Vakuumbombe? Selenskyj entsetzt wegen russischem Anschlag: „Niemand wird euch vergeben“
Der Präsident der Ukraine, Wolodimir Selenskyj, bezichtigt Putin eines Kriegsverbrechens. Grund dafür ist ein mutmaßlicher Clusterschlag und der Einsatz einer Aerosolbombe.
Update vom 1. März, 15 Uhr: Im Internet kursiert nun ein Video, dass die Explosion einer sogenannten Vakuumbombe bei Ochtyrka nahe der nordöstlichen Grenze zu Russland zeigen soll. Das Video war zunächst offenbar auf Telegram geteilt worden, hat aber mittlerweile seinen Weg auf weitere Plattformen gefunden.
Erstmeldung vom 1. März: Kiew/Charkiw - Russische Truppen sollen nun im Ukraine-Konflikt* sogenannte Clusterschläge auf Charkiw an der Nordostgrenze der Ukraine gefeuert haben. Der ukrainische Präsident, Wolodimir Selenskyj*, spricht sogar von einer sogenannten Vakuumbombe, welche in Kiew explodiert sein soll. Von unabhängiger Quelle prüfen lässt sich das bislang nicht.
Am späten Montagabend (28. Februar) wandte sich Selenskyj an die Öffentlichkeit und sprach von Putins* „Verletzung aller Konventionen“, und dass es „definitiv ein internationales Tribunal“ geben werde: „Niemand in der Welt wird euch vergeben, dass ihr friedliche Ukrainer getötet habt.“ Aus Den Haag hieß es, dass es hierzu „so bald wie möglich“ eine Untersuchung geben solle.
Selenskyj spricht von elf Toten in Charkiw und einer Vakuumbombe in Kiew

Der Ansprache Selenskyjs gingen am Montag Angriffe auf die Stadt Charkiw voraus, welche den Anschein erwecken, dass es sich um Clusterschläge handle. Von mindestens elf Toten ist die Rede - weitere sollen verletzt worden sein. In Kiew soll Angaben der ukrainischen Botschafterin in den USA, Oksana Markarova, zufolge eine sogenannte „Thermobarische Bombe“ (Vakuumbombe) von den russischen Streitkräften eingesetzt worden sein. Neben Clusterschlägen zählen Vakuumbomben nach Ansicht von Amnesty International zu Waffen, welche nach den humanitären Regeln verboten sind, da sie ungerichtet großen Schaden anrichten und es dadurch zu schweren Kollateralschäden bei Zivilisten kommen kann. Der Einsatz solcher Waffen stelle ein Kriegsverbrechen dar.
Thermobarische Bombe (Vakuumbombe oder Aerosolbombe)
Eine Thermobarische Bombe oder im Deutschen Aerosolbombe genannt bezeichnet eine spezielle Waffe, die beim Auslösen eine Substanz ohne Oxidationsmittel als Aerosol in der Luft verteilt und dieses mit dem Sauerstoff der Umgebung vermengt dann zündet. Durch die zwei Phasen der Explosion wird ein Vakuum erzeugt, woraus sich der umgangssprachliche Name Vakuumbombe ableitet.
Durch die Verteilung der Aerosole wirkt die Vakuumbombe effektiver beim Beschuss von befestigten Strukturen. Zusätzlich zu der großflächigen Wirkung kommt es bei der Zündung einer Aerosolbombe zu stärkerer Hitzeentwicklung als bei konventionellen Bomben.
Der Einsatz von Aerosolbomben ist nach dem Genfer Protokoll III über Brandwaffen von 1980 in der Nähe ziviler Strukturen oder Zivilisten verboten.
Auf Twitter teilte der CNN-Korrespondent, Frederik Pleitgen, am Samstag (26. Februar) ein Video, in dem Militärfahrzeuge mit Vorrichtungen zum Abfeuern von Raketen zu sehen sind. Er ordnet die Fahrzeuge als TOS-1 ein, welche Aerosolbomben feuern können. Die Bilder stammen dem Beitrag nach aus dem Süden der russischen Stadt Belgorod an der nördlichen ukrainischen Grenze. Putin führt seit dem 24. Februar einen Angriffskrieg in der Ukraine*.
Ukraine-Präsident Selenskyj: „Kein Fehlschuss sondern absichtliche Zerstörung von Menschen“
Bezüglich der Clusterschläge auf Charkiw betont Selenskyj, dass der Ort des Bombenangriffs ein klares Indiz für ein Kriegsverbrechen sei: „Eine friedliche Stadt, friedliche Wohngebiete, keine militärischen Einrichtungen.“ Es gebe dutzende Augenzeugen, welche bestätigen können, dass dies „kein einzelner Fehlschuss war, sondern eine absichtliche Zerstörung von Menschen“, erklärt der ukrainische Präsident weiter.
Ukraine-Konflikt: Friedensverhandlungen zunächst ergebnislos
Bei den Friedensverhandlungen, die am Montag von einer ukrainischen und einer russischen Delegation geführt wurden, sagte er, die Ukraine habe noch nicht das gewünschte Ergebnis erzielt. „Russland hat seine Positionen dargelegt, von uns wurden Gegenargumente vorgebracht, um den Krieg zu beenden.“ Sobald die Delegation wieder in Kiew sei, werde man analysieren und entscheiden, wie es in der zweiten Verhandlungsrunde weitergehen soll. (mda) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.