+++ 10.11 Uhr: Die ukrainische Armee hat eigenen Angaben zufolge russische Truppen bei der südukrainischen Großstadt Krywyj Rih zurückgedrängt. „Die Besatzer befinden sich nicht näher als 40 Kilometer von der Stadt entfernt“, sagte der Chef der Militärverwaltung der Stadt, Olexander Wilkul, in einer am Dienstag bei Facebook veröffentlichten Videobotschaft. Teils hätten sich russische Einheiten über die Grenze des Gebiets Dnipropetrowsk ins benachbarte Cherson zurückgezogen. Krywyj Rih ist die Heimatstadt von Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Update 10.05 Uhr: Die ukrainische Regierung in Kiew hat die Wiederaufnahme von Evakuierungen aus umkämpften Städten verkündet. Für Dienstag (29.03.2022) seien drei humanitäre Korridore freigegeben worden, erklärte die stellvertretende Regierungschefin Iryna Wereschtschuk im Onlinedienst Telegram.
Am Montag (28.03.2022) hatte die Ukraine die Evakuierungen vorerst gestoppt. Anlass waren nach Regierungsangaben Hinweise auf „mögliche Provokationen“ der russischen Armee entlang der festgelegten Fluchtrouten.
Die Korridore sollen es den Einwohnern in den von russischen Truppen attackierten Städten ermöglichen, sich in Sicherheit zu bringen. Die Ukraine wirft Russland regelmäßig Angriffe auf diese Fluchtwege vor, insbesondere rund um die seit Wochen belagerte Hafenstadt Mariupol.
Kiew - Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow ist russischen Medienberichten zufolge in die belagerte südukrainische Hafenstadt Mariupol gereist, um im Ukraine-Krieg dort die Moral der Kämpfer zu erhöhen. „Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow ist in Mariupol, um den Kampfgeist unserer Kämpfer zu steigern“, sagte der tschetschenische Minister Achmed Dudajew am Montag der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Diese veröffentlichte ein Foto von Kadyrow mit rund 20 tschetschenischen Kämpfern.
Auf dem Foto waren auch der Parlamentsabgeordnete Adam Delimchanow sowie ein kleiner Junge zu sehen. Das russische Fernsehen zeigte zudem Bilder, auf denen angeblich zu sehen war, wie Kadyrow in Mariupol mit Generalleutnant Andrej Mordwitschew zusammentraf. Dieser ist einer der Generäle, die nach Angaben der ukrainischen Behörden bei den Kämpfen getötet wurden.
Dudajew zufolge wurde der 45-jährige Kadyrow von Russlands Präsident Wladimir Putin in den Rang eines Generalleutnants erhoben. Offiziell gehört Kadyrow der Nationalgarde an und hatte zuvor den Rang eines Generalmajors.
Dem Minister zufolge soll Kadyrow dabei helfen, die Strategie für die „Befreiung“ Mariupols anzupassen. Kadyrow selbst schrieb auf Telegram, die „Säuberung“ der zerbombten Hafenstadt von „Nazi-Banditen“ laufe auf „Hochtouren“. Er versprach, dass Mariupol „in sehr kurzer Zeit vollständig befreit sein wird“.
In der Nacht zum Dienstag (29.03.2022) betonte der ukrainische Präsident Selenskyj, dass die militärische Lage in den Regionen Tschernihiw, Sumy, Charkiw, im Donbass und im Süden der Ukraine „überall angespannt, sehr schwierig“ sei. Er fügte hinzu, dass die russischen Truppen am Montag keinen „humanitären Korridor zugelassen“ hätten.
In der südlichen Stadt Mykolajiw beruhigte sich die Lage im Ukraine-Krieg nach wochenlangem heftigen Beschuss etwas. „Der Feind ist geschwächt, desorientiert, die meisten haben keine logistische Unterstützung mehr und sind vom Großteil der Truppen abgeschnitten“, erklärte der ukrainische Generalstab in der Nacht zum Dienstag.
Unterdessen teilte das britische Verteidigungsministerium am Montagabend (28.03.2022) mit, dass russische Söldner der Gruppe Wagner im Osten der Ukraine eingesetzt würden. Schätzungen zufolge könnten demnach mehr als 1000 Söldner für Kampfeinsätze entsandt werden. Russlands „Schattenarmee“ wird mit Krisenregionen wie Syrien, Libyen, der Zentralafrikanischen Republik und zuletzt auch Mali in Zusammenhang gebracht. Moskau bestreitet jegliche Verbindung zu ihr. Den Söldnern werden schwere Verstöße gegen Menschenrechte vorgeworfen, darunter Folter und gezielte Tötungen.
„Aufgrund schwerer Verluste und einer weitgehend blockierten Invasion“ im Ukraine-Krieg „war Russland höchstwahrscheinlich gezwungen, sein Wagner-Personal für die Ukraine auf Kosten der Operationen in Afrika und Syrien* umzuverteilen“, erklärte das britische Verteidigungsministerium weiter.
Russland hatte am vergangenen Freitag angekündigt, sich im Ukraine-Krieg künftig auf die „Befreiung des Donbass“ konzentrieren zu wollen. Die Regierung in Kiew* befürchtet deshalb eine Zuspitzung der Lage in Mariupol und im Osten des Landes. Westlichen Beamten zufolge treffen die russischen Truppen dort auf die „am besten ausgerüsteten und ausgebildeten ukrainischen Streitkräfte“. (skr/nak/dpa/afp) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.