Joe Biden bei den Saudis - und wenige Tage später Wladimir Putin bei den Mullahs in Teheran: Die beiden Staatsbesuche zeigen, dass der Ukraine-Krieg längst auch ein neuer Kalter Krieg ist, der die Welt in feindliche Blöcke zu zerreißen droht. Wobei die Lage heute weit unübersichtlicher ist als in den 60er-Jahren: So wenig Saudi-Prinz Salman ein verlässlicher Verbündeter für den US-Präsidenten ist, so wenig ist es Ajatollah Chamenei für den Kreml-Chef.
Das einzige Bindeglied ist der gemeinsame Feind - und da haben die USA unter Donald Trump die historische Chance verspielt, mit dem Atomabkommen den Iran stärker an die westliche Welt anzubinden. Dennoch zeigt das Treffen, dass es ein Trugschluss wäre, Putin für isoliert zu halten. Die meisten Staaten Afrikas, Asiens oder Lateinamerikas sehen sich gegenüber dem Ukraine-Krieg als neutral an. Was Putins Staatsbesuch in Teheran zusätzliche Brisanz verleiht, ist die Tatsache, dass er sich dort auch mit Recep Tayyip Erdogan trifft. Der türkische Präsident ist einerseits Vermittler - zuletzt im Getreidestreit. Andererseits ist er als Führer eines Nato-Staats auch Partei im Ukraine-Krieg.
Die Türkei liefert Bayraktar-Drohnen an die Ukraine, auf der russischen Seite werden wohl bald iranische Drohnen kämpfen. Erdogan spielt sein ganz eigenes Spiel, auch in Hinblick auf seine Machtansprüche in Nord-Syrien.