ESC 2023 nicht in der Ukraine

EBU erwägt, dass Großbritannien nun als Zweitplatzierter einspringt
Frankfurt -Einen Eurovision Song Contest (ESC) in der Ukraine wird es im Mai 2023 nicht geben, obwohl die ukrainische Band "Kalush Orchestra" mit dem Lied "Stefania" den diesjährigen Gesangswettbewerb gewonnen hat. Diese Entscheidung gab die Europäische Rundfunkunion (European Broadcasting Union, abgekürzt EBU) als Veranstalter gestern bekannt.
Kurz nach dem Sieg am 14. Mai hatte sich "Kalush Orchestra" in Turin noch überzeugt gezeigt, den Wettbewerb in ihre Heimat zu holen. Sogar Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte an: "Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision! Zum dritten Mal in unserer Geschichte." Das Land hatte bereits zwei Mal gewonnen und dadurch Kiew 2005 und 2017 zum Austragungsort gemacht. Doch inzwischen habe die EBU alle Optionen erwogen, heißt es auf deren Website. Die Organisation, ein Zusammenschluss von 69 Rundfunkanstalten, betonte: Es sei zwar Tradition, dass das Gewinnerland den nächsten ESC ausrichte. Doch angesichts der russischen Invasion habe man sich "mit großem Bedauern" dagegen entschieden.
Die Sicherheit sei nicht zu gewährleisten. Außerdem würde eine so große Veranstaltung zwölf Monate Vorbereitung erfordern, was unter den derzeitigen Umständen nicht möglich sei. Solange Kriegsrecht herrscht, sind Großveranstaltungen in der Ukraine ohnehin verboten, es gelten nächtliche Ausgangssperren.
Der ukrainische Kulturminister Olexander Tkatschenko forderte dennoch die Rücknahme der Verlegung und zusätzliche Gespräche. "Wir meinen, dass wir alle Verpflichtungen erfüllen können", schrieb er auf Facebook. Die EBU plant jedoch nun Gespräche mit der britischen BBC. Großbritanniens Kandidat Sam Ryder hatte in Turin mit "Space Man" den zweiten Platz belegt.
Fünfmal kam es seit Einführung der Gewinner-Gastgeberland-Regel bisher vor, dass ein anderes Land für den Sieger als Veranstalter einsprang - etwa aus finanziellen Gründen. Das letzte Mal waren es die Niederlande 1980 für Israel.
Unter den Tisch fallen soll der Sieg von "Kalush Orchestra" aber keineswegs. "Es ist unsere erklärte Absicht, dass der Gewinn der Ukraine sich in den Shows des nächsten Jahres widerspiegelt", schreibt die EBU. Das habe bei den Gesprächen Priorität.
Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon zeigte am Freitag schon gleich Bereitschaft, den ESC etwa nach Glasgow zu holen. Im Blog "ESC kompakt" war bereits über diese Stadt spekuliert worden. Wichtiges Kriterium: Dort sei eine große, für den Song Contest geeignete Halle den ganzen Mai über frei.