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Nicht mit schlechteren Leistungen abfinden

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Der neueste Bildungsbericht zeigt: Deutschland ist im Wandel. Immer mehr Menschen haben einen akademischen Abschluss. Was auf den ersten Blick positiv wirkt, stellt viele Betriebe zugleich vor wachsende Probleme. Ihnen fällt es immer schwerer, qualifizierte Auszubildende zu finden. Das duale Ausbildungssystem verliert zunehmend an Bedeutung. Die Lehre, die parallel im Betrieb und an Berufsschulen erfolgt, galt lange als Stärke des Wirtschaftsstandorts Deutschlands. Es ist sogar ein echter Exportschlager. Selbst in China wird das Modell kopiert. Doch in Deutschland setzt sich der Trend zur Akademisierung von Ausbildungsberufen fort. Eine Entwicklung, die in einigen Berufsgruppen die Verdienstmöglichkeiten steigen lässt, die aber in anderen Branchen den Fachkräftemangel eher noch verstärkt. Vor allem aber fehlt es an qualifizierten Lehrpersonal, um etwa den stark wachsenden Bedarf an Ganztagsbetreuung an den Schulen abzudecken. Diese Entwicklung war lange absehbar, doch die Zahl der Lehramtsstudienplätze ist nicht entsprechend der erwartbaren Nachfrage angewachsen. Hier liegt ein politisches Versäumnis, das dringend aufgeholt werden muss. Zumal die Schulen noch über Jahre hinweg damit beschäftigt sein werden, die "drastischen Folgen" der Corona-Pandemie aufzuarbeiten, wie es Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger gestern formuliert hat. Die FDP-Politikerin sieht nicht nur "gravierende psychische, soziale und auch körperliche Folgen", sie warnt zudem vor Lernrückständen von bis zu einem halben Jahr. Zur Lösung des Problems verweist sie auf das Aufholprogramm des Bundes. Doch nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbandes reicht das nicht aus und kommt nicht bei den richtigen an - ein Eindruck, den Elternvertreter teilen. Bundesweit vergleichbare Lernstandserhebungen wären daher eine vernünftige Basis, um den Handlungsbedarf ehrlich zu ermitteln. Doch das Ergebnis könnte so verheerend ausfallen, dass der Druck auf die Bildungspolitiker erheblich steigen wird, den Kindern und Jugendlichen zu helfen, die während der Pandemie besonders weit zurückgefallen sind. Im Hinblick auf die großen Herausforderungen, vor denen unserer Land steht, dürfen wir uns nicht mit einem niedrigeren Leistungsniveau dieser Schülergeneration abfinden. © Roessler

Der neueste Bildungsbericht zeigt: Deutschland ist im Wandel. Immer mehr Menschen haben einen akademischen Abschluss. Was auf den ersten Blick positiv wirkt, stellt viele Betriebe zugleich vor wachsende Probleme. Ihnen fällt es immer schwerer, qualifizierte Auszubildende zu finden. Das duale Ausbildungssystem verliert zunehmend an Bedeutung. Die Lehre, die parallel im Betrieb und an Berufsschulen erfolgt, galt lange als Stärke des Wirtschaftsstandorts Deutschlands.

Es ist sogar ein echter Exportschlager. Selbst in China wird das Modell kopiert. Doch in Deutschland setzt sich der Trend zur Akademisierung von Ausbildungsberufen fort. Eine Entwicklung, die in einigen Berufsgruppen die Verdienstmöglichkeiten steigen lässt, die aber in anderen Branchen den Fachkräftemangel eher noch verstärkt.

Vor allem aber fehlt es an qualifizierten Lehrpersonal, um etwa den stark wachsenden Bedarf an Ganztagsbetreuung an den Schulen abzudecken. Diese Entwicklung war lange absehbar, doch die Zahl der Lehramtsstudienplätze ist nicht entsprechend der erwartbaren Nachfrage angewachsen. Hier liegt ein politisches Versäumnis, das dringend aufgeholt werden muss.

Zumal die Schulen noch über Jahre hinweg damit beschäftigt sein werden, die "drastischen Folgen" der Corona-Pandemie aufzuarbeiten, wie es Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger gestern formuliert hat. Die FDP-Politikerin sieht nicht nur "gravierende psychische, soziale und auch körperliche Folgen", sie warnt zudem vor Lernrückständen von bis zu einem halben Jahr. Zur Lösung des Problems verweist sie auf das Aufholprogramm des Bundes. Doch nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbandes reicht das nicht aus und kommt nicht bei den richtigen an - ein Eindruck, den Elternvertreter teilen.

Bundesweit vergleichbare Lernstandserhebungen wären daher eine vernünftige Basis, um den Handlungsbedarf ehrlich zu ermitteln. Doch das Ergebnis könnte so verheerend ausfallen, dass der Druck auf die Bildungspolitiker erheblich steigen wird, den Kindern und Jugendlichen zu helfen, die während der Pandemie besonders weit zurückgefallen sind.

Im Hinblick auf die großen Herausforderungen, vor denen unserer Land steht, dürfen wir uns nicht mit einem niedrigeren Leistungsniveau dieser Schülergeneration abfinden.

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