Ukraine-Krieg: Merkel räumt Machtlosigkeit ein
Angela Merkel sagt in einem Interview, sie habe zu ihrem Amtsende hin kaum noch Einfluss auf Wladimir Putin gehabt. Der News-Ticker am Freitag, 17. Juni.
- Raketenangriff auf Mykolaiw: Zahlreiche Verletzte
- Ukrainischer Beschuss: Kriegsschiff aus Russlands Flotte von Rakete getroffen
- Die Lage rund um den Ukraine-Krieg bildet unsere Redaktion in diesem News-Ticker zum Ukraine-Konflikt ab. Die Konfliktparteien im Ukraine-Krieg sind teilweise Quelle der Informationen. Angaben zu Opferzahlen oder dem Kriegsverlauf können nicht unmittelbar unabhängig geprüft werden.
Dieser Newsticker ist beendet. Alle aktuellen Informationen und Neuigkeiten rund um den Ukraine-Krieg erfahren Sie in unserem aktuellen Newsticker zum Ukraine-Krieg.
+++ 21.11 Uhr: Der ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk droht laut britischen Geheimdienstexperten weiterhin eine Einkreisung. Die russischen Truppen hätten ihre Bemühungen fortgesetzt, den Ring um die strategisch wichtige Stadt von Süden zu schließen. „In den vergangenen 24 Stunden haben russische Kräfte wahrscheinlich weiterhin versucht, auf der Popasna-Achse die Oberhand zu bekommen, von der sie den Kessel von Sjewjerodonezk vom Süden her einkreisen wollen“, hieß es in dem täglichen Update zum Ukraine-Krieg auf der Webseite des britischen Verteidigungsministeriums. Nach ukrainischen Angaben ist die Chemiefabrik, wo noch Soldaten und Hunderte Zivilisten ausharren sollen, durch russischen Artillerie- und Raketenbeschuss fast vollständig zerstört.
Ukraine-Krieg: Merkel räumt Machtlosigkeit ein
+++ 18.35 Uhr: Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eingeräumt, zu Amtsende kaum noch Einfluss auf Wladimir Putin gehabt zu haben. „Es war ja klar, dass ich nicht mehr lange im Amt sein würde, und so muss ich einfach feststellen, dass verschiedene Versuche im vorigen Jahr nichts mehr bewirkt haben“, sagte Merkel im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Putin sei nicht mehr zu einem Gipfeltreffen im sogenannten Normandie-Format mit Vertretern Russlands, der Ukraine, Deutschlands und Frankreichs bereit gewesen, sagte die CDU-Politikerin. Auch bilaterale Gespräche seien nicht mehr möglich gewesen, erklärte Merkel.
Sie schloss in dem Gespräch nicht aus, dass Putin mit seinem Angriffskrieg möglicherweise bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Amt gewartet habe. „Mein Ausscheiden kann ein Beitrag gewesen sein, wie zum Beispiel auch die Wahl in Frankreich, der Abzug der Truppen aus Afghanistan und das Stocken der Umsetzung des Minsker Abkommens“, sagte sie.
Ukraine-Krieg: Boris Johnson besucht überraschend Kiew
+++ 16.45 Uhr: Der britische Premier Boris Johnson hat überraschend die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht. Das teilte ein Sprecher von Johnson mit. Er werde sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu Gesprächen treffen. Selenskyj selbst erklärte, er freue sich den „großen Freund der Ukraine“ wieder in Kiew zu sehen.
+++ 15.45 Uhr: Ein Kriegsschiff der russischen Flotte hat am Freitag zwei Mal das Hoheitsseegebiet von Dänemark verletzt. Die Korvette sei in der Nacht nördlich der Insel Christiansø bei Bornholm in das Gebiet hineingefahren, teilte das dänische Verteidigungskommando am Freitagnachmittag mit. Nach einem Funkspruch der Marine habe das russische Kriegsschiff das Gebiet umgehend wieder verlassen, hieß es. Dänemarks Außenminister Jeppe Kofod bestellte wegen des Vorfalls den russischen Botschafter ein. Es handle sich um eine zutiefst verantwortungslose und völlig inakzeptable Provokation, betonte Kofod in einem Statement auf Twitter. Die beiden Vorfälle ereigneten sich während Folkemødets, einer jährlich abgehaltenen politischen Veranstaltung, die gerade wieder auf Bornholm stattfindet. „Rüpelmethoden funktionieren nicht gegen Dänemark“, schmipfte der Außenminister.

+++ 14.15 Uhr: Seit dem Kriegsbeginn Ende Februar sind in der Ukraine russischen Angaben zufolge knapp 2.000 ausländische Kämpfer getötet worden. „Insgesamt umfassen unsere Listen Söldner und Waffenspezialisten aus 64 Ländern“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Freitag. Die meisten getöteten Kämpfer stammten demnach aus Polen, den USA, Kanada und Großbritannien. Konaschenkows Aussagen sind nicht unabhängig prüfbar.
+++ 13.30 Uhr: Die Lage rund um Asot-Chemiewerk von Sjewjerodonezk ist weiterhin schwierig. Die Stadt im Donbass wird seit Wochen belagert. Eine Evakuierung des Chemiewerks ist laut Angaben des Regionalgouverneurs nicht möglich: Dafür brauche es eine „vollständige Waffenruhe“, erklärte Serhij Hajdaj am Freitag. Laut Hajdaj haben 568 Menschen in der Fabrik Zuflucht gesucht, darunter 38 Kinder. Russland hatte der Ukraine am Mittwoch vorgeworfen, die Evakuierung von der Menschen aus der Zivilbevölkerung aus der Chemiefabrik verhindert zu haben. Moskau habe einen Korridor geschaffen, um Zivilistinnen und Zivilisten aus der Asot-Fabrik in Sicherheit zu bringen. Die ukrainischen Kräfte hätten die Feuerpause aber „mehrfach“ gebrochen. Alle genannten Angaben sind nicht unabhängig prüfbar.
+++ 12.00 Uhr: Bei einem Raketenangriff der russischen Armee auf die südukrainische Stadt Mykolaiw sind am Freitagmorgen laut ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet worden. Zwanzig Menschen seien verletzt worden, darunter ein Kind, teilte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Witali Kim, auf dem Telegram mit. Vier Wohngebäude und eine Infrastruktureinrichtung seien beschädigt worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
+++ 11.15 Uhr: Alexander Schallenberg, Außenminister von Österreich, hat vor einer einseitigen Fokussierung auf die Ukraine gewarnt. „Man muss der Ukraine signalisieren: Sie sind Teil Europas, sie müssen in der europäischen Familie verankert werden. Aber wir dürfen bitte nicht in einen geostrategischen Tunnelblick verfallen“, erklärte er im Deutschlandfunk. Am heutigen Freitagnachmittag will die EU-Kommission eine Empfehlung abgeben, ob die Ukraine nach dem russischen Überfall den Status eines Beitrittskandidaten bekommt – oder nicht. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich am Donnerstag in Kiew dafür ausgesprochen.
+++ 10.30 Uhr: Russlands Streitkräfte arbeiten derzeit wohl an einer kompletten Einkreisung der Stadt Sjewjerodonezk. Das berichtet der britische Geheimdienst in einem Lagebericht. Demnach soll der militärische Kreis insbesondere von Süden her geschlossen werden. „In den vergangenen 24 Stunden haben russische Kräfte wahrscheinlich weiterhin versucht, auf der Popasna-Achse die Oberhand zu bekommen, von der sie den Kessel von Sjewjerodonezk vom Süden her einkreisen wollen“, heißt es im Bericht. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
News zum Ukraine-Krieg: Rakete trifft russisches Kriegsschiff
+++ 09.30 Uhr: Das ukrainische Militär berichtet, dass ein russischer Schlepper per Rakete getroffen wurde. Das Schiff „Wassili Beg“ sei mit Soldaten, Waffen und Munition auf dem Weg zu der von Russland besetzten Schlangeninsel südlich der Region Odessa unterwegs gewesen. Das teilte Regionalgouverneur Maxym Martschenko mit. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
News zum Ukraine-Krieg: Rund 330.000 russische Soldaten im Krieg
+++ 08.00 Uhr: Mittlerweile wurden wohl rund 330.000 Soldaten im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt, auch ohne neue Generalmobilisierung. Das berichtet das US-Thinktank Institute for the Study of War unter Berufung auf ukrainische Beamte. Dabei ist allerdings unklar, ob in den Zahlen auch schon zwangsmobilisierte Soldaten in den selbsternannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk enthalten sind. Der stellvertretende Chef des ukrainischen Generalstabs für Hauptoperationen, Oleksij Gromow, erklärte laut Analyse, dass der Kreml die Zahl der russischen Militärangehörigen in der Ukraine noch erhöhen könnte, indem er eine verdeckte oder vollständige Mobilisierung durchführt. Zuletzt wurde bereits per neuem Gesetz die Altersgrenze für den Militärdienst abgeschafft. Zudem vermuten russische Blogger, dass weitere Hürden fallen könnten, beispielsweise die gesundheitlichen Bedingungen oder die Sauberkeit der polizeilichen Akte.
Ukraine-News: Hunderte Zivilisten in Chemiewerk
Update vom Freitag, 17. Juni, 07.00 Uhr: Wie der Gouverneur der Oblast Luhansk laut Kyiv Independent meldet, sind nach wie vor Hunderte von Zivilisten trotz der Zusage eines humanitären Korridors immer noch in der Chemiefabrik Azot eingeschlossen. Russland hatte einen humanitären Korridor angekündigt. Russland und die Ukraine geben sich am Scheitern der Evakuierung gegenseitig die Schuld.
+++ 18.30 Uhr: In der Ostukraine lieferten sich ukrainische und russische Truppen weiter schwere Kämpfe in den Gebieten Luhansk und Donezk. In Richtung der Stadt Bachmut gebe es russische Angriffe „zur Verbesserung der taktischen Lage“, teilte der ukrainische Generalstab mit. Unter Artilleriebeschuss stünden die Orte Wessele, Soledar, Berestowe und Wowtschojariwka. Schwere Kämpfe gebe es auch bei der Separatistenhochburg Donezk. Im benachbarten Luhansker Gebiet sei weiter die Stadt Sjewjerodonezk besonders hart umkämpft.
Russischer Luftangriff auf Luhansk – Zahl der getöteten ukrainischen Soldaten steigt
+++ 15.00 Uhr: Ein russischer Luftangriff tötete mindestens drei und verwundete sieben Menschen in Lyssytschansk in der Region Luhansk. Laut Kyiv Independent haben russische Truppen ein Wohnhaus getroffen, in dem sich Zivilisten versteckt hielten, berichtete der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhiy Haidai, am Donnerstag (16. Juni). Die Trümmer werden nun vor Ort aufgeräumt. Dem Beamten zufolge hat Russland im Gebiet Luhansk fast 11.300 Häuser zerstört oder beschädigt, darunter 3.188 Hochhäuser.
+++ 14.00 Uhr: Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge sollen 60 bis 100 ukrainische Soldaten jeden Tag getötet worden sein, seit Russland seine Donbass-Offensive verstärkt habe. In den letzten zwei Wochen sei diese Zahl deutlich gestiegen, sagte David Arakhamia, wie das Online-Portal Kiew Independent berichtet. Arakhamia leitet die Verhandlungen der Ukraine mit Russland und ist demnach einer der engsten Berater Selenskyjs.
Ukraine-Krieg: Zahl toter Soldaten in den letzten zwei Wochen deutlich gestiegen
Die Ukraine habe eine Million Menschen in die Armee eingezogen und könne noch zwei Millionen weitere rekrutieren, sodass sie über die nötige Zahl verfüge, um den Kampf im Donbass fortzusetzen, ergänzte Arakhamia.
Der Vorsitzende der US-Generalstabschefs, General Mark Milley, sagte, die Zahl der ukrainischen Opfer sei schwierig abzuschätzen. Frühere Medienberichte über etwa 100 Tote und bis zu 300 Verletzte pro Tag hätten „in etwa unserer Einschätzung entsprochen“, so Milley weiter. Er ging nicht auf die jüngste ukrainische Einschätzung ein. Milley sagte auch, Russland habe „große“ Verluste erlitten und die Ukraine kämpfe effektiv.
Kampf um Sjewjerodonezk: 10.000 Zivilisten eingeschlossen - Fluchtbrücke von Russen zerstört
+++ 13.00 Uhr: In der ukrainischen Stadt Sjewjerodonezk, in der seit Wochen Kämpfe stattfinden, sitzen nach Angaben des örtlichen Gouverneurs rund 10.000 Zivilisten fest, wie u.a. die BBC berichtet. „Von 100.000 Einwohnern sind noch etwa 10.000 übrig“, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Sergej Haidai, auf Telegram. Er berichtete, die ukrainische Armee halte den Feind in der Stadt „so weit wie möglich zurück“. Die letzte Brücke, die aus der Stadt herausführt, wurde Anfang der Woche bei Kämpfen zerstört, sodass die Bewohner in der Stadt eingeschlossen sind.
Sjewjerodonezk: Noch immer 10.000 Zivilisten in der umkämpften Stadt eingeschlossen
Den eingeschlossenen Zivilisten - von denen viele in Bunkern unter der Chemiefabrik Azot Schutz suchen - gehen demnach die lebenswichtigen Güter aus, da die Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln, sanitären Einrichtungen und Strom abnimmt. Russland will nach eigenen Angaben einen humanitären Korridor für die Zivilbevölkerung wieder öffnen, wie die Nachrichtenagentur Interfax berichtet. Am Mittwoch kam die geplante Evakuierung nicht zustande.
Die Vereinten Nationen haben der BBC demnach mitgeteilt, dass Hunderte von Zivilisten in Bunkern unter dem Azot-Werk Zuflucht gefunden haben und dass sich die Wasser- und Lebensmittelversorgung zusehends verschlechtert.
Kampf um Sjewjerodonezk: Ukraine zieht Truppen ab - Russland vor Flussüberquerung
+++ 10.00 Uhr: Nach Informationen des US-Nachrichtensenders CNN sollen zwei Amerikaner, die wohl an der Seite der ukrainischen Armee im Norden von Charkiw kämpften, seit fast einer Woche vermisst sein. Es wird befürchtet, dass sie von russischen Streitkräften gefangen genommen wurden, wie ihre Familien und ukrainische Soldaten berichten.
Bei den Männern soll es sich den Informationen zufolge um Alexander John-Robert Drueke, 39, aus Tuscaloosa, Alabama, und Andy Tai Ngoc Huynh, 27, aus Hartselle, Alabama, handeln.
Ukraine-Krieg: Zwei Amerikaner könnten in russische Gefangenschaft gelangt sein
Drueke und Huynh seien während des Gefechts vermisst worden, und bei anschließenden Suchaktionen seien keine Überreste gefunden worden. Dass die beiden Amerikaner vermisst werden, wurde vom US-Außenministerium und der Ukraine noch nicht bestätigt. „Wir beobachten die Situation genau und stehen in Kontakt mit den ukrainischen Behörden“, so ein Sprecher. Beide seien laut einem CNN-Interview aus Liebe zu den USA in den Ukraine-Krieg gezogen. In einem Posting eines russischen Propagandakanals auf Telegram wurde fast zeitgleich behauptet, zwei Amerikaner seien in der Nähe von Charkiw gefangen genommen worden.
Kampf um Sjewjerodonezk: Ukraine zieht Truppen ab - Russland vor Flussüberquerung
+++ 09.10 Uhr: Anfang dieser Woche erklärte der örtliche Gouverneur Serhij Haidai, dass alle drei Brücken in der Stadt Sjewjerodonezk von Russland zerstört worden seien. Das bedeutet auch, dass die Lieferung von Versorgungsgütern und die Evakuierung von Zivilisten nun unmöglich sei, wie die BBC berichtet.
Ukraine-Krieg: Russland wird versuchen „taktischen Vorteil in operativen Vorteil umzuwandeln“
Aber auch die russischen Truppen müssten nun einen Weg finden, um in die umkämpfte Stadt im Osten zu gelangen, „um den taktischen Vorteil in einen operativen Vorteil umzuwandeln“, ließ das britische Verteidigungsministerium laut BBC vermelden. Seit Wochen ist die Einnahme von Sjewjerodonezk eines der wichtigsten militärischen Ziele Russlands.
Russland: Ukraine habe Evakuierung aus Asot-Fabrik auf „zynische Weise“ scheitern lassen
Erstmeldung vom Donnerstag, 16. Juni, 07.10 Uhr: Russland hat der Ukraine vorgeworfen, die Evakuierung von Zivilisten aus einer Chemiefabrik in der belagerten ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk verhindert zu haben. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte am Mittwoch, Russland habe einen Korridor geschaffen, um Zivilisten aus der Asot-Fabrik in Sicherheit zu bringen. Die „Kiewer Behörden“ hätten die „humanitäre Operation“ aber „auf zynische Weise zum Scheitern gebracht“.
Russland hatte am Dienstag einen für zwölf Stunden offenen humanitären Korridor angekündigt. Über ihn sollten im Asot-Werk verschanzte Zivilisten nach russischen Angaben die Möglichkeit erhalten, Sjewjerodonezk in Richtung der von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region Luhansk zu verlassen.
(dil/fh/tu/iwe/ktho mit AFP/dpa)