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Maskenpflicht in Verkehrsmitteln bleibt: „Flickenteppich an Regelungen, die kein Reisender mehr versteht“

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Von: Patrick Huljina

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In vielen Bereichen ist die Maskenpflicht in Deutschland bereits gefallen, in den Verkehrsmitteln noch nicht – und dabei bleibt es vorerst auch.

Berlin - Am Mittwoch (11. Mai) verkündeten EU-Behörden Lockerungen bei der Maskenpflicht mit Blick auf das Coronavirus. Ab kommendem Montag (16. Mai) nehmen die Luftsicherheitsagentur EASA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC die generelle Empfehlung zum verpflichtenden Maskentragen in Flughäfen und Flugzeugen zurück. In Deutschland soll die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln allerdings weiterhin gelten. Das bekräftigte unter anderem Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Maskenpflicht in Flugzeugen, Bus und Bahn - Lauterbach „fehlt der Spielraum“

Mit täglich bis zu 150 Corona-Toten und einer immer noch sehr hohen Inzidenz „fehlt der Spielraum, auf Masken im öffentlichen Verkehr zu verzichten“, schrieb Lauterbach via Twitter. Auch der Grünen-Experte Janosch Dahmen sagte der Deutschen Presse-Agentur, es wäre unvernünftig, die Maskenpflicht schon jetzt aufzuheben. „Wir brauchen Schutzmasken in Bahn und Bus für einen sicheren Sommer.“ Gedränge in Fahrzeugen ermögliche dem Coronavirus ideale Bedingungen. „Die Pandemie mag manchem aus dem Sinn sein, sie ist aber nicht aus unserem Leben verschwunden“, so Dahmen.

Die bundesweite Maskenpflicht in Flugzeugen und Fernzügen ist im Infektionsschutzgesetz vorerst bis 23. September festgelegt. Im öffentlichen Nahverkehr mit Bussen und Bahnen können die Länder jeweils eine Maskenpflicht anordnen. Die Lockerung der Empfehlung für den Flugverkehr durch die EU-Behörden sorgte hierzulande für Diskussionen. Demnach soll eine Maskenpflicht in den Maschinen weiterhin gelten, wenn am Abflug- oder Zielort eine solche Pflicht besteht. Politiker und Experten fürchten ein Durcheinander im internationalen Verkehr.

Viele Menschen steigen am Alexanderplatz in eine S-Bahn ein und aus.
Die Maskenpflicht in Verkehrsmitteln bleibt in Deutschland vorerst bestehen. (Symbolbild) © Christoph Soeder/dpa

Maskenpflicht im Flugverkehr: Politiker und Experten fürchten „Flickenteppich“

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte daher gefordert, die Maskenpflicht in Bussen, Bahnen und Flugzeugen zu beenden. Er bekräftigte, es gehe um ein einheitliches Vorgehen in Europa. Es sei schwierig in Flugzeugen, wenn die Leute verwirrt seien: „In manchen Ländern muss man keine Maske tragen. Wenn man in Deutschland einsteigt, soll man eine Maske tragen“, sagte der FDP-Politiker in der ARD. „Es gibt ja kein deutsches Coronavirus, sondern es ist ein einheitliches Problem in Europa.“

Der Deutsche Reiseverband warnte vor einem „Flickenteppich an Regelungen bei Reisen in Europa, die kein Reisender mehr versteht und nachvollziehen kann“. Die Maskenpflicht für Flüge sollte auch in Deutschland enden, um aufkeimende Reiselust nicht erneut zu dämpfen. Die Pilotengewerkschaft „Vereinigung Cockpit“ forderte ebenfalls eine schnellstmögliche Abschaffung. „Unsere Passagiere sind so international wie die gesamte Branche, Insellösungen sind da nicht praktikabel“, erklärte Präsident Stefan Herth. Er warnte vor Konflikten mit Gästen und zu erwartenden Verspätungen vor der Reisesaison.

Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln: FDP-Vize Kubicki wirft Lauterbach „Panikmache“ vor

„Harmonisierung macht Sinn, wenn die Pandemie vorbei ist. Das ist jetzt noch nicht der Fall“, entgegnete Lauterbach auf Twitter. Das Gesundheitsministerium bekräftigte, die Maskenpflicht in Flugzeugen, die in Deutschland landen oder starten, entspreche weiter der EU-Empfehlung. Grünen-Experte Dahmen sagte: „Die europäischen Empfehlungen schließen eine nationale Maskenpflicht ausdrücklich mit ein.“ Die derzeitige Pandemie-Lage gebe keinen Anlass für vorzeitige Änderungen des Infektionsschutzgesetzes.

FDP-Vize Wolfgang Kubicki warf Lauterbach und Dahmen hingegen „weitgehend unbelegte Panikmache“ vor. Nach der Abschaffung der Maskenpflicht im öffentlichen Raum seien die Infektionszahlen gesunken. Für den Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, wäre ein Ende der Maskenpflicht zumindest in Flugzeugen vertretbar. „Medizinisch geboten ist die Maskenpflicht etwa in Flugzeugen nicht. In Flugzeug-Kabinen wird die Luft alle vier Minuten ausgetauscht“, sagte er der Rheinischen Post.

In vielen Teilen Deutschlands ist die allgemeine Maskenpflicht für Veranstaltungen oder beim Einkaufen seit Anfang April weggefallen. Unabhängig von den staatlichen Vorgaben gibt es an einigen Orten allerdings weiterhin Schutzregeln mit Maskenpflichten – beispielsweise in Kultureinrichtungen. (ph mit dpa)

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