Nach Protest gegen Ukraine-Krieg: Bekannte Journalistin flieht mit Tochter aus Russland

Die russische Journalistin Marina Owsjannikowa ist mit ihrer Tochter aus Russland geflohen. Sie stand nach ihrem Protest gegen den Ukraine-Krieg unter Hausarrest.
Moskau – Die durch ihren Live-Protest gegen den Militäreinsatz in der Ukraine bekannt gewordene Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa ist mit ihrer Tochter aus Russland geflohen. „Owsjannikowa und ihre Tochter haben Russland verlassen“, sagte ihr Anwalt Dmitri Sachatow am Montag (17. Oktober) der Nachrichtenagentur AFP. „Sie sind jetzt in Europa. Es geht ihnen gut.“
Owsjannikowa stürmte aus Protest gegen den Ukraine-Krieg im März eine Live-Übertragung in Moskau. Sie war im Anschluss unter anderem unter Hausarrest gestellt worden und steht auf einer Fahndungsliste. Nach eigenen Angaben floh die 44-Jährige Anfang Oktober aus dem Hausarrest.
Nach Protest gegen Ukraine-Krieg: Journalistin Owsjannikowa mit Tochter aus Russland geflohen
„Ich betrachte mich als völlig unschuldig und da unser Staat sich weigert, sich an seine eigenen Gesetze zu halten, weigere ich mich seit dem 30. September 2022, mich an die mir auferlegte Zwangsmaßnahme in Form von Hausarrest zu halten, und ich entlasse mich selbst aus diesem“, schrieb Owssjannikowa am 5. Oktober im Nachrichtendienst Telegram.
Der Arrest ist Teil eines Strafverfahrens, in dem sie wegen der Verbreitung von angeblichen Falschinformationen über die russischen Streitkräfte angeklagt ist. Dabei drohen ihr der Agentur Interfax zufolge zwischen fünf und zehn Jahren Haft.
Nach Protest gegen Ukraine-Krieg: Journalistin flieht aus Russland
Die bis dahin als linientreu geltende Mitarbeiterin des Ersten Kanals des russischen Staatsfernsehens hatte Mitte März in einer Nachrichtensendung ein Anti-Kriegs-Plakat in die Kamera gehalten. Danach hielt sie sich einige Monate im Ausland auf und arbeitete zeitweilig für die deutsche Zeitung Die Welt. Mitte Juli protestierte sie in Sichtweite des Kremls erneut gegen den Krieg.
In der Zeit ihres Hausarrests hätten die Ermittler unter Berufung auf Verteidigungsminister Sergej Schoigu und seinen Sprecher Igor Konaschenkow versucht, so zu tun, als sei im Krieg in der Ukraine kein einziges Kind gestorben, schrieb Owsjannikowa Anfang Oktober. (sne/AFP)