1. Gießener Allgemeine
  2. Politik

Einig in Elmau, nervös im Kreml

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

POLFNP_Georg_Anastasiadi_4c_27
Putin hat sich abermals getäuscht: Ausgerechnet der deutsche Bundeskanzler, auf dessen vermeintliche Nachgiebigkeit man in Moskau zu Kriegsbeginn so große Hoffnungen gesetzt hatte, schwört den Westen auf weitere Maßnahmen gegen Russland ein. Die G7 müssten "harte, aber notwendige Entscheidungen" treffen und den "Druck auf Putin weiter erhöhen", twitterte Olaf Scholz am Montag. Eine dieser Maßnahmen sickerte bereits gestern, am Vorabend des Nato-Treffens, durch: Putins Ankündigung, in Kürze atomwaffenfähige Raketen in Belarus zu stationieren, beantwortet die Nato mit der Aufstockung ihrer schnellen Eingreifkräfte von 40 000 auf 300 000. Das ist ein starkes Zeichen gerade auch an Litauen, das wegen seiner Weigerung, den Landtransport bestimmter Güter in die russische Exklave Kaliningrad zu erlauben, ins Fadenkreuz der Falken im Kreml geraten ist. Putins Propaganda mag die Elmauer "G7-Gipfelshow" ins Lächerliche zu ziehen versuchen, aber die hektischen Moskauer Manöver - die Raketen auf Kiew, Putins bescheidene Reisediplomatie in Tadschikistan und Turkmenistan - zeigen, dass die Demonstration der Einigkeit des Westens und dessen Avancen an die Schwellenländer Indien, Südafrika, Senegal, Indonesien und Argentinien gut inszeniert sind und für Nervosität im Kreml sorgen. Putins Drohung, Europa mit dem Einsatz der Gaswaffe lahmzulegen, hat bis jetzt nicht zu dem von ihm erhofften Kurswechsel geführt. Auch die Zusage der Amerikaner, der Ukraine jetzt doch moderne Flugabwehrraketen zu schicken, ist für den Diktator ein Rückschlag in einem Krieg, in dem es für ihn alles andere als rund läuft. Am Ende könnte es geschehen, dass Putin sich mit dem Donbass begnügen und die Restukraine in die EU ziehen lassen muss. Die Teilung Deutschlands nach dem Weltkrieg mit der Westbindung des größeren Teils könnte als Blaupause für eine Friedenslösung dienen. Dann hätte Putin in der Ukraine einen Pyrrhussieg errungen. © Münchner Merkur

Putin hat sich abermals getäuscht: Ausgerechnet der deutsche Bundeskanzler, auf dessen vermeintliche Nachgiebigkeit man in Moskau zu Kriegsbeginn so große Hoffnungen gesetzt hatte, schwört den Westen auf weitere Maßnahmen gegen Russland ein. Die G7 müssten "harte, aber notwendige Entscheidungen" treffen und den "Druck auf Putin weiter erhöhen", twitterte Olaf Scholz am Montag.

Eine dieser Maßnahmen sickerte bereits gestern, am Vorabend des Nato-Treffens, durch: Putins Ankündigung, in Kürze atomwaffenfähige Raketen in Belarus zu stationieren, beantwortet die Nato mit der Aufstockung ihrer schnellen Eingreifkräfte von 40 000 auf 300 000. Das ist ein starkes Zeichen gerade auch an Litauen, das wegen seiner Weigerung, den Landtransport bestimmter Güter in die russische Exklave Kaliningrad zu erlauben, ins Fadenkreuz der Falken im Kreml geraten ist.

Putins Propaganda mag die Elmauer "G7-Gipfelshow" ins Lächerliche zu ziehen versuchen, aber die hektischen Moskauer Manöver - die Raketen auf Kiew, Putins bescheidene Reisediplomatie in Tadschikistan und Turkmenistan - zeigen, dass die Demonstration der Einigkeit des Westens und dessen Avancen an die Schwellenländer Indien, Südafrika, Senegal, Indonesien und Argentinien gut inszeniert sind und für Nervosität im Kreml sorgen. Putins Drohung, Europa mit dem Einsatz der Gaswaffe lahmzulegen, hat bis jetzt nicht zu dem von ihm erhofften Kurswechsel geführt. Auch die Zusage der Amerikaner, der Ukraine jetzt doch moderne Flugabwehrraketen zu schicken, ist für den Diktator ein Rückschlag in einem Krieg, in dem es für ihn alles andere als rund läuft.

Am Ende könnte es geschehen, dass Putin sich mit dem Donbass begnügen und die Restukraine in die EU ziehen lassen muss. Die Teilung Deutschlands nach dem Weltkrieg mit der Westbindung des größeren Teils könnte als Blaupause für eine Friedenslösung dienen. Dann hätte Putin in der Ukraine einen Pyrrhussieg errungen.

Auch interessant

Kommentare