Die EU hat neue Regeln für grüne Geldanlage beschlossen. Im Rahmen der Taxonomie sollen Gas und Atomkraft ab 2023 als genau so nachhaltig gelten wie Wind- und Wasserkraft. Das klingt absurd - und ist es auch.
Natürlich: Atomkraft und Gas verursachen weniger Treibhausgase als Kohle und Öl. Als Brückentechnologie werden sie wohl noch lange benötigt. Warum die EU Atom und Gas als grün deklariert, ist deshalb leicht durchschaubar: Deutschland ist von Gas abhängig und Frankreich von Atomstrom. Und aus Eigeninteresse will man die Finanzierungsbedingungen für die Branchen nicht verschlechtern. Trotzdem sind beide Technologien umweltschädlich, daran gibt es nichts zu rütteln. In einem nachhaltigen Finanzprodukt haben sie nichts zu suchen. Darin war man sich lange auch einig, ihr Ausschluss galt bei Anlegern als bisher selbstverständlich.
Statt die Regeln für nachhaltige Finanzprodukte zu verwässern, hätte die EU andere Wege suchen müssen, um eine akzeptable Finanzierung für Atom- und Gasprojekte zu sichern. Als Verbrauchersiegel hat sie die Taxonomie nun entwertet. Sie betreibt selbst Greenwashing, statt es zu verhindern. Das zeigt schon ein erstaunlicher Fakt: Obwohl die Fondsgesellschaften nicht gerade als stramme Umweltaktivisten gelten, sind ihnen die neuen Regeln viel zu weich. Die meisten nachhaltigen Fonds werden Atom und Gas deshalb weiter ausschließen, um ihre Glaubwürdigkeit bei Anlegern nicht zu verspielen, wie es die EU gerade getan hat.