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FC Gießen: Diese Vereinbarung symbolisiert die Zeitenwende

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Von: Sven Nordmann

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Jörg Fischer zieht sich nach über einem halben Jahrzehnt zurück aus der vordersten Linie des FC Gießen. (Friedrich)
Jörg Fischer zieht sich nach über einem halben Jahrzehnt zurück aus der vordersten Linie des FC Gießen. (Friedrich) © Harald Friedrich

Jörg Fischers Netzwerk begleicht alle offenen Posten bis 31. Dezember 2019. Danach steht Markus Haupt in der Verantwortung. Diese Vereinbarung symbolisiert den Führungswechsel beim FC Gießen.

Jörg Fischers Rücktritt als Geschäftsführer des FC Gießen Ende November 2019 war nur der Vorbote - Anfang 2020 wird klar: Der Führungswechsel innerhalb des Fußball-Regionalligisten wird mit Jahresbeginn konsequent vollzogen. Der neue Geschäftsführer Markus Haupt und Jörg Fischer haben die Vereinbarung getroffen, dass Fischers Netzwerk alle offenen Beträge bis zum 31. Dezember 2019 begleicht - und sich danach aus der finanziellen Verantwortung zurückzieht. Das bestätigt Haupt: »Die Vereinbarung sieht vor, dass alle offenen Zahlungen, die bis Ende 2019 aufgelaufen sind, von ihm bzw. der alten Vereinsführung beglichen werden. Zum 1. Januar soll es einen klaren Neuanfang geben«. Ohne Altlasten.

Fischer: "Vielleicht werde ich ein normaler Partner"

Fischer selbst sagt: "Ich will mit meinen Partnern die Altlasten von 2019 begleichen. Danach werde ich mich definitiv nicht mehr in dem Maße wie bisher engagieren." Mit Fischer dürften sich auch sein Sohn, Vorsitzender Dominik Fischer, und Rechner Alexander Schmandt aus der ersten Reihe zurückziehen. Damit endet eine Ära. Noch befindet sich die Geschäftsstelle des FC in Linden, in den Räumen von Fischers Gesellschaft für Handel und Immobilien (GHI). Haupt will das Zentrum nach Gießen verlagern.

Haupt: "Das ist Grundvoraussetzung für die neuen Investoren"

Ab dem neuen Jahr übernimmt Haupt mit seinem sechsköpfigen Team die Verantwortung. In einem Treffen mit den potenziellen neuen Investoren bekräftigte Fischer persönlich dieses Vorhaben. »Es ist Grundvoraussetzung für die neuen Investoren, dass der alte Ballast abgeworfen ist«, sagt Haupt. "Das ist allerdings noch nicht komplett geschehen. Damit würde eine große Last abfallen.« Nach Informationen dieser Zeitung belaufen sich die aufgelaufenen Kosten auf einen mittleren sechsstelligen Betrag.

Der FC Gießen hat seit Oktober mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen und hat die Gehälter an Mannschaft und Mitarbeiter immer wieder nur verspätet auszahlen können. Zuletzt äußerte sich der neue Geschäftsführer Haupt vorsichtig optimistisch: »Wir arbeiten im neuen Team vertrauensvoll zusammen, haben viele Ideen. Wir arbeiten daran, dass wir finanziell auf sicheren Füßen stehen und sind optimistisch, dass wir die Situation bewältigen können.«

Haupt: "Wir wissen, welche Summe wir bis zum Sommer aufbringen müssen"

Die neue Führung ist darum bemüht, abzuarbeiten und aufzuräumen, Klarheit über den Ist-Zustand zu schaffen und den Fortbestand des FC Gießen zu sichern - notfalls mit einem geordneten Abstieg in die Hessenliga. »Wir erstellen mittlerweile einen Business-Plan für die Rückrunde«, sagt Haupt. »Wir wissen, was wir zu stemmen haben und welche Summe wir bis zum Sommer aufbringen müssen.«

Neuer Raum an der Klubspitze wird frei

Helfen soll dabei vor allem die Investoren-GmbH, die als Zwischenlösung bis zur Gründung einer Kapitalgesellschaft dienen soll. Bei den neuen Investoren soll es sich vornehmlich um Privatleute und nicht um Firmen handeln.

Zum einen wird durch den Rückzug von Fischer und GHI als Hauptsponsor neuer Raum an der Klubspitze frei, andererseits entsteht zunächst einmal eine große zu schließende Lücke. Fest steht: Die Sicherheitsfirma Roscher wird bis zum Saisonende Trikotsponsor bleiben. Welche Befugnisse in Sachen Mitgestaltung neuen Investoren eingeräumt werden, dürfte zuvorderst von der Summe abhängen, die sie einbringen.

Auf dem Papier Klarheit in Sachen Benefizspiel

Zumindest auf dem Papier herrscht mittlerweile auch in der Causa »Benefizspiel gegen Eintracht Frankfurt« etwas mehr Klarheit. Den Erlös aus der Oktober-Partie, eine mittlere fünfstellige Summe, sind die Gießener bislang schuldig geblieben. Nicht einmal eine offizielle Abrechnung über Zuschauer- und Cateringeinnahmen liegt vor. Die Sportstiftung Hessen ist drei Monate lang vertröstet worden, ehe diese dem FC Gießen nun eine Frist bis zum 15. Januar gesetzt hat.

FC und Sportstiftung haben mittlerweile allerdings eine schriftliche Vereinbarung unterzeichnet, in der festgehalten ist, dass die Summe in Teilbeträgen gezahlt wird. Bis kommenden Mittwoch ist die erste Tranche in Höhe von 15 000 Euro fällig.

Kaderplanung weiterhin offen

Sportlich startet der FC Gießen am Montag in die Vorbereitung auf die Restrunde. Das erste Testspiel steht am 18. Januar beim Gruppenligisten SG Waldsolms an, Ligastart ist am 22. Februar beim TSV Steinbach Haiger. Die Weichen für eine gesicherte Zukunft des FC Gießen werden im Hintergrund gestellt - inwieweit das Auswirkungen auf die Kaderplanung und die restliche Saison hat, ist Anfang Januar noch immer ungewiss. Die Bereinigung der Altlasten ist die Voraussetzung für das Einsteigen der neuen Investoren - dieses finanzielle Volumen gibt dann die Richtung für die Kaderplanung vor. Sinnbildlich soll es für den Regionalligisten beim semiprofessionellen Monopoly im neuen Jahr zurück auf Los gehen.

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