Lauterbach: Corona-Impfung alle drei Monate „medizinisch unsinnig“ – dennoch gilt Ausnahme im Herbst
Im Herbst könnte die Maskenpflicht zurückkehren – mit Ausnahmen für frisch Geimpfte. Eine Impfung alle drei Monate sei allerdings unnötig, erklärt Lauterbach.
Berlin - Der Herbst steht vor der Tür – und bei vielen Experten damit auch die Sorge vor einer neuen Corona-Welle. Die ersten Pläne für mögliche Maßnahmen sind bereits erstellt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) haben in der vergangenen Woche das neue Infektionsschutzgesetz vorgestellt. Im Falle einer angespannten Corona-Lage kann es unter anderem zur Rückkehr der Maskenpflicht in Innenräumen – also Restaurants oder Kultur- und Sportveranstaltungen – kommen. Ausnahmen sind unter anderem für frisch Geimpfte und Genesene vorgesehen. Das sorgt für Kritik.
Corona-Plan für den Herbst: Kritik an Maskenpflicht-Ausnahme für frisch Geimpfte
„Wir begrüßen, dass eine Maskenpflicht in Innenräumen weiter möglich sein soll“, sagte beispielsweise Gerald Gaß, Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, der Rheinischen Post. „Die Ausnahmen für Geimpfte sind aber völlig unpraktikabel und widersprechen deshalb dem Ziel eines guten Infektionsschutzes“, bemängelte er.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) nannte die Ausnahmen von der Maskenpflicht für frisch Geimpfte und Genesene „fragwürdig“. Ein Drei-Monats-Impfintervall widerspreche den aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko).
Lauterbach: Corona-Impfung alle drei Monate „medizinisch unsinnig“
Lauterbach, der sich gerade selbst von einer Corona-Infektion erholt, äußerte sich am Dienstagabend (9. August) in den ARD-„Tagesthemen“ zur Kritik an der Ausnahmeregelung. „Die Ausnahme ist nicht so zu verstehen, dass sich dann Leute alle drei Monate impfen lassen sollen“, betonte der Gesundheitsminister. Eine Corona-Impfung alle drei Monate sei abwegig und wäre auch „medizinisch unsinnig“.
Die Maske werde „im Herbst die Regel sein“, erklärte Lauterbach. „Am Anfang werden ja die Allerwenigsten frisch geimpft sein.“ Man könne froh sein, wenn sich überhaupt genug Leute impfen ließen. Zu häufiges Impfen, „das wird nicht vorkommen“, sagte der Gesundheitsminister weiter. Die Ausnahmeregelung sorge für zusätzliche Sicherheit, erklärte er bereits nach der Gesundheitsministerkonferenz am Dienstag. „Von einem frisch Geimpften geht selbst dann ein relativ geringes Infektionsrisiko aus, wenn er keine Maske trägt“, so Lauterbach.

Vierte Corona-Impfung: Lauterbach fordert klare Ansage der Stiko
Der SPD-Politiker äußerte sich in den ARD-„Tagesthemen“ auch zur Frage einer vierten Corona-Impfung. Älteren und Menschen mit Risikofaktoren empfehle er, nicht zu warten und die Impfung bereits jetzt auffrischen zu lassen. „Da kann man sonst einen Fehler machen, den man teuer bezahlt“, warnte Lauterbach. Bis die neuen Impfstoffe kämen – etwa gegen Ende September, Anfang Oktober – sei das „einfach noch zu lange hin bei der hohen Inzidenz, die wir derzeit haben“.
Bei jüngeren Menschen könne es hingegen Sinn machen, „dass man noch etwas zuwartet“, so Lauterbach. Mitte Juli erklärte der Gesundheitsminister in einem Spiegel-Interview zur vierten Corona-Impfung, wolle man den Sommer ohne das Risiko einer Erkrankung genießen, dann würde er „in Absprache natürlich mit dem Hausarzt auch Jüngeren die Impfung empfehlen“. Im ZDF-„heute journal“ stellte er nun klar: „Ich habe nicht gesagt, für alle die vierte Impfung. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass wir auch eine Botschaft für die unter 60-Jährigen oder die unter 70-Jährigen benötigen.“ Zur vierten Impfung brauche es von der Stiko „tatsächlich eine Ansage, wer soll sich impfen lassen und wer nicht.“ (ph/dpa)