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Schülerin (9) spricht Türkisch und bekommt Strafarbeit von Lehrerin: Jetzt wehren sich die Eltern

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Von: Michelle Brey

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Schülerinnen und Schüler mit Masken gehen einen Schulgang entlang.
Eine neunjährige Schüler musste eine Strafarbeit schreiben, weil sie auf dem Schulhof Türkisch sprach. (Symbolbild) © Lm Otero/AP/dpa

Weil ein Mädchen auf dem Schulhof Türkisch sprach, musste sie eine Strafarbeit schreiben. Der Fall beschäftigt mittlerweile die Schulaufsichtsbehörde, einen Anwalt und das Regierungspräsidium.

Blumberg/Heidelberg - Inmitten der Coronavirus*-Pandemie sorgt in Baden-Württemberg eine Strafarbeit, die eine neunjährige Schülerin von ihrer Lehrerin erhalten hat, für Gesprächsstoff. Weil sich das Mädchen auf dem Schulhof der Grundschule im Schwarzwaldort Blumberg wiederholt auf Türkisch unterhalten haben soll, musste sie eine schriftliche Strafarbeit schreiben.

Wie unter anderem der „Spiegel“ berichtete, hatten Mitschüler das Gespräch auf Türkisch mitbekommen und sich anschließend bei der Lehrkraft beklagt. Das Verhalten der Schülerin entspreche nicht den Klassenregeln, wonach in der Schule Deutsch zu sprechen sei. Dementsprechend musste die Schülerin eine Strafarbeit zum Thema „Warum wir in der Schule Deutsch sprechen“ schreiben.

Deutschpflicht an Grundschule in Baden-Württemberg: Eltern wehren sich gegen Strafarbeit

Knappe vier Wochen liegt die Strafarbeit mittlerweile zurück. Dennoch beschäftigt der Vorfall bis heute nicht nur die Schule, das neunjährige Mädchen und ihre Eltern, sondern auch einen Anwalt und das Regierungspräsidium in Freiburg.
Sei es anfangs nur um die Frage gegangen, ob man einem deutsch-türkischen Mädchen verbieten könne, sich auf dem Schulgelände in seiner Muttersprache zu unterhalten, stehe nun, wie der „Spiegel" weiter berichtet, die Option einer Dienstaufsichtsbeschwerde und einer Klage nach dem Antidiskriminierungsgesetz im Raum.

Schülerin erhält Strafarbeit weil sie Türkisch spricht - Schulaufsichtsbehörde verteidigt Vorgehen

Aus einer Mitteilung der Schulaufsichtsbehörde an das Freiburger Regierungspräsidium geht hervor, dass die Aufsichtsbehörde das Vorgehen der Schule verteidigt. So heißt es unter anderem: „Die Kinder kommen aus 16 Nationen. Unter dieser Voraussetzung ist es für die Verständigung untereinander und für die Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schule wichtig, dass die Kinder und Lehrkräfte eine Sprache sprechen.“
Wie die „Badischen Neuesten Nachrichten“ berichten, liege der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund an der Grundschule bei 43 Prozent. Die Regel, dass alle Kinder in der Schule Deutsch sprechen, sei zu Beginn des Schuljahres so vereinbart worden.

Eltern wehren sich gegen Strafarbeit ihrer Tochter - Anwalt: „Strafarbeit ist rechtswidrig“

„Die Strafarbeit ist rechtswidrig“, sagte hingegen Yalcin Tekinoglu, der beauftragte Anwalt der Eltern des Mädchens. „Und wenn man speziell Türkisch verbietet, andere Sprachen aber nicht, dann hätte der Fall auch eine diskriminierende Komponente“, so der Anwalt weiter. Zudem widerspreche die Stellungnahme der Schule den Darstellungen der Eltern und des Mädchens. Demnach habe man nie von einer derartigen Regel, die zu Beginn des Schuljahres vereinbart worden sei, gehört.
Gegenüber der „Badischen Neuesten Nachrichten“ bestätigte das Regierungspräsidium indes, dass es „kein generelles Verbot, sich in der Schule oder Pause in einer nicht-deutschen Sprache zu unterhalten“ gebe.

Indes macht vielen Eltern die Corona-Krise zu schaffen. Nun schlagen Lehrer Alarm, Ärzte warnen. Droht Eltern nun ein Horror-Szenario? *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Netzwerks (mbr)

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