+++ 18.25 Uhr: Kanzler Olaf Scholz hat wegen des Ukraine-Kriegs mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. Die Spitzenpolitiker hätten „politisch-diplomatische Anstrengungen“ zur Lösung des Konflikts besprochen, teilte der Kreml in Moskau mit. Das Bundespresseamt in Berlin bestätigte das Telefonat. Der Kreml teilte weiter mit, Putin habe mit Scholz auch über die russischen Verhandlungen mit der Ukraine gesprochen. Von deutscher Seite wurde über Inhalte nichts mitgeteilt.
+++ 15.45 Uhr: Im Ukraine-Krieg ist die Hoffnung groß, das Verhandlungen früher oder später zu einem Frieden führen werden. Für den Donnerstag (10.03.2022) sind nun im türkischen Antalya die ersten offiziellen Gespräche auf Regierungsebene zwischen den beiden Kriegsparteien seit dem Einmarsch der russischen Truppen geplant.
Allerdings glaubt der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba vor dem Treffen mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow nicht an einen Durchbruch. „Ich sage Ihnen ganz offen, dass ich nur geringe Erwartungen an die Verhandlungen habe“, sagte Kuleba in einem auf Facebook veröffentlichten Videoclip. „Aber wir werden fraglos maximalen Druck ausüben“, betonte Kuleba. Er hoffe, dass Lawrow tatsächlich nach einer Lösung suchen wolle, wie der Krieg zu beenden sei, sagte Kuleba – „und nicht aus propagandistischen Gründen“ anreise.
Update vom Mittwoch, 09.03.2022, 14.45 Uhr: Kanzler Olaf Scholz hat Wladimir Putin aufgerufen, den Ukraine-Krieg sofort zu beenden. „Mein Appell auch an den russischen Präsidenten ist: Stoppen Sie das Blutvergießen, ziehen Sie die russischen Truppen zurück“, sagte Scholz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau in Berlin. „Es ist eine schlimme Katastrophe für das ukrainische Volk, aber auch das russische Volk leidet an diesem Krieg.“ Der russische Angriff auf die Ukraine sei „ein eklatanter Völkerrechtsbruch und die Welt, in der wir leben, ist jetzt nicht mehr dieselbe“, sagte Scholz, der von einer „Zeitenwende für Europa“ sprach.
Die Hoffnungen auf einen Frieden ruhen derzeit vor allem auf Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Während Wolodymyr Selenskyj auf ein Treffen mit Putin auf Präsidentenebene hofft, sind für Donnerstag (10.03.2022) die ersten offiziellen Gespräche auf Regierungsebene seit dem 24. Februar zwischen den beiden Außenministern geplant (s. Erstmeldung)
Erstmeldung vom Mittwoch, 09.03.2022: Moskau – Der Ukraine-Krieg dauert unvermindert an, mehr als zwei Millionen Menschen sind inzwischen außer Landes geflohen. Die Rufe nach neuen Verhandlungen zwischen den beiden Kriegsgegnern werden zunehmend lauter. Nun macht ein für den Donnerstag (10.03.2022) geplantes Treffen des russischen Außenministers Sergej Lawrow mit seinem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba ein ganz klein wenig neue Hoffnung auf ein Ende des Krieges.
„Was das Treffen der Außenminister angeht, so ist das eine Fortsetzung des Verhandlungsprozesses, was sehr wichtig ist“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Kuleba und Lawrow wollen sich im türkischen Antalya treffen – es wäre das ranghöchste Gespräch seit Kriegsbeginn.
Russland sei auch an weiteren Gesprächsrunden mit ukrainischen Vertretern interessiert, betonte Peskow, der erneut auf zwei russische Kernforderungen hinwies: die Anerkennung der 2014 annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisches Gebiet sowie die Unabhängigkeit der selbst ernannten ostukrainischen „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk.
In den vergangenen zwei Wochen hatten sich eine russische und eine ukrainische Delegation bereits dreimal im Grenzgebiet von Belarus zu Verhandlungen getroffen. Vereinbart wurden dabei Fluchtkorridore für Zivilisten, deren Umsetzung zuletzt aber immer wieder scheiterte.
Auch eine weitere Runde werde sich vor allem um Fluchtkorridore für Zivilisten drehen, kündigte nun die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, vor Journalisten in Moskau an. Zudem wies sie darauf hin, dass Russland nicht den Sturz der ukrainischen Regierung anstrebe. In den Verhandlungen mit der Ukraine seien „einige Fortschritte erzielt worden“, sagte Sacharowa. Die russischen Truppen hätten nicht den Auftrag, „die aktuelle Regierung zu stürzen“.
Derweil schließt die Ukraine nicht aus, in Verhandlungen mit Russland auch über eine mögliche Neutralität des Landes zu sprechen. „Solche Fragen ließen sich in Verhandlungen diskutieren, das ist durchaus möglich“, sagte Wolodymyr Selenskyjs außenpolitischer Berater Ihor Showkwa in den ARD-Tagesthemen. Zugleich forderte er ein direktes Gespräch Selenskyjs mit Wladimir Putin.
Showkwa warb für ein Treffen auf Präsidentenebene. Nur durch ein Treffen des russischen Präsidenten mit Selenskyj seien ernsthafte Verhandlungen möglich, betonte er. Selenskyj sei dazu bereit. Leider bestehe auf russischer Seite dazu keine Bereitschaft. Solche Verhandlungen und eine mögliche Übereinkunft könnten aber erst zustande kommen, wenn die Kriegshandlungen aufgehört hätten und es einen Waffenstillstand gäbe.
Dann könnte man diskutieren, „wie es mit einer möglichen Neutralität der Ukraine aussehen könnte“, sagte Showkwa. „Wir brauchen deshalb strikte Garantien, damit eine solche Situation nie wieder eintreten kann“, fügte er hinzu. „Wir sind ja nicht die Aggressoren, wir werden nie die Angreifer sein.“ Seit 2019 ist das Ziel des Nato-Beitritts in der ukrainischen Verfassung festgelegt. Russland fordert, dass die Ukraine darauf verzichtet und sich für neutral erklärt. (cs mit dpa/AFP) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.