Wenn bei der Puppe Ärmchen lose sind oder der beschmuste Teddy dünne Stellen bekommen hat, kann Gisela Poschmann, ehemalige Inhaberin der Friedberger »Puppenstube«, helfen.
Inhaber Timm Günther und Puppendoktorin Gisela Poschmann in der Friedberger »Puppenstube«. Teddy ist bereits gesund und kann von seinem Besitzer abgeholt werden, das Schildkröt-Püppchen muss noch ein paar Wochen in die Klinik. (Fotos: Steinhauer)
Fast jede Woche besucht Gisela Poschmann ihren einstigen Laden auf der Friedberger Kaiserstraße. Auch heute holt sie wieder zahlreiche »Patienten« ab, die dringend in die »Klinik« müssen . Fünf bis sechs sind es jedes Mal, die Gesunden bringt sie zur Abholung zurück.
Vor 30 Jahren eröffnete sie die »Puppenstube«, verkaufte hochwertiges Holzspielzeug, Stofftiere, Puppen und vieles mehr. »Ich hatte anfangs gar nicht vor, eine Puppenklinik zu eröffnen, doch die Nachfrage war groß. Also habe ich jemanden gefunden, der dies konnte, und es mir dann zeigen lassen«, sagt Poschmann. Vieles habe sie im Laufe der Jahre dazugelernt. Seit September letzten Jahres führt Timm Günther die »Puppenstube«, das Angebot ist weitestgehend gleichgeblieben, und ihm war ganz wichtig, Gisela Poschmann als Puppendoktorin zu behalten: »Die Puppenklinik ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Ladens.«
Das Schildkröt-Püppchen hat einen schweren Unfall gehabt. Ob es einen ganz neuen Kopf erhä...
Da es immer weniger Puppenkliniken gebe, kämen nicht nur Anfragen aus der näheren Umgebung, sondern inzwischen aus ganz Deutschland. Wichtig sei vor allem der richtige Umgang mit der sensiblen Kundschaft. Bei Kindern müsse man ganz besonders aufpassen, was man sage. »Da sagen wir nie, was repariert werden muss, sondern versuchen, es zu umschreiben und zu erklären, dass Puppe oder Stofftier ein paar Tage in die Klinik müssen«, erklärt Gisela Poschmann. Die Besitzer, ob groß oder klein, seien immer ganz glücklich, wenn sie ihre Puppe oder ihr Stofftier wieder in den Armen hielten. »Oft werden die Puppen auch nochmal neu eingekleidet. Dafür haben wir hier auch eine große Auswahl«, sagt Günther.
Ich kann keine Wunder vollbringen, aber versuche immer, so gut wie möglich zu helfen, weil mir die Geschichten oft nahe gehen
Gisela Poschmann
Bei den Reparaturen muss man einfühlsam vorgehen. So rät die Puppendoktorin beispielsweise von neuen Perücken bei alten Puppen ab, man solle ruhig sehen, dass es ein geliebtes Spielzeug sei. Doch nicht alles lasse sich reparieren: Gisela Poschmann hat gerade ein altes Schildkröt-Püppchen da, das wirklich einen schweren Unfall gehabt hat – »da kann man nur den Kopf austauschen oder den Unfall mit einer Haube kaschieren«. Gerade die alten Celluloid-Püppchen würden im Laufe der Jahre oft brüchig. Bei größeren Beschädigungen könne sie die Puppen auch zu Schildkröt schicken, doch dauere eine Reparatur dort mindestens ein Dreivierteljahr und sei nicht billig.
Für Kinder wird schneller repariert
»Ob sich eine Reparatur lohnt, ist eine oft gestellte, aber schwer zu beantwortende Frage«, sagt Poschmann. Letztlich komme es auf den ideellen Wert an, den eine Puppe oder ein Stofftier für den Besitzer habe.
Bis zu zwölf Wochen müssen sich auch die Kunden der »Puppenstube« gedulden. Eine Ausnahme mache man bei Kindern, wenn die kleinen Puppenmuttis und Teddypapas sonst aus Sorge um ihren Liebling nicht schlafen könnten. »Ich kann keine Wunder vollbringen, aber versuche immer, so gut wie möglich zu helfen, weil mir die Geschichten oft nahe gehen«, sagt Poschmann. Jede Puppe und jedes Stofftier hat eine eigene Geschichte, so auch der große Teddybär, der im Müll gefunden wird und den Findern so leid tut, dass er zu Gisela Poschmann in die Klinik kommt. »Er war wirklich in einem traurigen Zustand.« Aber Teddy hatte Glück, repariert und gereinigt wird er an Weihnachten in seinem neuen Zuhause unter dem Baum sitzen.
Info
Das kann repariert werden
Bei Stofftieren kann die Füllung erneuert, Fell repariert oder Stoff ausgetauscht werden, neue Augen eingesetzt und dem Teddy eine neue Brummstimme verliehen werden. Bei Puppen lassen sich neue Augen einsetzen, Schlafaugenmechanismen reparieren, lose hängende Arme und Beinchen bekommen neue Gummibänder, Stoffpuppenkörper können repariert und neu gestopft werden. Auch kleine Risse in Celluloid oder anderen Kunststoffen, wie Tortulon, kann man kleben. (isi)
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