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Sogenannte Lebensschützer in Frankfurt: Der Abstand wird eingehalten

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Sie wollen nicht weichen, die selbst ernannten Lebensschützer, die gegen Schwangerschaftsabbrüche protestieren.
Sie wollen nicht weichen, die selbst ernannten Lebensschützer, die gegen Schwangerschaftsabbrüche protestieren. © Christoph Boeckheler

Die sogenannten Lebensschützer protestieren jetzt 100 Meter von der Beratungsstlle entfernt. Sie wollen nicht gegen die Verlagerung klagen.

Es ist schwierig, mit den sogenannten Lebensschützern, die jetzt nicht mehr direkt vor der Beratungsstelle von Pro Familia, sondern hundert Meter entfernt an einer Straßenecke stehen, ins Gespräch zu kommen. Das erste Mal gibt es nur einen Flyer der „Koalition für das Leben“, beim zweiten Mal, am gestrigen Dienstag folgt die strikte Weigerung, Fragen zu beantworten. „Wir geben keine Interviews mehr“, sagen die fünf Personen, die Plakate mit Föten halten.

Eine ältere Frau breitet ein weißes Tuch auf dem Bürgersteig aus, stellt ein rotes Windlicht darauf und legt einen kleinen Fötus aus Plastik und ein Kreuz dazu. „Wir beten und fasten 40 Tage“, heißt es in dem Flyer – „für das Leben der Kinder, denen Tod durch Abtreibung droht.“ Als die Gruppe das letzte Mal im Frühjahr gegen Schwangerschaftsabbrüche auf die Straße ging, hatte sie sich gegenüber vom Eingang zur Beratungsstelle von Pro Familia in der Palmengartenstraße aufgestellt. Sowohl die Mitarbeiterinnen des Vereins als auch viele Klientinnen hatten sich belästigt gefühlt. Von einer Art Spießrutenlauf war die Rede und die Befürchtung war geäußert worden, dass Frauen möglicherweise den Weg in die Beratungsstelle scheuen könnten.

Protest in Frankfurt wird zum Politikum

Schnell war der Protest zum Politikum geworden. Im Stadtparlament wurde beschlossen, dass vor der Beratungsstelle eine Schutzzone von 150 Metern geschaffen werden soll. Ordnungsdezernent Markus Frank (CDU) hatte den Beschluss aber wegen des im Grundgesetz verankerten Versammlungsrechts nicht umgesetzt. Im August dieses Jahres regelte der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) durch einen Erlass, dass schwangere Frauen nicht durch singende, betende oder Schockfotos tragende Demonstranten belästigt werden dürfen. Mahnwachen seien nur dort zu genehmigen, wo „kein Sicht- und Rufkontakt mit der Beratungsstelle besteht“. Wenig später kündigte Frank an, den Erlass „eins zu eins“ umzusetzen. Das Ordnungsamt habe den „Lebensschützern“ einen kleinen Platz an der Kreuzung Bockenheimer Landstraße und Beethovenstraße, gegenüber von der Einfahrt zur Palmengartenstraße zugewiesen. Es sei aber möglich, dass die Gruppe dagegen klagen werde.

Das hat sie aber offenbar nicht vor. Sie werden künftig auch an der Ecke Bockenheimer Landstraße/Beethovenstraße den Rosenkranz beten, erklärten die Demonstranten in dem Gespräch mit der FR, das dann irgendwie doch zustande kam. Auch an dem gewählten Zeitraum von 40 Tagen werde man festhalten und an jedem Tag von 12 bis 16 Uhr präsent sein. An den Tagen, an denen Pro Familia geschlossen hat, würden sie sich wieder gegenüber dem Eingang postieren, so dass sie auch von vielen Besuchern des Palmengartens gesehen werden könnten, der sich unmittelbar neben der Beratungsstelle befindet. Der Erlass des Innenministers lässt dies zu.

Die Geschäftsführerin des Landesverbandes von Pro Famila, Brigitte Ott, erklärte auf Anfrage, dass man mit der jetzt gefundenen Regelung zufrieden sei. Die Mahnwache sei „außer Sicht- und Hörweite“. Das sei ein „völlig anderes Gefühl“. Frauen, die mit dem Bus zur Beratungsstelle kommen, könne man ihr Anliegen ja nicht ansehen. Sie könnten theoretisch überall hingehen.

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