»Ich brauche Einsätze«
Vor der Rückkehr nach Frankfurt (Sa., 15 30 Uhr) spricht der frühere Eintracht-Profi und Gießener Sonny Kittel über seine Zeit in Ingolstadt, seinen Bruder Sammy und die Europa-Chancen der Frankfurter.
Rund eine Viertelstunde, exakt 14,1 Bundesligaminuten, absolvierte der 24-Jährige im Schnitt bei seinen sechs Einsätzen in dieser Saison. »Dass ich Einsatzzeiten brauche, um in einen Rhythmus zu kommen, ist klar. Dafür gebe ich im Training Gas«, sagt Sonny Kittel, der einst für den VfB 1900 Gießen spielte und quasi seine gesamte Jugendzeit bei der Frankfurter Eintracht verbrachte. Dorthin kehrt er am Samstag nun zurück. »Das Größte wäre für mich natürlich, da in der Startelf zu stehen«, meint der Offensivspieler.
Herr Kittel, wie lief das erste halbe Jahr in Ingolstadt für Sie?
Sonny Kittel: Aufgrund der geplanten und besprochenen Aufbauphase war es natürlich nicht leicht, einen Einstieg in der Mannschaft zu finden. Aber für alle war es das Beste, dass ich gezielt aufgebaut werde und vom Knie her absolut stabil bin. Generell lief es hier in dieser Saison bisher ja nicht optimal, es war einiges los, da war es auch für mich schwer. Aber ein paar Einsätze habe ich bekommen und in der Winterpause konnte ich endlich mal wieder eine komplette Vorbereitung mitmachen. Das konnte ich auch noch nicht so oft.
Haben Sie nach all den Verletzungen nun wieder 100-prozentiges Vertrauen in den Körper?
Kittel: Absolut, das hatte ich ehrlich gesagt auch schon vor der Aufbauphase im letzten Sommer. Nur kann ich jetzt sagen, dass ich mich noch stabiler fühle, körperlich einfach gut. Jetzt will ich den Trainer überzeugen, er muss entscheiden.
In ihrer bisherigen Zeit in Ingolstadt haben Sie Teilzeiteinsätze bekommen. Damit geben Sie sich sicherlich nicht zufrieden, oder?
Kittel: Klar, mein Anspruch ist so groß, dass ich in jedem Spiel auflaufen möchte. Aber man darf eben nicht vergessen, was in meiner Karriere schon war und wie lange ich in der Hinrunde ausgefallen bin. Ich bin von Haus aus ungeduldig, muss das immer noch lernen. Ich gebe im Training viel Gas, um mehr Spielanteile zu bekommen und auch mal von Anfang an auflaufen zu können.
Woran liegt es aus Ihrer Sicht, dass es bislang nur zu Kurzeinsätzen reicht?
Kittel: Dass ich noch keinen Rhythmus habe, ist denke ich ganz normal. Dass ich Einsatzzeiten brauche, um in diesen Rhythmus zu kommen, aber auch. Ich fühle mich fit, bin fit, das ist denke ich auch bei allen im Verein angekommen. Ich mache weiter meinen Job, arbeite professionell und hart an mir, weil ich weiß, dass der Zeitpunkt kommen wird, in der ich der Mannschaft helfe.
Wenn der Zeitpunkt in Frankfurt kommen würde und Sie in ihrer alten Heimat spielen könnten, wäre das sicherlich schön.
Kittel: (lacht) Das wäre nicht schlecht, ja. Klar ist das ein besonderes Spiel. Das Größte wäre für mich natürlich, da in der Startelf zu stehen. Aber wie gesagt, ich versuche mich zu empfehlen, der Trainer entscheidet, ich bin gespannt.
Haben Sie sich damals noch lange über den etwas unglücklichen Abgang in Frankfurt geärgert?
Kittel: Ich denke, ich habe da genug zu gesagt. Es gab gute und schlechte Zeiten in Frankfurt, zum Ende hin wurde intern einiges anders kommuniziert als nach außen, darüber kann man streiten. Aber ich bin keinem böse. Ich freue mich für die Eintracht, dass es so gut läuft und dass dort so gut gearbeitet wird. Vor allem für die Fans ist es schön, dass Sie einmal so weit oben stehen dürfen.
Konnten Sie in dieser Saison Spiele der Eintracht live sehen?
Kittel: Ich schaue bei den Ergebnissen natürlich immer zuerst auf die Eintracht, aber Spiele sehe ich nicht. Dazu fehlt mir auch ehrlich gesagt die Zeit, hier wird viel gearbeitet, ich war bislang auch kaum zu Hause.
Wie oft waren Sie denn während ihrer Ingolstädter Zeit in ihrer Heimatstadt Gießen?
Kittel: Puh, vielleicht zweimal. Das war eine Umstellung, aber es klappt ganz gut.
Wohl auch, weil Sie ihren jüngeren Bruder Sammy bei sich haben...
Kittel: Ja, er wohnt bei mir. Das hat es allen leichter gemacht, wir unterstützen uns da gegenseitig.
Und wie macht er sich in der U17 der Ingolstädter?
Kittel: Ich bekomme fast alles mit von seinen Trainingseinheiten oder seinen Spielen. Also das Potenzial ist da, er arbeitet hart an sich. Gerade in dem Alter ist es nicht so einfach, auf andere Dinge zu verzichten. Sammy ist sehr fleißig und will es auch schaffen. Ich wünsche es ihm von ganzem Herzen, dass es was wird.
Auch Sie mussten in Ihrer Jugendzeit ja viel für den Fußball aufgeben. Wenn Sie auf die letzten Jahre mit den zahlreichen Verletzungen zurückblicken, hat es sich dann zu 100 Prozent gelohnt?
Kittel: Man hat nie die Garantie, dass es klappt und dass man durchgehend gesund bleibt. Aber ich denke, wenn Sie auf den Fußballplatz gehen, wird jedes Kind, jeder Jugendliche davon träumen, einmal Profi zu sein. Klar habe ich viele Rückschläge erlitten, ohne die es ganz anders hätte laufen können. Aber die Situation ist so wie sie ist. Ich bin nach wie vor froh, Profi zu sein und in der Bundesliga spielen zu dürfen.
Zurück zur Eintracht: Glauben Sie, dass die Frankfurter bald wieder international spielen?
Kittel: Man sieht ja wie die Gegner reihenweise Probleme haben und Punkte liegenlassen. Wenn sie weiter so spielen und das Glück ein bisschen auf ihrer Seite ist, definitiv. Ich sehe aktuell keinen Grund, der dagegen spricht.
Können Sie sich auch vorstellen, dass die Eintracht bald Champions League spielt? Das wirkt doch ziemlich surreal oder?
Kittel: Das klingt wirklich erstmal unwahrscheinlich, aber wieso nicht? Es würde mich nicht überraschen in dieser Liga, wo die Großen Punkte liegen lassen und jeder jeden schlagen kann. Wenn die Eintracht so konstant bleibt, bin ich zuversichtlich, dass sie mindestens die Europa League schaffen.
Wenn Sie jetzt am Wochenende nach Frankfurt reisen, werden Sie viele bekannte Gesichter aus der sportlichen Heimat sehen. Freuen Sie auf jemand besonders?
Kittel: Nicht auf jemand speziellen, vielleicht ein paar aus der Mannschaft. Mit Marc Stendera, Timothy Chandler oder Haris Seferovic habe ich immer noch Kontakt.