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Eklat bei Pressekonferenz: Journalist wird abgeführt - Weiterer Vorfall gibt Rätsel auf

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Der Journalist Ertugrul Yigit.
Der Journalist Ertugrul Yigit. © dpa / Kay Nietfeld

Bei der Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist es zu einem Eklat gekommen.

Berlin - Der Journalist Ertugrul Yigit, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „Gazetecilere Özgürlük - Freiheit für Journalisten in der Türkei“ trug - wurde vor laufenden Kameras von Sicherheitsleuten abgeführt. „Ich habe nichts getan“, rief der Mann, der eine Akkreditierung für die Pressekonferenz trug. Augenzeugen sagten, er habe vor dem Einsatz noch ruhig fotografiert.

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Yigit ist Autor der Tageszeitung "taz" und Herausgeber der regierungskritischen Onlinezeitung "Avrupa Postasi". Laut "taz" war der linke Aktivist Yigit 1978 in der Türkei bei einem Überfall der rechtsextremen Grauen Wölfe verletzt worden und daraufhin nach Frankreich geflohen, wo er Asyl erhielt.

Seibert rechtfertigt Vorgehen auf Pressekonferenz mit Erdogan und Merkel

Später kam er nach Hamburg, wo er eine "taz"-Redakteurin heiratete und mit ihr zwei Kinder bekam. In Hamburg engagierte er sich weiter in der Politik, weshalb er unter Beobachtung des türkischen Geheimdienstes stehen soll.

Regierungssprecher Steffen Seibert hat das Vorgehen der Ordner gegen die Protestaktion eines türkischen Journalisten bei der Pressekonferenz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verteidigt. „Wir halten es bei Pressekonferenzen im Kanzleramt wie der Deutsche Bundestag: keine Demonstrationen oder Kundgebungen politischer Anliegen“, twitterte Seibert am Freitag. „Das gilt völlig unabhängig davon, ob es sich um ein berechtigtes Anliegen handelt oder nicht.“

Erdogans Reaktion? Er lächelte...

Nachdem Yigit mit Gesten die Aufmerksamkeit anderer Fotografen auf sich zog, aufstand und seitlich stehend weiter fotografierte, wurden Merkel und Erdogan aufmerksam. Als die Unruhe zunahm, griffen für den Schutz Merkels zuständige Beamte ein. Ein Grund soll auch gewesen sein, dass die für den Schutz Erdogans zuständigen türkischen Sicherheitsbeamten nervös reagiert hätten, hieß es. Die deutschen Sicherheitskräfte hätten befürchtet, die türkischen Kollegen könnten sich auf den Fotografen stürzen. Yigit erhielt nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur Hausverbot, ein Verfahren etwa wegen Hausfriedensbruch dürfte ihm demnach nicht drohen.

Erdogan lächelte zunächst nur. Der türkische Präsident ist zu einem Staatsbesuch in Berlin.

Vor Erdogan-Pressekonferenz: Weiterer Vorfall gibt Rätsel auf

Beim Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Rayyip Erdogan haben sich Journalisten ungewöhnliche Sicherheitskontrollen gefallen lassen müssen. Ein AFP-Reporter, der für die Pressekonferenz akkreditiert war, wurde am Freitag bei der Sicherheitskontrolle im Gebäude des Bundespresseamts detailliert zu seinen Absichten befragt. So wollte ein Sicherheitsmitarbeiter von dem Journalisten Auskunft darüber, ob dieser eine Frage bei der Pressekonferenz stellen wolle - und wenn ja welche.

Konkret schob der Sicherheitsmitarbeiter dann nach, ob der Journalist etwa auch eine Frage zu den Berichten stellen wolle, wonach "in der Türkei alle Journalisten im Gefängnis sitzen". Des weiteren wollte er von dem Berichterstatter wissen, ob dieser schon einmal in der Türkei war und ob er es dort wirklich "so schlimm" fand, "wie in den Medien immer berichtet wird"?

Der Sicherheitsmitarbeiter beklagte sich dann darüber, dass immer weniger Deutsche in der Türkei Urlaub machten, weil das Land in den Medien schlecht dargestellt werde.

Derartige Fragen an akkreditierte Journalisten, die an offiziellen Medienveranstaltungen der Bundesregierung teilnehmen wollen, sind äußerst unüblich. Das Bundespresseamt wurde über den Vorfall informiert, äußerte sich zunächst aber nicht dazu. Der AFP-Reporter nahm schließlich an der Pressekonferenz teil.

Bei einer Demonstration in Athen ist ein deutscher Journalist angegriffen und verprügelt worden. Die Polizei habe erst nach mehreren Minuten eingriffen. 

dpa, afp

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