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San Marino: Weltweit erstes offen homosexuelles Staatsoberhaupt gewählt

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Von: Sonja Thomaser

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Paolo Rondelli wird als einer von zwei Capitani Reggenti des Landes ernannt. Er setzt sich in San Marino schon länger für die Rechte von Homosexuellen ein.

San Marino – Als erstes Land der Welt hat der Mikrostaat San Marino ein offen homosexuelles Staatsoberhaut: Paolo Rondelli, 58, wurde zu einem von zwei Capitani Reggenti („regierende Hauptleute“, manchmal auch „regierende Kapitäne“), den Staatsoberhäuptern von San Marino, gewählt. Rondelli wurde am 1. April vom Parlament gewählt und wird sich das Amt für sechs Monate mit Oscar Mina teilen. Obwohl die Capitani Reggenti die höchsten gewählten Beamten von San Marino sind, haben sie keine Exekutivgewalt.

Rondelli ist Abgeordneter im Great and General Council, dem Parlament von San Marino, und war bis 2016 neun Jahre lang Botschafter des Landes in den USA*. Zusätzlich zu seinen Aufgaben beim Staat war Rondelli auch als LGBTQI-Aktivist tätig. „Ich werde wahrscheinlich das erste LGBT+-Staatsoberhaupt der Welt sein“, sagte Rondelli in einem Facebook-Post. „Und so besiegen wir sie…“

San Marino: Rondelli ist erstes offen homosexuelles Staatsoberhaupt

San Marino wurde im Jahr 301 gegründet und ist neben Andorra, Liechtenstein und Monaco einer von nur wenigen mittelalterlichen europäischen Stadtstaaten, die bis heute überlebt haben. Der Kleinstaat im Norden Mittelitaliens ist die Heimat von weniger als 35.000 Einwohner:innen.

Paolo Rondelli, Staatsoberhaupt von San Marino.
Paolo Rondelli, Staatsoberhaupt von San Marino. © ErcoleGiardi/consolatosanmarino.uk

Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel und die serbische Premierministerin Ana Brnabić sind zwar offen homosexuelle Regierungschef:innen, aber Rondelli ist das erste offen schwule Staatsoberhaupt.

Bedeutender Schritt für San Marino

Die Ernennung ist ein bedeutender Schritt für San Marino, wo Homosexualität bis 2004 mit Gefängnis bestraft wurde. Der Kleinstaat führte erst 2016 die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare und die Legalisierung von Abtreibungen ein.

„San Marino hatte zuvor den Weg einer tiefgreifenden Revolution zum Thema Rechte eingeschlagen“, teilte Arcigay Rimini, eine Schwulenrechtsorganisation in der italienischen Stadt Rimini, laut der der britischen Tageszeitung The Guardian mit. „Dieser Weg, gesehen aus der Sicht des festgefahrenen Italiens, wo letztes Jahr ein Gesetz gegen homophobe Gewalt im Senat abgelehnt wurde*, ist erstaunlich.“ Es wird erwartet, dass Italien sich auf diesem Weg des zivilen Fortschritts und der Rechte ein Beispiel nimmt, so Arcigay Rimini.

Erstes LGBTQI+-Staatsoberhaupt: „Ein historischer Tag“

Monica Cirinnà, italienische Senatorin und LGBTQI+-Aktivistin, teilte in einem Facebook-Beitrag mit: „Es ist ein historischer Tag, der mich mit Freude und Stolz erfüllt, denn Paolo Rondelli wird das erste Staatsoberhaupt der LGBT+-Gemeinschaft sein, nicht nur in San Marino, sondern auf der ganzen Welt.“

Italien wurde dafür kritisiert, dass es nur langsam Maßnahmen zu LGBTQI+-Rechten* ergreift. Im vergangenen Jahr blockierte der Senat nach einer beispiellosen Intervention des Vatikans einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung von Hassverbrechen gegen Frauen, LGBTQI+-Personen und Menschen mit Behinderungen. (sot) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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