1. Gießener Allgemeine
  2. Panorama

„Stiller Killer“ Bluthochdruck bleibt oft unentdeckt: So erkennen Sie die Erkrankung

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Christine Steines

Kommentare

Der Blutdruck ist elementar wichtig für die Gesundheit - zu hoch darf er nicht sein. Zu niedrig aber auch nicht.
Der Blutdruck ist elementar wichtig für die Gesundheit - zu hoch darf er nicht sein. Zu niedrig aber auch nicht. © Red

Bluthochdruck verläuft häufig lange Zeit unentdeckt. Er gilt als wesentlicher Grund für einen vorzeitigen Tod und ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz- und Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Hirnblutung, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder andere Erkrankungen wie Nierenversagen. Er ist ein »stiller Killer«.

Etwa 20 bis 30 Millionen Erwachsene in Deutschland haben einen zu hohen Blutdruck. Fragen zu diesem Thema beantwortet Prof. Michael Schoppet. Der Kardiologe ist Chefarzt am Evangelischen Krankenhaus Agaplesion.

Herr Prof Schoppet, warum ist Bluthochdruck eigentlich so gefährlich?

Bluthochdruck wird auch als »stiller Feind« bezeichnet, weil auch bei hohen Blutdruckwerten eine Vielzahl von Patienten keine Beschwerden haben. Mit der Zeit kann es aber zu gravierenden Folgen kommen. Die Liste der Gefahren ist lang: Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer starken Belastung für die Gefäße, und es kommt zu Schäden an wichtigen Organen wie Gehirn, Herz, Nieren und Augen. Daher ist es wichtig, regelmäßig den Blutdruck zu messen.

Wie macht sich Bluthochdruck bemerkbar?

Manchmal eben lange Zeit gar nicht, das ist das Problem. Allerdings können bei erhöhten Blutdruckwerten auch Beschwerden wie Schlafstörungen, Nervosität, Herzklopfen, Schwindel, Kopfschmerzen oder eine verminderte Leistungsfähigkeit auftreten, die dann schließlich zur Diagnose führen.

Zu hoher Blutdruck: Brustschmerzen und Lähmungserscheinungen als Vorboten des Unglücks

Gibt es körperliche Vorzeichen, die vor einer gefährlichen Entwicklung warnen?

Als Vorbote für drohende Komplikationen können Brustschmerzen oder Lähmungserscheinungen auftreten, die dann dringend von einem Arzt abgeklärt werden sollten. Leider führen oft erst die Folgeerkrankungen eines unbehandelten Hochdrucks wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen oder ein Verschluss der Beingefäße Betroffene zum Arzt, bevor der Hypertonus überhaupt diagnostiziert wird.

Prof. Michael Schoppet Kardiologe
Prof. Michael Schoppet Kardiologe © Red

Was sind die wichtigsten Ursachen?

Zu 90-95 Prozent die genetische Disposition, also das, was wir von unseren Vorfahren mitbekommen haben. Auf der anderen Seite gibt es auch Erkrankungen, in deren Folge sich ein Bluthochdruck entwickeln kann, bei denen eine Therapie aber den Bluthochdruck »mitbehandelt«. Zudem steigt der Blutdruck mit dem Alter an, aber vor allem spielt der Lebenswandel eine Rolle, also Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen und ungesunde Ernährung bzw. Alkohol. Ebenso können bestimmte Medikamente Bluthochdruck auslösen.

Was sollten Patienten bei der Ernährung beachten?

Das was die meisten wissen, was aber im Alltag nicht immer umgesetzt wird - mediterrane Kost, Obst und Gemüse, wenig Kochsalz. Moderater Kaffeekonsum ist möglich, regelmäßiger Alkoholkonsum sollte vermieden werden.

Wieso führt Bewegungsmangel zu hohem Blutdruck?

Körperliche Bewegung und Sport erhöhen den Blutdruck kurzfristig, da der Körper mehr Blut durch den Kreislauf pumpen muss. Auf Dauer sorgt regelmäßige Bewegung aber dafür, dass der Blutdruck sinkt - denn Bewegung trainiert die Blutgefäße und macht sie elastischer. Zu den besten Ausdauersportarten zählen Wandern, zügiges Gehen, Joggen, Fahrradfahren und Nordic Walking.

Bluthochdruck: Luftverschmutzung und Verkehrslärm erhöhen Risiko

Wie wirkt Stress auf den Blutdruck?

Während ein kurzfristiger Blutdruckanstieg bei Stress ein sinnvoller Mechanismus ist, um den Körper besonders leistungsfähig zu machen, macht eine Dauerbelastung krank. Die permanente Überaktivierung des Nervensystems führt dazu, dass sich der Körper auf das erhöhte Stressniveau einstellt und der Blutdruck dauerhaft erhöht ist. Dazu löst das Nervensystem über den Sympathikus ein Signal aus - der Körper schüttet die Stresshormone Adrenalin und Cortisol aus, das Herz pumpt schneller, das Blutvolumen nimmt zu, kleine Gefäße verengen sich. Das belastet Herz und Gefäße.

Spielen auch Umweltprobleme bei der Entstehung eine Rolle?

Wer langfristig Luftverschmutzung und Verkehrslärm ausgesetzt ist, hat ein höheres Risiko für Bluthochdruck. Die beiden Faktoren wirken sich vermutlich auf unterschiedlichen biologischen Wegen auf das Herz-Kreislauf-System aus. Während Schadstoffe in der Luft Entzündungsprozesse und Funktionsstörungen der Gewebe auslösen, ist Straßenlärm vorrangig ein Stressor für Hormon- und Nervensystem, was dann ebenfalls Bluthochdruck begünstigt.

Auch interessant

Kommentare