Ukraine-Krieg: Vergewaltigungsvorwürfe gegen russische Soldaten

Eine Frau erhebt Vergewaltigungsvorwürfe gegen russische Soldaten. Der Fall soll nun untersucht werden.
Kiew – Zahlreiche Menschen erleben im Ukraine-Konflikt* traumatische Schicksale. Eine Frau aus der Ukraine* schilderte in einem Interview, dass sie von zwei russischen Soldaten wiederholt vergewaltigt worden sein soll – während ihr Sohn im Nebenraum weinte.
„Natalya“, das Pseudonym, das die Frau in dem Interview mit der London Times verwendete, schilderte ihre Erfahrung. Demnach wohnte sie in einem Dorf in der Nähe von Kiew. Ihr Mann sei an dem Abend der Tat nach draußen gegangen, um den Vorgaten zu überprüfen, nachdem er Geräusche gehört hatte. Nur wenige Augenblicke später soll „Natalya“ einen Schuss gehört haben.
Vergewaltigung im Ukraine-Krieg: „Ich habe Ihren Mann erschossen, weil er ein Nazi ist“
„Ich schrie: ‚Wo ist mein Mann?‘, dann schaute ich nach draußen und sah ihn auf dem Boden neben dem Tor liegen“, sagte sie der Times of London. „Dieser jüngere Mann hielt mir die Waffe an den Kopf und sagte: ‚Ich habe Ihren Mann erschossen, weil er ein Nazi ist.‘“
Daraufhin sollen die beiden russischen Soldaten sie mehrfach vergewaltigt haben, während ihr Sohn, der sich in einem Nebenraum aufhielt, weinte. Nach der mutmaßlichen Tat soll „Natalya“ zusammen mit ihrem Sohn in die Nähe von Lviv in der Westukraine geflohen sein. Dort, so schildert sie, soll ihre Schwester sie ermutigt haben, das Schweigen über den Vorfall zu brechen. Nun will sie einen der beiden mutmaßlichen Täter in den sozialen Medien erkannt haben.
Ukraine-Konflikt: „Natalya“ will das Schweigen anderer Frauen brechen
„Ich hätte schweigen können, aber als wir bei der Polizei ankamen, brachte mich die Schwester meines Mannes dazu, den Mund aufzumachen, und es gab kein Zurück mehr“, sagte sie. „Ich verstehe, dass viele Menschen, die verletzt worden sind, aus Angst schweigen. Viele Menschen glauben nicht, dass solche schrecklichen Dinge passieren.
Der Fall von „Natalya“ soll nun Gegenstand einer Untersuchung werden. Dabei handelt es sich um die erste offizielle Untersuchung von Vorwürfen sexueller Gewalt gegen russische Streitkräfte, die von der ukrainischen Generalstaatsanwältin Iryna Venediktova letzte Woche auf Facebook angekündigt wurde.
Russland* bestreitet die Anschuldigungen in Venediktovas Posting. „Es ist eine Lüge“, sagte Dmitri Peskow, der Pressesprecher des Kremls, letzte Woche gegenüber Reportern, wie die Nachrichtenagentur Interfax der New York Times berichtete.
Vergewaltigung: Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Vergewaltigung und andere Form der sexuellen Gewalt, die im Laufe der Geschichte bewaffnete Konflikte begleitet haben, können laut Informationen der Times Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen. Den russischen Streitkräften und von Moskau unterstützten bewaffneten Gruppen wird vorgeworfen, in anderen Konflikten sexuelle Gewalt verübt zu haben – zuletzt an Gefangenen in der Ostukraine.
Die Berichte über Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt begannen fast unmittelbar nach der Eröffnung des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine, konstatiert Kateryna Busol, Mitarbeiterin von Chatham House und ukrainische Anwältin laut der New York Times. „Diese Berichte nehmen zu“, sagte Busol in einem Telefoninterview von Regensburg aus, wohin sie in den Tagen nach der Invasion aus Kiew geflohen war. (Marvin Ziegele) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.