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Kein Rettungswagen geschickt: Junge (3) stirbt - Feuerwehr sieht Fehler nicht bei Leitstelle

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Von: Diana Rissmann

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Rettungswagen
Fehlentscheidung oder tragischer Verlauf? Die Rettungsleitstelle der Stadt Brandenburg entscheidet sich keinen Rettungswagen zu schicken - Stunden später ist ein Junge (3) tot. (Symbolbild) © Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

In Rettungsleitstellen muss oft unter Hochdruck entscheiden werden - eine Fehlentscheidung hat nun offenbar zum Tod eines Kindes in Brandenburg geführt.

Brandenburg - Ein kleiner Junge (3) stirbt kurz vor Weihnachten - hätte er gerettet werden können, wenn ein Krankenwagen geschickt worden wäre? Mit dieser Frage beschäftigt sich jetzt ein Ermittlungsverfahren.

Was war passiert? Am 21. Dezember geht nachts bei der Rettungsleitstelle in Brandenburg an der Havel ein Notruf ein. Geschildert wird, dass ein dreijähriger Junge hohes Fieber hat, sich übergeben müsse und er Herzkrank sei. Der Disponent in der Leitstelle fragt professionell die Symptome ab. Dann soll sich während des Gesprächs ein Familienmitglied eingemischt haben. Es gehe dem Jungen schon wieder besser, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Das bestärkte den Disponenten darin, dass seine Ersteinschätzung richtig gewesen ist“, sagte die Pressestelle gegenüber RTL.de zu dem Fall. Daraufhin entschied er sich keinen Rettungswagen zu schicken.

Allerdings machte er die Familie darauf aufmerksam, sich bei einer Verschlechterung des Zustandes des Kindes jederzeit wieder zu melden oder sich beim Bereitschaftsarzt unter der bundesweiten Rufnummer 116 117 zu melden. Doch der nächste Anruf kam erst am morgen des 22. Dezember - zu spät. Diesmal wurde ein Rettungswagen entsendet, doch die Sanitäter fanden den Jungen leblos vor - später wurde in einem Klinikum sein Tod festgestellt, wie der RND berichtet.

Junge tot, weil kein Rettungswagen kam - Fehlentscheidung oder tragischer Verlauf?

Laut der Märkischen Allgemeinen Zeitung wurde ein Ermittlungsverfahren zur Todesursache eingeleitet. Dazu hat sich mittlerweile auch Thomas Barz (CDU) zu Wort gemeldet. Barz ist als Beigeordneter für Leitstelle, Rettungsdienst und Feuerwehr in Brandenburg an der Havel zuständig. Er bestätigt gegenüber dem RND den Vorfall: „Es ist nur furchtbar. Es gab eine Indikation, also Schlagwörter, auf die ein Disponent zu reagieren hat. Warum er sich am Ende anders entschieden hat, können wir noch nicht nachvollziehen. Es ist allerdings eine ganz sensible Arbeit in der Leitstelle. Ich hätte wohl aus dem Bauch heraus die Rettung rausgeschickt, auch wenn sie womöglich vergeblich gefahren wäre.“

Die Pressestelle der Feuerwehr erklärt in einer Stellungnahme gegenüber RTL.de das aktuelle Vorgehen und betont, dass sich das Ermittlungsverfahren nicht gegen den Disponenten richtet. Demnach hätte auch ein zweites Abfragesystem des aufgenommenen Gesprächs zum gleichen Ergebnis geführt. Zudem hätte auch der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Brandenburg die Aufnahme des Anrufs gehört und die Einschätzung des Disponenten geteilt: „Vom erzielten Abfrageergebnis ist aus streng medizinischer Sicht die Handlungsweise des Disponenten hier nicht zu beanstanden.“

Das Ermittlungsverfahren läuft. Der Disponent wurde nach dem Vorfall durch ein Einsatznachsorgeteam betreut und zunächst vom Dienst freigestellt.

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