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Volvo XC40 Recharge: Testfahrt mit dem Elektro-SUV – so steht es mit der Reichweite

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Von: Rudolf Bögel

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Volvo XC 40 Recharge pure electric blau weiß
Einzig der geschlossene Kühler fällt beim Elektro-Modell sofort auf. Sonst sieht der XC 40 Recharge fast so aus wie der Verbrenner. © Volvo

Der Volvo XC 40 Recharge pure electric ist das erste reine Elektroauto der Schweden. Unser Fahrtest sagt, warum das Auto so beeindruckend ist, und was richtig ärgert.

Die Zeiten für Auto-Poser waren schon mal einfacher. Vier Auspufftöpfe, flache Silhouette, geschwungene Kotflügel wie Kanonenrohre. Schon war man der König der Straße. Heutzutage fällt man mehr mit leisen Tönen auf. Elektro* ist das Zauberwort der Stunde. Und da kann man dann auch mit 2,2 Tonnen Schwedenstahl plötzlich einen Staat machen. Nur so lassen sich die Passanten-Grüppchen erklären, die immer wieder mal Halt machen, um am Straßenrand den neuen Volvo XC 40 Recharge pure electric zu bewundern.

Volvo XC40 Recharge pure electric Armaturenbrett
Schön in seiner Nüchternheit ist das Innen-Design des XC 40. Das Infotainment-System basiert voll auf Android. © Volvo

Aus dem Biedermann wird schnell ein Brandstifter

Dabei unterscheidet er sich gar nicht so groß vom Verbrenner-Modell. Abgesehen vom verkleideten Kühlergrill, dem schwarzen Heckdiffusor – und dem Schriftzug „Recharge“. Aufladbar. Wie würden die Passanten erst staunen, wenn sie selbst Platz nehmen könnten im Null-Emissions-SUV. Denn so brav wie er aussieht, ist er gar nicht. Beim Druck auf das Strompedal im Fußraum wird aus dem Biedermann ein Brandstifter.

Volvo XC 40 Recharge pure electric blau
Mit der Kraft der zwei E-Motoren ist der XC 40 ein echter Sprinter. 4,9 Sekunden von 0 auf 100, das ist schon eine Ansage. © Volvo

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Zwei Motoren, 408 PS – eine Wucht

Kein Wunder. Jeweils auf Vorder- und Hinterachse sitzt ein 204 PS starker Elektromotor, der das Auto auf allen vier Rädern antreibt. Macht beeindruckende 4,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Dabei schiebt er mit seinem Drehmoment von 660 Nm (Newtonmeter) so gewaltig an, dass man schlagartig das ebenfalls beeindruckende Gewicht vergisst. Immerhin 2,2 Tonnen bringt dieser Volvo auf die Waage. Aber auf dem Asphalt bewegt er sich raubkatzenartig wie ein Supersportwagen. Was nicht nur auf die Beschleunigung zutrifft, sondern auch auf die Straßenlage. Das Fahrwerk hat das Hüftgold jederzeit im Griff, so dass es kaum zu großen Wank- und Nickbewegungen kommt. Gerade bei einem hoch aufgeschossenem SUV kann es bei flotter Fahrt schon mal zu unangenehmen Gefühlen in der Magengegend kommen.

Volvo XC 40 Recharge pure electric Rücksitze
Viel Platz auch hinten bietet der Volvo XC 40 Recharge - und ist damit auch für Familien ein ideales Vehikel. © Volvo

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Bei Tempo 180 ist allerdings schon Schluss

Nicht so beim XC 40 Recharge pure electric. Wie ein Brett gleitet er durch die Landschaft – schleichende Lkw überholt er mit einer Souveränität, da hat man Spaß an der Fahrfreude. Mit diesem Antriebsstrang ist den Schweden wirklich ein großer Wurf gelungen. Das gleiche System werkelt übrigens im Polestar 2, der Performance-Marke von Volvo. Dort dürfen die Motoren sogar noch bis Tempo 205 aufdrehen, bei Volvo ist ja schon beim 180 Sachen Schluss. Was auch Sinn macht, denn schon ab 130 km/h schlucken die Motoren exorbitant viel Strom Da verhält sich ein E-Auto auch nicht anders als ein Verbrenner. Leistung kostet Geld.

400 Kilometer Reichweite – ist das realistisch?

Bei der Reichweite liegt der Volvo XC 40 Recharge im Mittelfeld. Rund 400 Kilometer kommt er weit, das ist so viel wie beim Volkswagen ID4 und dürfte nach den Erfahrungen unseres Tests rund um München mit einem Drittelmix von Landstraße, Autobahn und Stadtverkehr auch der Realität entsprechen. Freilich nur bei moderaten Temperaturen. Im Winter dürfte die Reichweite dahinschmelzen, im heißen Sommer mit viel Klimaanlagenbetrieb ebenfalls. Wer in solchen Breiten lebt, sollte deshalb überlegen, sich die optional erhältliche Wärmepumpe anzuschaffen. Sie unterstützt die Klimatisierung und das zahlt dann wiederum auf die Reichweite ein.

Volvo XC 40 Recharge pure electric Design innen Detail
Reduziert, dezent, lässig. Das nordische Design, hier der Türgriff und die Lautsprecherabdeckungen, ist überzeugend. © Volvo

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Reichweite nur in Prozent – das hat uns geärgert

Apropos: Hier lauert das vielleicht einzige Ärgernis in diesem Auto. Die Angabe im Display, wie weit man mit dem XC 40 kommt, gibt es leider nur in Prozent und nicht in Kilometern. Die Schweden sind nämlich der Ansicht, dass eine prozentuale Orientierung einfacher ist, weil die zur Verfügung stehende Reichweite von zu vielen Faktoren abhängt, so dass die Kilometerangabe nicht immer verlässlich ist: Fahrstil, Geländegegebenheiten oder Klima etwa. Mag sein – trotzdem fühlt man sich mit der Akku-Angabe „35 Prozent“ einfach nicht wohl. Leider kann man das auch nicht umschalten – im Zweifelsfall kann man die Reichweite in Kilometern nur per Sprachsteuerung einfordern. Umständlich.

Volvo XC 40 Recharge pure electric blau Kofferraum
Viel Platz im Kofferraum bietet der Volvo XC 40 electric. Bis zu 1290 Liter mit umgeklappter Rückbank. © Volvo

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Unser Fazit zum ersten Elektro-Volvo

Wer auf Elektro-Power steht und gerne auf Understatement macht, der ist mit dem Volvo XC 40 Recharge pure electric genau an der richtigen Adresse. Dabei ist der Schwede auch noch richtig praktisch. Erstens sitzt man wie in einer Premium-Limousine, zweitens funktioniert das Bord-System perfekt, weil es voll auf Android aufbaut und gemeinsam mit Google entwickelt wurde. Beim Kofferraum muss man im Vergleich zum Verbrenner kaum Abstriche hinnehmen, da fehlen nur so um die 50 Liter. Und einen Anhänger ziehen kann der Volvo auch. Für ein Elektroauto schafft er immerhin ordentliche 1,5 Tonnen. Rudolf Bögel

Technische Daten Volvo XC 40 Recharge AWD pure electric

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