Was Mazda und Goethe gemeinsam haben? Der Deutsche Dichterfürst lässt die Hexe bei Faust deklamieren: „Du musst verstehn! Aus Eins mach’ Zehn, und Zwei lass gehn, und Drei mach’ gleich, So bist Du reich!“ Die japanischen Autohersteller versuchen sich jetzt auch an der Dichtkunst. Ihr Beitrag zum berühmten Hexen-Einmaleins lautet: „Aus Zwei mach Zwei, und Zwei mach gleich!“ Denn vom neuen City-Flitzer Mazda2 gibt es jetzt gleich zwei Modelle, die aber höchst unterschiedlich aussehen. Den herkömmlichen Mazda2 mit dem berühmt gewordenen Kodo-Design und den Mazda2 Hybrid, der nicht nur verdächtig nach Toyota Yaris aussieht, sondern tatsächlich auch einer ist - vergisst man mal die ausgetauschten Markenlogos und Typbezeichnungen.
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Etikettenschwindel bei Mazda? Keineswegs. In der Autoindustrie sind solche Deals nicht ungewöhnlich, weil beide Partner davon profitieren: Toyota, weil sie mit damit Geld verdienen und noch nicht mal ein Werk umbauen müssen, sondern den umgelabelten Mazda sogar noch vom selben Band in Frankreich laufen lassen. Und Mazda, weil sie damit eine Technologie einkaufen, die hilft, die immer strenger werdenden CO2-Flotten-Vorgaben zu erreichen. Und da Europa ein extrem wichtiger Markt für Mazda ist, bestand hier reichlich Handlungsbedarf. Eine eigene Hybrid-Plattform zu entwickeln hätte zu lange gedauert und wäre auch zu teuer gekommen.
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Also gibt es jetzt gleich zwei Mazda2. Beide rollen im Frühjahr zu den Händlern. Bleiben wir zunächst einmal bei der voll hybriden Variante. Die wird von einem Dreizylinder-Turbobenziner mit 93 PS angetrieben. Außerdem verfügt sie über zwei weitere E-Motoren. Einer greift mit seinen 80 PS direkt an der Vorderachse an, ein anderes Aggregat fungiert als Generator, der vom Motor angetrieben wird, um damit den Ladezustand der Hochvoltbatterie konstant zu halten. Beim Fahren dürfte man davon eher wenig merken. Außer dass der Mazda-Toyota lautlos (zoom zoom…) und im Elektromodus anfährt. Dabei werden Benzin, CO2 und Stickoxide gespart. Im Normalbetrieb arbeiten die Aggregate Hand in Hand – der Verbrauch soll bei geringen vier Litern liegen.
Der Mazda2 Hybrid sieht nicht nur nicht wie ein Mazda2 aus – auch die Fahrzeug-Dimensionen sind bei dieser japanisch-japanischen Koproduktion leicht anders. Er ist um 13 Zentimeter kürzer, und 1,5 Zentimeter flacher. Dafür ist er leicht in die Breite gegangen – um sechs Zentimeter und nähert sich von der Form her eher einer Knutschkugel, während der reguläre Mazda2 die leicht gestreckte Form einer Katze hat. Beim Sitzen dürfte man den Unterschied nicht allzu stark merken, denn beim Radstand fehlt es nur um einen Zentimeter.
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Diese Facelift verdient seinen Namen. Hier wurde äußerlich nur ganz zärtlich Hand angelegt. Verbesserungen gibt es vor allem bei den Motoren. Es sind samt und sonders überarbeitete Benziner, jetzt erhältlich in drei Leistungsstufen. Mit 75 PS und 6-Gang-Handschalter in der Basis. Hier bieten die Japaner auch noch eine Mild-Hybrid-Variante mit einem elektrischen und 22,5 Volt starken Startergenerator an und 90 PS, wahlweise von Hand geschalten aber auch als Automatik. Die Spitzenmotorisierung nennt sich etwas umständlich e-Skyactic G 115 M Hybrid. Bedeutet übersetzt: Mild Hybrid mit 115 PS und Handschalter. Durch die Optimierung der Verbrennungstechnik wurden laut Mazda Verbrauch und Emissionen um knapp elf Prozent gesenkt. Sie liegen um die 5,0 Liter und beim CO2 zwischen 100 und 113 g. Die Preise gehen bei 14.540 Euro los, der stärkste Mazda2 startet bei 22.810 Euro.
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Aus zwei mach zwei – diese Formel dürfte die Mazda-Kundschaft ziemlich verwirren. Auch stellt sich die Frage, warum man dann die Kopie und nicht das Original kaufen soll. Also Toyota Yaris statt Mazda2 Hybrid. Das aber soll uns nicht beschäftigen. Sicher ist. Der Mazda2 Hybrid ist ein ausgereiftes Auto auf der Höhe der Zeit. Der geringe Verbrauch und das gute Umwelt-Gewissen dürften die Käufer überzeugen.
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Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.