch mit einem 6:2-Run stellten nochmals auf 70:66 (37.). Als Hawkins per Dreier aber seine Karrierebestleistung knackte, wurde der Telekom-Dome zum Tollhaus. Saulius Kulvietis setzte mit vier Punkten in Serie Nadelstiche. »Am Ende hat ein Stop gefehlt oder vielleicht ein Dreier«, so Koch nach Spielende.
Gießen 46ers: Koch gibt sich kämpferisch
»Wir haben uns gut verkauft und müssen darauf aufbauen. Mit so einer Performance haben wir gegen Würzburg eine gute Chance. So müssen wir es angehen«, gab sich Koch dennoch kämpferisch. Für Bonn war es der achte Sieg in Folge, für Gießen die 19. Niederlage im 22. Spiel. Positiv war bei den Mittelhessen die engagierte Leistung am Brett hervorzuheben. Das Reboundduell ging bei sonst sehr reboundstarken Bonnern an die Gäste von der Lahn. Negativ nahm sich einmal mehr die Tatsache aus, dass man eine gute Siegchance nach langer zwischenzeitlicher Führung im Schlussviertel noch aus der Hand gab. Denn Fakt ist: Der klaren tabellarischen Lage zum Trotz waren die Rheinstädter an diesem Abend definitiv schlagbar.
Die Luft für Gießen wird immer dünner. Ein Sieg zu Hause gegen Würzburg (Samstag, 20:30 Uhr) ist Pflicht.
Bonn: Hawkins (35), Kulvietis (21), Kessens (6), Gorham (6), Lypovyy (5), Bowlin (2), Kratzer (2), Tadda (1), Frierson
Gießen: McCullum (23), Omot (17), Florian Koch (12), Fayne II (6), Laksa (6), Nawrocki (3/2/1), Uhlemann (3), Miller (2), Kraushaar (0)