Dabei arbeitete Best eng mit dem Heuchelheimer Mundartdichter und -forscher Emil Winter zusammen. Es war gut, dass Helmut Best mit der Grundschullehrerin Edith Scheitler, die der Mundart kundig ist, frühzeitig Unterstützung fand. Nach dem plötzlichen Tod von Helmut Best im Herbst 2011 führt Edith Scheitler die Mundartgruppe mit viel Engagement weiter, wäre aber dankbar, wenn sie Hilfe bekommt durch eine Wißmarerin oder einen Wißmarer, der noch Dialekt spricht und ein Herz für Kinder hat.
Ihr 25-jähriges Bestehen feierten die Hanjer am Freitag im Rahmen des Schulfestes und der Projektpräsentation der Grundschule Wißmar in der Sporthalle an der Schule; am Samstag bereicherten sie zudem den Tag der offenen Tür der örtlichen Volksbank. Viele Wißmarer und Auswärtige feierten das fröhliche Fest mit. Im Programmteil Nummer eins, das auch von Beiträgen der Grundschule geprägt war, hielt Ehrenhanjer und Bürgermeister a.D. Gerhard Schmidt eine Laudatio auf Helmut Best und die Hanjer.
»Als neuer Rektor an der Schule machte Helmut Best eine Art Bestandsaufnahme zur Mundart und war betrübt, wie wenig davon bei den Kindern noch vorhanden war. Das war für ihn, dessen Muttersprache Wissemere Platt war, Ansporn für ein Projekt, bei Kindern wieder Interesse für die Mundart zu wecken. Emil Winter half ihm dabei. Geübt wurde und wird immer nachmittags außerhalb der Schulzeit. Der Name, den die Gruppe erhielt, war eigentlich ein Schimpfwort, ist aber inzwischen zu einem Pseudonym einer liebenswerten Truppe geworden, die vielerorts bis hinein ins Hessenfernsehen für Begeisterung und Freude sorgt. 1995 erhielten die Hanjer den Kulturförderpreis der Gemeinde Wettenberg. Helmut Best war auch Mitverfasser der Wißmarer Ortschronik, die 2003 zur 1225-Jahr-Feier von Wißmar erstellt wurde. Nach seinem plötzlichen Tod herrschte Bestürzung und Ratlosigkeit. Es war der Wunsch der Kinder, dass die Hanjergruppe weiterleben soll, und sie lebt weiter mit der kompetenten Nachfolgerin Edith Scheitler, deren enge Verbundenheit bei der Feier am Freitag deutlich wurde.
Bürgermeister Thomas Brunner war es wichtig, Edith Scheitler »Danke« zu sagen. »Was unsere Hanjer seit nunmehr 25 Jahren weitergeben, ist das echte ›Wissemere Platt» und damit ein Teil der mittelhessischen Mundart. Da die Mundart im Dorf immer seltener gesprochen wird, müssen unsere Hanjer quasi eine Fremdsprache lernen. Ich bin stolz auf euch, dass ihr euch dieser nicht einfachen Aufgabe stellt und dass ihr uns heute mit eurem Können begeistert«, so Brunner, der sich mit seinem Mundartbeitrag »De Hannes en sei Zigga« gar nicht mal so schlecht machte.
Helmut Best: unvergessen
Ein erster Vokabeltest der Hanjer passierte erfolgreich. In der Pause war es die Blaskapelle des Volksmusikvereins, die, von Otwin Balser geleitet, mit Ohrwürmern begeisterte. Durch das Programm führte Edith Scheitler. Auch die Hanjer, zurzeit eine weibliche Truppe, präsentierten sich in alten Wißmarer Trachten, die von Ursel Schmidt für die Kinder passend gemacht wurden. Der erste Programmpunkt, das Hanjerlied »En Wissemerer es es gor so schieh« wurde von einem großen Chor aller bisherigen Hanjer und weiterer Gäste gesungen. Es folgte, von den Hanjern Nina und Laura gespielt, der Sketch »Das glucksige Hinkel«, einige Tänze der AWO-Frauen, angeführt von Wiltrud Will, und der Vortrag der Gründungs-Hanjer Marco Mülich, Claudia König und Petra Englisch mit der »Gäulskur« (Pferdekur).
Ein moderner Tanz der Gruppe Rhythm Nation wusste sehr zu gefallen, gefolgt von einem kurzen, launigen Vortrag der Vereinigten Hanjer Justus Mühlich, Patrik Schleher, Jonas und Hanna Schneider.
Der große Chor Vocal-Pur der Wißmarer Sängervereinigung präsentierte sich dem Festpublikum als geschlossene Formation in schönster Vollendung. Es erklangen das Happy Birthday zu Ehren der Geburtstagsformation der Hanjer, das »Halleluja« von Schreck, ein Medley aus »Sister Act« und als Zugabe »Weit, weit weg«.
Abschließend testeten die Hanjer, wie weit ihr Publikum noch mundartlich geschult ist.
Dass »Seichmotze« Ameisen sind, der »Schnatz« ein Haarknoten, die »Krabbeleist« eine Garderobe ist und die »Mock« ein weibliches Schwein, das war beim Wißmarer Publikum schon noch recht schnell präsent. Rolf Henrich, des Wissemerer Platt mächtig, bereicherte den Abend mit netten Geschichten.
Ilona Paul brachte eine große Geburtstagstorte für die Hanjer mit, die schnell verspeist war. Es waren rührende Szenen, die sich abspielten und die aufzeigten, dass die Arbeit mit den Hanjern eine Sache ist, die viel Herzblut fordert.