+++ 06.25 Uhr: SPD-Chef Lars Klingbeil bleibt auch nach den bekanntgewordenen Tötungen von Zivilisten im ukrainischen Butscha bei der Ablehnung eines sofortigen Stopps des Energieimports aus Russland. Er halte trotz der schrecklichen Bilder „ein sofortiges Gas-Embargo aus vielen Gründen für einen falschen Weg“, sagte er am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Anne Will“.* Der bayerische Ministerpräsident, CSU-Chef Markus Söder, teilte dort diese Position und wies darauf hin, dass sich Russland bereits andere Abnehmer suche, etwa Indien.
„Wir drehen gerade jeden Tag den Gashahn ein Stück weiter zu“, erklärte Klingbeil. Einen völligen Stopp von heute auf morgen zu machen, „da müssen wir bei aller Brutalität dieser Bilder und bei aller Emotionalität, die auch ich habe, da müssen wir über die Konsequenzen reden, die das für uns in Deutschland hätte.“
Update vom Sonntag, 03.04.2022, 20.00 Uhr: Nach dem Fund hunderter Leichen in der ukrainischen Stadt Butscha hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel* zu einer Reise in die Stadt eingeladen. In dem Kiewer Vorort könnten sich Merkel – ebenso wie der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy – ein Bild von ihrer gescheiterten Russland-Politik der vergangenen Jahre machen, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft.
Im Jahr 2008 hätten die Nato-Staaten, darunter Deutschland, der Ukraine eine Aufnahme in Aussicht gestellt, dann aber aus Rücksicht auf Russland einen Rückzieher gemacht, so Selenskyj. Merkel war von 2005 bis 2021 Bundeskanzlerin. „Ich lade Frau Merkel und Herrn Sarkozy ein, Butscha zu besuchen und zu sehen, wozu die Politik der Zugeständnisse an Russland in 14 Jahren geführt hat“, sagte Selenskyj. „Sie werden die gefolterten Ukrainer und Ukrainerinnen mit eigenen Augen sehen.“
Erstmeldung vom Sonntag, 03.04.2022, 14.30 Uhr: Kiew – Der Ukraine-Krieg bringt Leid, Zerstörung und Tod. Das Ausmaß der Gräueltaten zeigte sich zuletzt in Butscha, einer ukrainischen Stadt etwa 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew*. Die dramatischen Berichte sorgten international für Entsetzen.
Das russische Militär hat sich in den vergangenen Tagen aus der Region Kiew zurückgezogen. Nach ukrainischen Angaben wurde die gesamte Region zurückerobert. Zurück blieben allerdings mit Leichen übersäte Straßen und völlige Zerstörung. Nach Informationen der ukrainischen Behörden wurden fast 300 Leichen gefunden, die in Massengräbern beerdigt werden mussten. Die drei städtischen Friedhöfe lägen noch im Bereich der russischen Streitkräfte.
EU-Ratspräsident Charles Michel zeigte sich am Sonntag (03.04.2022) „erschüttert“ über Bilder aus der Pendlerstadt. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock* (Grüne*) kündigte härtere Sanktionen gegen Russland* und weitere Unterstützung für das ukrainische Militär an. Die Bilder der „hemmungslosen Gewalt“ aus Butscha seien „unerträglich“, schrieb die Grünen-Politikerin beim Kurznachrichtendienst Twitter.
Nach den Berichten aus Butscha hat Bundeskanzler Olaf Scholz* (SPD*) eine Aufklärung von „Verbrechen des russischen Militärs“ verlangt. Die Verbrechen müssten „schonungslos“ aufgeklärt werden, sagte Scholz am Sonntag in Berlin. Zudem müssten die Täter und ihre Auftraggeber „konsequent zur Rechenschaft gezogen werden“. (kas/tab/ktho/tu/kke mit dpa/AFP) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.