Corona-Demos im Osten eskalieren: Polizisten und Journalisten attackiert - Randale in Sachsen weitet sich aus

Gleich mehrfach sind am Wochenende im Osten Corona-Proteste eskaliert. In Thüringen verletzten Menschen 14 Polizisten. In Sachsen gab es zwei Abende in Folge Zusammenstöße.
Bennewitz - Gleich mehrfach sind am Wochenende in Deutschland Proteste gegen Corona-Maßnahmen eskaliert. Besonders heftig gestaltete sich die Lage an Orten im Osten Deutschlands. Als Reaktion auf die Auflösung von Protesten mit Angriffen auf Polizisten in Bennewitz nahe Leipzig haben am Sonntagabend erneut 350 Gegner von Corona-Maßnahmen protestiert und randaliert. Dabei wurden zwei Journalisten tätlich angegriffen, wie ein Polizeisprecher am Sonntagabend sagte. Zusammenstöße gab es auch in Greiz in Thüringen.
Bennewitz (Sachsen): Corona-Proteste eskalieren zwei Tage in Folge - „Griffen Polizeibeamte an“
Die Ansammlung sei kurz nach Beginn aufgelöst worden. Von einem Teil der Gruppe seien Personalien aufgenommen worden, nachdem es zu Ordnungswidrigkeiten, Beleidigungen, Körperverletzungsdelikten und Widerstand gegen Polizeibeamte gekommen sei. Nähere Angaben sollten im Laufe des Abends folgen.
Zu den Protesten war in sozialen Medien aufgerufen worden, nachdem am Sonntagvormittag zwei Polizisten und zwei Demonstranten im Bennewitzer Ortsteil Schmölen verletzt worden waren. Dort hatten sich rund 25 Menschen versammelt, was nach der Corona-Notfallverordnung nicht gestattet ist. Die Polizei habe daraufhin die Identitäten der Teilnehmer festgestellt. „Diese verhielten sich äußerst unkooperativ, leisteten den Anweisungen keine Folge und griffen die Polizeibeamten an“, teilte Sprecher Chris Graupner mit. Nur durch „ein robustes Vorgehen“ der Einsatzkräfte habe die Lage unter Kontrolle gebracht werden können. Es seien drei Strafanzeigen gestellt worden.
Corona-Demo in Thüringen läuft aus dem Ruder: 14 verletzte Polizisten, 44 Strafverfahren
Ebenfalls bei Protesten gegen die Corona-Politik sind am Wochenende im thüringischen Greiz nach Polizeiangaben 14 Polizisten verletzt worden. Nach Aufrufen in sozialen Medien hatten sich dort am Samstag bis zu 1000 Menschen versammelt, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. An einer Brücke im Stadtgebiet formierten sie sich zu einem Aufzug, den die Einsatzkräfte stoppten. Protestierende versuchten, die Polizeikette zu durchbrechen. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot im Einsatz war und auch einen Wasserwerfer bereithielt, setzte daraufhin Pfefferspray ein.
In auf Twitter verbreiteten Videosequenzen war zu sehen, wie Protestierende mit den Einsatzkräften rangelten, um die Absperrung zu durchbrechen. Ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete von einer aggressiven Stimmung. Es würden Böller gezündet, ein Polizist sei mit einer Flasche beworfen und am Fuß getroffen worden. Auch eine Thermoskanne sei in Richtung der Einsatzkräfte geflogen.
Zwei der verletzten Polizisten seien vorübergehend nicht mehr dienstfähig, hieß es von der Polizei. Eine verletzte Beamtin sei zeitweilig im Krankenhaus behandelt worden. Die Polizei stellte die Identität von 207 Protestierenden fest, sprach 108 Platzverweise aus und leitete 44 Strafverfahren ein. Außerdem liefen 47 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten.
Corona-Proteste in Deutschland: Innenministerin Faeser appelliert zu Abgrenzung nach rechts
Mehrere Corona-Demonstrationen gab es am Wochenende auch in Bayern. Größere Eskalationen blieben aus, allerdings schritt die Polizei mehrfach wegen Regelverstößen ein - unter anderem hatte eine Frau nach Polizeiangaben ein verbotenes Symbol präsentiert.
Die neue Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)* rief Teilnehmer von Protesten gegen die Corona-Maßnahmen zu einer stärkeren Abgrenzung von Rechtsextremisten und sogenannten Reichsbürgern auf. „Rechtsextremisten und Reichsbürger versuchen, die Bewegung zu durchsetzen, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen“, sagte Faeser den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Leider grenzen sich die bürgerlichen Demonstrationsteilnehmer noch immer zu wenig von diesen Leuten ab.“ (dpa/fn) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.