Mehr als 100 Millionen Flüchtlinge

Schulze warnt vor schwerster Hungersnot seit Zweitem Weltkrieg
Genf -Kriege, Konflikte und Krisen haben die weltweite Flüchtlingskrise weiter verschärft. Erstmals sind mehr als 100 Millionen Menschen auf der Flucht, so viele wie nie mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Donnerstag in Genf berichtete. Gekoppelt mit den explodierenden Lebensmittelpreisen sei das katastrophal, sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD): "Es droht die schwerste Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg", warnte sie in Berlin.
Die hohen Lebensmittelpreise werden teils angeheizt durch den russischen Krieg gegen die Ukraine, der den dortigen Export von Getreide und anderem verhindert. Eine Katastrophe sei das vor allem für Entwicklungsländer, die selbst von Armut, Trockenheit und Hunger betroffen sind und zudem Millionen Geflüchtete aufgenommen haben, sagte Schulze. "Wir sind als Weltgemeinschaft gefragt, in gemeinsamer Verantwortung und Solidarität diese Länder zu unterstützen." Deutschland helfe Ländern des Globalen Südens nach dem Anstieg der Weltmarktpreise für Getreide gezielt, sagte Schulze.
Ukrainer sind innerhalb weniger Wochen zur zweitgrößten Flüchtlingsgruppe der Welt geworden, nach Syrern, berichtete das UNHCR. 4,9 Millionen Menschen flüchteten bislang aus der Ukraine, aus Syrien waren es fast sieben Millionen.
Der Weltflüchtlingsbericht bezieht sich eigentlich immer auf das vorangegangene Jahr. Wegen der dramatischen Folgen des Krieges gegen die Ukraine nannte das UNHCR ausnahmsweise auch die Flüchtlingszahl für Mai 2022, die die 100-Millionen-Marke überschritten hat. Aber auch Ende 2021 sei bereits eine Rekordzahl von Menschen auf der Flucht gewesen: 89,3 Millionen, acht Prozent mehr als ein Jahr zuvor, so das UNHCR. dpa