Robert Habeck hat sich, zu Recht, einen Ruf als der zentrale Krisenkommunikator der Ampelregierung im Ukrainekrieg erworben. Der Bundeswirtschaftsminister erklärt, motiviert, spornt an. Kurz: Er tut all das, was der oft spröde wirkende Kanzler Olaf Scholz nicht schafft, und hat die Umfragewerte seiner Grünen in lichte Höhen geführt. Wenn heute Wahlen wären, würden die Deutschen vermutlich ihn zum Regierungschef wählen.
In der Gaskrise, der vielleicht größten deutschen Herausforderung seit dem Krieg, begeht Habeck den tödlichsten aller Politikerfehler: Er bekennt verblüffend offen seine Ohnmacht. Und die Deutschen? Die lieben ihn bisher dafür.
Aber bleibt dem Staat wirklich nur die eine Wahl? Hat die Politik ihre Gestaltungsmacht in der Energieversorgung verloren und muss Deutschland still erdulden, was immer in Moskau entschieden wird? Nein. Die Lage ist schwierig, aber natürlich bleiben Handlungsoptionen, die Habeck aber intensiv beschweigt - Fracking und (die befristete) Weiternutzung der Kernenergie gehören dazu.
Als je auswegloser der Wirtschaftsminister die Lage beschreibt, desto auffälliger wirkt der Dogmatismus, mit dem er Lösungsansätze ausschließt.
Was wechselt, sind allein die Begründungen, mit denen Habeck längere Laufzeiten ablehnt. "Minister für Doppelmoral" nennen ihn deswegen bereits die - übermäßiger Grünen-Kritik unverdächtigen - Kollegen vom "Spiegel".
Habeck muss sich entscheiden, ob er das Sonnenkind der Grünen sein will. Oder der pragmatische Krisenmanager, der sich mit aller Macht dagegenstemmt, dass Betriebe im Winter schließen und Rentner frieren müssen .