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„Genauso sensibel wie PCR-Test“: Neue Maske mit eingebautem Corona-Test

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Von: Alexander Gottschalk

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So sieht der Prototyp der in den USA entwickelten Maske aus, die einen eingebauten Corona-Test hat.
So sieht der Prototyp der in den USA entwickelten Maske aus, die einen eingebauten Corona-Test hat. © Felice Frankel and MIT News Office

US-Forscher haben jetzt eine Maske entworfen, die einen eingebauten Coronatest hat. Sie soll so gut sein wie ein PCR-Test.

Massachusetts – Forscher aus den USA haben eine neue Methode entwickelt, um Menschen auf das Coronavirus zu testen und ihnen gleichzeitig einen unangenehmen Nasenabstrich zu ersparen. Eine spezielle Gesichtsmaske soll innerhalb von nur 90 Minuten erkennen, ob jemand mit Sars-CoV-2 infiziert ist. Der Test sei „genauso empfindlich wie der Goldstandard, der hochsensible PCR-Test“, teilten die Wissenschaftler mit, die vom MIT und von Harvard kommen und ihre Ergebnisse Ende Juni (28.06.2021) in der Fachpublikation „Nature Biotechnology“ veröffentlichten. Ihre Technik könnte auch dazu dienen, andere Erreger als Corona nachzuweisen – denn zu diesem Zweck war sie ursprünglich entwickelt worden.

Luis Soenksen, einer der Co-Autoren der Studie, hofft, mit der Testmaske mehr Menschen dazu ermutigen zu können, sich auf eine Corona-Infektion testen zu lassen, wie er dem Magazin „Fast Company“ anvertraute. „Im Grunde muss man so oder so eine Maske tragen“, sagte er. „Also warum nicht eine Maske tragen, die dich gleichzeitig auch testet?“ Zuvor hatten MIT-Forscher auf Papierbasis einen Nachweistest für Ebola und Zika entwickelt, dessen Kerntechnologie nun in der Testmaske verbaut ist. Ein kleiner Sensor, dessen Komponenten bis zur Aktivierung gefriergetrocknet sind, reagiert dabei auf bestimmte Zielmoleküle. In der jüngeren Vergangenheit hatte das Team bereits erfolgreich solche Sensoren in Textilien eingebaut.

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Ziel war es eigentlich, einen Test-Laborkittel für Angestellte des Gesundheitswesens zu entwickeln, da diese im Alltag häufig Krankheitserregern ausgesetzt sind. Als 2020 aber die Pandemie ausbrach, steuerten die Wissenschaftler um: Sie wollten mit ihren tragbaren Sensoren nun das Coronavirus nachweisen. Äußerlich unterscheidet sich die Maske mit eingebauter Testfunktion kaum von den herkömmlichen Mund-Nasen-Bedeckungen der FF2- oder KN95-Klasse. Größter Unterschied: Ein Knopf, über den der Träger den Testvorgang starten kann. Bei Knopfdruck öffnet sich ein Wasserreservoir und startet so eine chemische Reaktion im Maskeninneren, die die ausgestoßene Atemluft analysiert.

So erklären die Wissenschaftler, wie ihre Testmaske funktioniert: Ein eingebauter Sensor entdeckt Viren im Atem des Maskenträgers. Per Knopfdruck kann er ein Wasserreservoir öffnen und damit die Testung starten.
So erklären die Wissenschaftler, wie ihre Testmaske funktioniert: Ein eingebauter Sensor entdeckt Viren im Atem des Maskenträgers. Per Knopfdruck kann er ein Wasserreservoir öffnen und damit die Testung starten. © Zur Verfügung gestellt von den Forschern/MIT

Eine Farbreaktion zeigt nach rund eineinhalb Stunden an, ob sich im Maskeninneren Coronaviren finden lassen. Der Test sei in Sachen Spezifität und Empfindlichkeit „auf Augenhöhe mit modernsten Laboren, außer dass niemand da sein muss“, sagte Soenksen weiter. Laut dem „Ärzteblatt“ ist die Testmaske zwar langsamer als ein Antigentest. Da sie er aber Virusgene nachweise, sei der Test „vermutlich zuverlässiger“. Das deutsche Fachblatt schreibt, der Test könne „im Prinzip die gleiche Genauigkeit wie ein PCR-Abstrich erzielen“. Als Vorteile führt der Bericht eine „angenehmere Anwendung“ und ein schnelleres Ergebnis an.

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Gerade einmal drei Gramm soll die Testeinheit wiegen – und würde eine gewöhnliche Maske so kaum schwerer machen. Die Mund-Nasen-Bedeckungen wären außerdem monatelang bei Raumtemperatur haltbar. „Unser System erlaubt es uns, Diagnostik auf Laborlevel zum normalen Maskentragen hinzuzufügen“, warb Peter Nguyen, Chefautor der Studie, im Magazin „Fast Company“. Ihm schwebt bereits ein – aus seiner Sicht – besonders sinnvolles Einsatzgebiet vor: Nämlich dort, wo lokal Ausbrüche der Corona-Mutanten, etwa der Delta-Variante, auftreten. Hier könnten sich die Menschen „bequem mehrmals am Tag zu Hause testen“. Die verbauten Sensoren sollen auch an Corona-Mutationen anpassbar sein. Die Wissenschaftler suchen derzeit aktiv nach Partnern in der Industrie, um die Testmasken an den Markt zu bringen. (ag)

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