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1. Mai-Feiertag fällt auf Sonntag: Politiker mit dringender Forderung

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Von: Isabel Wetzel

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Bunte Bänder eines Maibaumes flattern vor dem blauen Himmel: 2022 fällt der 1. Mai-Feiertag auf einen Sonntag.
2022 fällt der 1. Mai-Feiertag auf einen Sonntag und entfacht erneut die Debatte, ob Wochenend-Feiertage nachgeholt werden sollten. © Federico Gambarini/dpa

Immer wieder fallen Feiertage wie der Tag der Arbeit (1. Mai) auf Wochenenden und gehen Arbeitnehmern verloren. Politiker fordern, dass sie an Werktagen nachgeholt werden.

Berlin – Ausgerechnet der 1. Mai, der Tag der Arbeit, fällt dieses Jahr mal wieder auf einen Sonntag – und ist damit nicht der einzige Feiertag, der Arbeitnehmern in Deutschland als zusätzlicher freier Tag durch die Lappen geht. Auch der erste Weihnachtsfeiertag am 25. Dezember ist 2022 ein Sonntag. Nun werben einige Politiker dafür, solche entgangenen freien Tage nachzuholen.

In vielen Ländern – unter anderem in Belgien, Spanien und Großbritannien – ist es bereits Praxis, dass Feiertage, die an einem Wochenende liegen, am darauffolgenden Werktag nachgeholt werden. Doch ist Deutschland reif dafür? Die Stimmung scheint bei diesem Thema in den vergangenen Jahren gekippt zu sein, wie aktuelle Umfragen zeigen.

Die Regelung würde selbstverständlich nur für die Feiertage gelten, die an ein Datum, nicht aber an einen Wochentag gebunden sind. So fällt Karfreitag beispielsweise immer auf einen Freitag, Pfingstmontag auf einen Montag oder Christi-Himmelfahrt auf einen Donnerstag. Und auch Ostersonntag wäre von der Nachhol-Regelung für Feiertage ausgeschlossen.

FeiertagWochentag 2022
1. Januar (Neujahr)Samstag
6. Januar (Dreikönig)Donnerstag (Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen-Anhalt)
8. März (Weltfrauentag)Dienstag (nur Berlin)
1. Mai (Tag der Arbeit)Sonntag
15. August (Mariä Himmelfahrt)Montag (Saarland, Bayern)
20. September (Weltkindertag)Dienstag (nur Thüringen)
3. Oktober (Tag der deutschen Einheit)Montag
31. Oktober (Reformationstag)Montag (Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen)
1. November (Allerheiligen)Dienstag (Baden-Württemberg, Bayern, NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland)
16. November (Buß- und Bettag)Mittwoch (Sachsen, Schulfrei in Bayern)
25. Dezember (1. Weihnachtsfeiertag)Sonntag
26. Dezember (2. Weihnachtsfeiertag)Montag
1. Januar (Neujahr)2023: Sonntag

Feiertage nachholen: Fehlende freie Tage bedeuten mehr Stress und weniger Erholung

Die Linke werde zeitnah parlamentarisch tätig werden, „damit künftig keine Feiertage mehr ausfallen und der soziale Zusammenhalt im Land gestärkt wird“, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion im Bundestag, Jan Korte, am Montag (25.04.2022) der Rheinischen Post. Bis dies gesetzgeberisch geregelt sei, fordere er „die Unternehmer auf, dass sie den Beschäftigten als Ersatz und Corona-Bonus zeitnah einen zusätzlichen arbeitsfreien Tag geben“.

Korte sagte, jeder verlorene Feiertag bedeute mehr Stress und weniger dringend benötigte Erholung von den Belastungen durch Arbeit und Pandemie. Speziell der 1. Mai habe „als Kampf- und Feiertag“ eine besondere Bedeutung für Arbeitnehmer. An dem Tag kommt es in der Regel deutschlandweit zu zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen. Nachdem 2020 wegen Corona viele Veranstaltungen abgesagt worden waren, konnte der 1. Mai 2021 wieder wie gewohnt stattfinden. Dabei kam es bei zahlreichen Demonstrationen in Deutschland zu massiven Ausschreitungen.

Die Arbeitsmarktexpertin der Grünen, Beate Müller-Gemmeke, sagte der Rheinischen Post: „Natürlich ist es für Beschäftigte ärgerlich, wenn gerade der Tag der Arbeit, der Feiertag am 1. Mai, auf einen Sonntag fällt.“ Es sei jetzt an der Zeit, „gesellschaftlich darüber zu diskutieren, dass Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, nachgeholt werden können, wie es bereits in einer ganzen Reihe von Ländern der Fall ist“, sagte Müller-Gemmeke.

Umfrage: Hälfte der Deutschen ist dafür Wochenend-Feiertage nachzuholen

Eine Yougov-Umfrage ergab 2021, dass die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland dafür wäre, dass bundesweite Feiertage, sofern sie auf ein Wochenende fallen, am darauffolgenden Montag als freie Tage nachgeholt werden sollten. Rund ein Drittel der Befragten in Deutschland stand dem Vorschlag eher ablehnend gegenüber. Fünf Jahre zuvor kam eine Yougov-Umfrage noch zu dem Ergebnis, dass knapp mehr als die Hälfte der Deutschen ab 18 Jahre es wenig sinnvoll fände, diese Nachholregelung auch in Deutschland einzuführen.

Laut einem Pro & Contra des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bringt IW-Arbeitszeitexperte Christoph Schröder die internationale Wettbewerbsfähigkeit gegen eine solche Regelung als Argument in Stellung: „Deutschland weist in der EU die kürzeste Jahresarbeitszeit auf und hat gleichzeitig zusammen mit Dänemark die meisten Frei-Tage. Und Belgien, Luxemburg und das Vereinigte Königreich kommen selbst mit den Nachhol-Feiertagen auf keine höheren Werte als Deutschland.“ Lediglich Spanien liege mit 14 Feiertagen weit vorn, dort hätten Arbeitnehmer durchschnittlich aber lediglich 22 Urlaubstage zur Verfügung, so Schröder. (iwe/dpa)

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